In ihrer Einfachheit war alles wunderschön




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Xenia Troszt-Hindulak und Rudolf Hindulak heirateten am 10. April dieses Jahres. Ihre Pläne für eine große Hochzeit strich aber die Pandemie durch, deshalb konnten die Familie und die Verwandten nur im engeren Kreis feiern. Doch die anstehende Hochzeit sprach sich schnell im Dorf herum und viele sind zum Brautschauen gekommen, denn Xenia gab ihrem Auserwählten in einem wunderschönen schwäbischen Trachtenkleid das Jawort. Ihr Hochzeitstag hat all ihre Erwartungen übertroffen, denn in ihrer Einfachheit war alles wunderschön. Die junge Ehefrau befragte Monika Ambach über den großen Tag.

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Ihr stammt aus zwei verschiedenen Ländern, wohnt in einem dritten und zur Vermählung kam es in einer kleinen Ortschaft in der Branau. Wie war das nochmal?

Wir wohnen in Deutschland und trafen uns durch einen ungarischen Freundeskreis. Ich bin in Mohatsch/Mohács geboren, aber habe in meiner Kindheit viel Zeit bei meinen Großeltern in Bawaz/Babarc verbracht. Deswegen wird mir dieses Dorf immer nahe am Herzen liegen. Mein Ehemann kommt aus Oberungarn, aber fährt selten in die Slowakei. Doch in Bawaz sind wir jährlich mehrmals zu Besuch, ich habe viele nahe Verwandte da, folglich war es für uns eindeutig, dass wir unsere bürgerliche Hochzeit dort feiern.

Wie habt ihr euch für die Tracht als Hochzeitskleid entschieden?

Die Idee für die Tracht war eine plötzliche Entscheidung. Da ich wusste, dass es keine große Hochzeit geben kann und wir wegen der Virussituation nicht viele Gäste einladen dürfen, wollte ich kein teueres Kleid mieten. Da kam mir in den Sinn herumzufragen, ob im Dorf jemand ein weißes schwäbisches Hochzeitskleid hätte. Dies war natürlich unmöglich, denn früher war es ja nicht typisch, in Weiß zu heiraten. Der Myrtenkranz hat mir aber schon immer sehr gefallen. Ich warf die Idee meinem jetzt damals Verlobten, der Familie, den Großeltern auf und zu meiner Überraschung waren alle dafür. Die Verwandten zu Hause fragten herum, ob jemand ein altes Kleid hätte. Meine Oma in Mohatsch entschied sich letzten Endes selbst eine Tracht für mich zu nähen. Sie bot sogar an den Kranz zu machen, wenn wir keinen finden. Da mein Mann kein Ungarndeutscher ist, entschied er sich einen sogenannten Bocskai-Anzug machen zu lassen und auch ungarische Stiefel anzuziehen, so kleideten sich auch sein Trauzeuge und seine Eltern in ungarische Volkstracht. Am Tag der Hochzeit besorgte er sich noch in letzter Minute in Fünfkirchen/Pécs einen traditionellen Hut.

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Dein Kleid war traditionell und auch nicht. Hast du es entworfen?

Ich hatte eine grundlegende Vorstellung vom Kleid, aber der wichtigste Aspekt war, dass es weiß ist. Ich wollte nicht schwarz tragen. Meine Oma in Mohatsch stammt aus Sawer/Székelyszabár, also nähte sie ein Kleid, wie man es dort getragen hatte: legte so die Falten usw. Der Kranz, den sie mit einer Verwandten von dort zusammen machte, übertraf all meine Vorstellungen. Es war noch eine Besonderheit, dass es ihr gelungen ist, die selbe Spitze zu besorgen, die auch an dem Body angenäht war, den ich mir bei Zita Bélavári (Designerin aus Mohatsch – Anmerkung der Redaktion) geliehen habe und ich unter dem Juppl trug. Der Oberteil mag zwar modern gewesen sein, aber er war im Einklang mit meiner traditionellen Tracht.

Von deinen Verwandten tanzten bzw. tanzen mehrere z. B. in der Bawazer Tanzgruppe. Aber zu einer Hochzeit kleiden sie sich auch nicht in Tracht, was sagten sie zu der Idee?

Die Idee, uns „anzuziehen”, hat ihnen gut gefallen. Meine Eltern, eine meiner Schwestern, mehrere Verwandte, mein Trauzeuge und seine Familie zogen alle Tracht an. Auch die Jungs und die Mädchen.

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Was meinten die Bawazer und die Bekannten?

Viele waren neugierig auf das Hochzeitskleid, und als wir zum Standesamt gingen, schauten viele zu, oder warteten vor dem Bürgermeisteramt. Später habe ich auch nette Nachrichten bekommen, wie hübsch wir ausgesehen haben, und wie schön es war, eine solche besondere Hochzeit zu erleben, besonders in diesen schwierigen Zeiten voller Einschränkungen.

Hast du es nicht bereut, nicht ein modernes Kleid für den großen Tag gewählt zu haben?

Gar nicht, denn so wurde es zu einem noch mehr einzigartigen Ereignis. Und ich kann dieses Kleid sogar behalten, und später können es meine Schwestern oder meine Töchter, vielleicht meine Enkelin tragen, wenn sie das möchten.

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Wird es noch eine große Hochzeitsfeier geben?

Wir möchten noch eine große Hochzeit feiern, dann werde ich ein modernes Kleid tragen.

Habt ihr außer dem Kleid weitere ungarndeutsche Hochzeitstraditionen übernommen?

Traditionen sind schön, aber wir halten uns nicht an alle fest. Wir haben in mehreren Fällen gesagt, Tradition hin und her, aber wir wollen das anders haben. Wir sind zum Beispiel als Paar Hand in Hand zum Standesamt gelaufen, nicht in der Begleitung einer Brautjungfer und eines Brautführers.
Bevor wir aus dem Haus gekommen waren, wurden drei schwäbische Lieder gespielt – wegen der Pandemie leider nur vom Tonband -, er überreichte meinen Brautstrauß und ich steckte ihm den Blumenanstecher an. Mein Taufpate war mein Trauzeuge, wie es so früher der Brauch war. Darüber hinaus bestand mein Strauß überwiegend aus Rosmarin – meine Mutter und meine Schwiegermutter haben ihn mit weißen Blümchen ein bisschen modern gestaltet -, bzw. die Tisch- und Tortendekoration war aus Spitze und Rosmarin.

Für wie wichtig haltet ihr die Pflege der Traditionen?

Wir pflegen nicht unbedingt alle Traditionen, aber alles hat seine Art und Weise. Daneben formen wir aber einige nach unserem Geschmack – so behalten wir teils die Traditionen, aber wir passen sie unseren eigenen Bräuchen an.

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