Deutsche Minderheiten schreiben der Bundeskanzlerin – Strategie und Zukunftsplan gefragt



Die Vertreter aus 13 deutschen Minderheiten trafen sich kürzlich in Berlin zum 22. Treffen der Arbeitsgemeinschaft deutscher Minderheiten (AGDM). Die Arbeitsgemeinschaft vereint alle deutschen Minderheiten in der Föderalistischen Union Europäischer Volkgruppen (FUEV) – dem mit über 90 Mitgliedern aus 32 europäischen Ländern größten Dachverband der autochthonen Minderheiten in Europa.

Der Vorsitzende der AGDM, der Ungarndeutsche Dr. Koloman Brenner, zog ein positives Fazit der Tagung. „Trotz der zum Teil sehr unterschiedlichen Ausgangslagen der deutschen Minderheiten in Europa herrscht eine starke Solidarität in unserer Gruppe. Alle deutschen Minderheiten machen sich derzeit Sorgen über die eigene Zukunft. Wir suchen daher den direkten Dialog mit der Bundesregierung, um gemeinsam zu überlegen, wie wir die Zukunft der deutschen Minderheiten in Europa sichern und dabei unsere Kompetenzen, unsere Bedeutung für Deutschland sichtbarer machen“, so Brenner. Deutsche bzw. deutschsprachige Minderheiten gibt es in 27 Ländern. Nur die Roma sind in mehreren Ländern vertreten.

Die AGDM-Vertreter der deutschen Minderheiten aus Dänemark, Estland, Georgien, Kroatien, Lettland, Moldawien, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Slowenien, Ukraine und Ungarn, die im Bundeshaus in Berlin zu einem Parlamentarischen Empfang einluden, haben die Sitzungstage genutzt und einige strategische Überlegungen formuliert. „Wir werden uns direkt an die Bundeskanzlerin und alle relevanten Gremien wenden“, so Brenner und fügt hinzu: „Wir möchten nicht missverstanden werden. Wir sind für die Unterstützung der verschiedenen Bundesregierung durch die Jahre sehr dankbar. Der Bezug zu Deutschland, der deutschen Sprache und der deutschen Kultur ist das tragende Element unserer Arbeit, dadurch sind wir auch in unseren Heimatländern, in denen die Angehörigen der deutschen Minderheiten als Deutsche gelten, mit Deutschland sehr eng verbunden. Daher geht auch ein großer Dank an den Minderheitenbeauftragen, Staatssekretär Dr. Bergner, der unseren Parlamentarischen Empfang ermöglicht hat und auch selbst teilnahm“, so Brenner.

FUEV-Präsident Hans Heinrich Hansen hob in seinem Beitrag beim Parlamentarischen Empfang hervor: „Die deutschen Minderheiten haben sich seit der Wende 1989/1990 nicht zu einer fünften Kolonne entwickelt, wie das viele der Staaten Mittel- und Osteuropas befürchtet hatten. Die deutschen Gemeinschaften sind vielmehr anerkannt Partner und zu einem bereichernden Faktor in ihren jeweiligen Gesellschaften gewachsen. Ich bin selbst viele Jahre Vorsitzender einer solchen Minderheit gewesen – in Dänemark. Wir haben in der Geschichte Glück gehabt. Wir waren nach dem Krieg westlich des Eisernen Vorhanges und Dänemark hat schnell – nur 10 Jahre nach dem Krieg – erkannt, dass man sich nichts vergibt, wenn man der Minderheit hilft, sondern vielmehr auch die Stabilisierung des eigenen Landes mit einem effektiven Minderheitenschutz unterstützt. Ich habe mich oft gefragt, was wäre mit der deutschen Minderheit in meinem Land, Dänemark, geschehen, wenn wir über 40 Jahre nur unter sehr schwierigen Bedingungen oder sogar nur verbotenerweise unsere Sprache und Kultur hätten pflegen können. Daher, liebe Freunde aus den deutschen Minderheiten, die ihr heute so zahlreich erschienen seid: Respekt vor dieser Leistung.“

In einem Gespräch mit dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Hartmut Koschyk, der ehrenamtlicher Vorsitzender des Vereins für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland (VDA) ist, entstand die Idee, die deutschen Minderheiten einmal im Jahr nach Berlin zu laden und den strategischen Dialog mit den verschiedenen Behörden, den Parlamentsfraktionen und Ministerien zu suchen. „Wir freuen uns darüber, dass sich Herr Koschyk bereit erklärt hat die nötigen Gesprächspartner an einen Tisch zu bringen. Wir haben die Anregung aufgegriffen und als AGDM entschieden, einmal jährlich solche „Strategischen Gespräche“ in Berlin zu führen“, so Koloman Brenner.

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