Menschen hinter der Wahlkampagne




Wir fragten… – Am 6. April 2014 wird Ungarn wieder wählen. Dieses Jahr haben die Nationalitäten das erste Mal die Möglichkeit unabhängig von den Parteien eigene Abgeordneten ins Parlament zu schicken. Die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen beauftragte die PTI Communications GmbH in Fünfkirchen mit der Abwicklung ihrer landesweiten Wahlkampagne. Wir sprachen mit der Mitarbeiterin des Teams, Kristina Szeiberling.

Könnten Sie das Team, das hinter der Kampagne steht vorstellen?

Wir sind eine PR-Agentur, die es seit vier Jahren gibt, und eigentlich aus einem Familienunternehmen herausgewachsen ist. Das enge Team besteht aus studierten und erfahrenen Journalisten, PR-Experten, bzw. Marketingfachleuten, aber – eben, weil dies die Art unserer Tätigkeit voraussetzt – arbeiten wir ständig mit weiteren Kollegen, zum Beispiel mit Kameramännern, Cuttern, Grafikern etc. zusammen. Der fachliche Leiter ist übrigens mein Mann. Eine der Stärken von PTI Communications ist, glaube ich, dass wir  – obwohl wir auch an relativ großen Projekten arbeiten – immer noch klein genug sind, um sich um einen jeden Kunden, um ein jedes Projekt gewissenhaft zu kümmern.

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Womit beschäftigt sich die Firma, was für Aufgaben hatten sie bislang bzw. gibt es z.Z. Aufträge, über die Sie gerne berichten würden?

Die drei wichtigsten Tätigkeitsbereiche unserer Agentur sind einmal Filmemachen, zweitens Kommunikations- und Marketingaufgaben von EU-geförderten Projekten zu erledigen, und drittens haben wir ständige Partner – Firmen, Institutionen, sonstige Organisationen, deren Erfolg wir mit kontinuierlicher Beratung in Bezug auf ihrer externen Kommunikation unterstützen. Das schönste an dieser Arbeit ist, dass man am selben Tag am Entwurf eines Flyers über eine touristische Attraktion arbeitet, dann über junge Verbrecher, die in die Gesellschaft zurückgeführt werden sollen, einen Film dreht, und etwas später einen Artikel über eine Investition zur gefahrlosen Ableitung von Niederschlagswasser schreibt. Die Aufgaben sind also sehr vielfältig, wodurch wir Tag für Tag viel Neues dazulernen.

Nach welchem Konzept wurde die Kampagne erarbeitet? Sie hatten wenig Zeit, wie haben  Sie damit begonnen es zusammenzustellen?

Der allererste Schritt war, dass wir mit Herrn Heinek, dem Vorsitzenden der LdU geklärt haben, welche die wichtigsten Botschaften sind, die wir während dieser kurzen, nicht einmal vierwöchigen Kampagne ständig und auf allen Kanälen übermitteln wollen. Wir waren uns mit Herrn Heinek darin einig, dass wir in die Kampagne einige etwas „schrägere”, ungewöhnlichere Elemente mit einbauen, damit wir das Interesse noch effektiver auf unser Anliegen lenken können. Darauf basierend haben wir dann einen Kommunikationsplan erstellt. Grundlegend war, dass wir die Werbung für unser Anliegen in den verschiedenen Fernsehen und Zeitungen unbedingt unterbringen wollten. Der erste und allerwichtigste Schritt war also die Redaktionen zu kontaktieren, und die notwendigen Spots, Videobotschaften, Werbeanzeigen, Artikel und Plakate anzufertigen. Auch eine Facebook-Kampagne haben wir gestartet, und schon währenddessen haben wir mit dem Organisieren einer Flashmob-Aktion begonnen.

Sie erwähnten die Flashmob-Aktion, welche eine Flashmob-Welle im Kreise der Ungarndeutschen verursachte. Nach Fünfkirchen sangen und musizierten die Menschen in Baje und anderen Ortschaften zusammen. Wie kam die Idee, wer nahm an der Durchführung teil? Gibt es interessante Feedback-Informationen dazu? Warum haben Sie gedacht, dass diese Initiative die Richtige wäre bzw. eine Wirkung haben würde?

Ein Flashmob schien sogar aus mehreren Gründen die perfekte Aktion zu sein, um die Aufmerksamkeit auf unser Anliegen zu lenken. Einerseits, weil die Ungarndeutschen gerne singen und musizieren, und eine sehr reichhaltige Musikkultur haben, die gerne gezeigt werden kann. Ein Flashmob ist kurz, dauert nicht länger als einige Minuten, ist aber sonderlich genug, dass auch das Interesse der Medien darauf gelenkt werden kann. An der Aktion in Pécs waren zum Beispiel ausser unserer eigenen fünf Fernsehteams und noch weitere Journalisten dabei, die dann über die Nationalitätenwahl berichteten. Dies war ja eines unserer Ziele mit der Aktion: die Medienöffentlichkeit nämlich. Wobei natürlich mindestens so wichtig war, dass sich mehrere Hundert Leute einige Minuten lang gemeinsam für das gleiche Ziel eingesetzt haben. Auch an dieser Stelle möchte ich mich für all diejenigen bedanken, die dabei waren und die unsere Aktion von der ersten Sekunde an mit voller Kraft unterstützt haben. Die Feedbacks sind ausschließlich positiv. Sehr positiv sogar! Und dass es nach der Aktion in Fünfkirchen eine Fortsetzung gab, und dann noch eine, und noch eine geben wird, freut mich besonders! Mich rührt dieses Engagement der Leute und dieses Zusammengehörigkeitsgefühl, welches bei diesen Aktionen zu spüren ist.

Es fällt auf, dass in der Kampagne mehr auf die Zugehörigkeit zu den Deutschen, als auf politische Begründungen bzw. Erläuterungen das Wert gelegt wurde. Gibt es etwas, was über die Kampagne hinaus auf die Identität abzielt? 

Politische Begründungen und Erläuterungen den Leuten anzubieten – dazu haben wir mit unserer Kampagne jetzt keine Zeit. Darüber hinaus ist es auch nicht unser Auftrag. Dazu hat die Landesselbstverwaltung ihre authentischen Persönlichkeiten, Mitarbeiter und Aktivisten, die das landesweit auf allen Foren tun. Unsere Aufgabe ist, einerseits Sympathie in den Leuten unserem Anliegen gegenüber zu erwecken, die Aufmerksamkeit auf unsere Bestrebungen zu lenken, wobei wir natürlich immer wieder die wichtige Information anbieten, wo man sich eingehender über das Thema erkundigen kann.

Wie erleben Sie diese Wahlkampagne? Sie haben ja einen Einblick, was nur wenige haben?

Unsere Arbeit ist nur ein kleiner Teil eines langen, zusammengesetzten Prozesses, der dazu führt, dass sich Tag für Tag mehrere Dutzend Ungarndeutsche in das Wählerverzeichnis registrieren und dann die ungarndeutsche Liste wählen. Ich habe eigentlich nur auf unseren kleinen Teil einen richtig eingehenden Einblick – die Überzeugung der Leute vor Ort ist ja nicht unsere Aufgabe. Wie ich das ganze erlebe? So etwas wie eine unwichtige Arbeit gibt es bei uns in der Agentur nicht! Selbst der allerkleinste Auftrag ist für uns bedeutend. Doch diese ist für uns, für mich persönlich schon etwas Besonderes! Dass wir das Ungarndeutschtums bei diesem wichtigen Schritt zumindest ein ganz kleines bisschen mit unserer Berufskenntnis unterstützen können, und dass wir aktiv an dem Zustandebringen von Zusammengehörigkeitsgefühl mitwirken können, ist für mich eine besondere Freude. Ich werfe täglich mehrmals einen Blick auf den Stand der Registration, und freue mich immer wieder, wenn diese Zahl deutlich ansteigt.

Monika Ambach

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