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Die 1100 Jahre der deutsch-ungarischen Kontakte, Teil 4
Die Zips lag im nordöstlichen Teil des historischen Ungarns. Das bergreiche Komitat war besonders reich an Mineralien, deren Ausbeutung zu einem beträchtlichen Teil den Zipser Sachsen zu verdanken ist.
Zwischen der Geschichte der Zipser Sachsen und deren siebenbürgische „Namensvetter” sind zahlreiche Parallele zu entdecken. Eine von diesen ist, dass sie auch nicht viel mit den Bewohnern von Sachsen zu tun haben: Sie kamen aus verschiedenen Gebieten nach Ungarn. Wahrscheinlich begann auch ihre Einsiedlung unter König Géza II., obwohl sie sich erst im 13. Jahrhundert in größeren Mengen im Land niederließen, und die Festlegung ihrer Rechte erfolgte auch später, wie die der Siebenbürger Sachsen.
Eine ihrer ersten Erwähnungen ist mit dem Namen von einem bestimmten Propst Adolf verknüpft, der 1209 ein Besitztum am Fluss Popper von Andreas II. erhielt. Der Propst war auf mehrere Weise mit dem Hof verbunden: seine Schwester war eine Hofdame von Königin Gertrudis, sein Vorgänger und gleichzeitig Fürsprecher, Ekbert – Erbauer des Bamberger Doms – war ihr Bruder. Adolf erhielt das Gebiet als erbbarer Besitz, mit dem ausgesprochenen Ziel, es mit deutschen Kolonisten zu besiedeln.
Nicht nur auf ungarisches Gebiet kamen Deutsche: der schlesische Herzog Heinrich I. besiedelte das Dohnsttal, eine polnische Region an der Nordgrenze der Zips. Teilweise um dies auszubalancieren erhielt 1256 Graf Jordan von Gargau einen Besitz in derselben Gegend. Der Zipser Graf war Begründer der Familie Görgey.
Während zu den nördlichen Gebieten der Zips meistens Bauer und Handwerker ankamen, wurden im südlichen Teil zu bedeutendem Anteil bayerische und Tiroler Bergleute angesiedelt. Diese Bergmänner hatten eine grundlegende Rolle in dem Gold- und Silberabbau in Oberungarn, ihre Zentren waren Göllnitz, Schmöllnitz und Zipser Neudorf. Die Händler, die später nach Ungarn kamen, trugen auch wesentlich dazu bei, dass die Zips zu einer städtischen Region wurde.
Einen dem Andreanum der Siebenbürger Sachsen ähnlichen Freibrief erhielten die Zipser Deutschen im Jahre 1271 von Stephan V. In diesem wurde ihnen die freie Richter- und Pfarrerwahl gestattet, der König verzichtete auf die unmittelbare Ausübung seiner Rechte, er wurde vom Grafen von Leutschau vertreten. Eine eigentümliche Lösung war das ius proprium, das heißt, dass das Gewohnheitsrecht der Siedler in Kraft blieb. Laut der Urkunde könne man nicht erwarten, dass die hospites das fremde Rechtssystem kennen, also können ihre früheren Rechte ausüben. Das Dokument regelt auch die Steuer- und Abwehrpflichten der Bewohner der Zips.
Eine Besonderheit der Zipser Region ist, dass sie in Gegensatz zu der der Siebenbürger Sachsen nicht einheitlich ist, sondern verschiedene Adelsgüter dazwischen liegen. Dies verursachte im Laufe der Zeit zahlreiche Konflikte. Die Organisatoren der oberungarischen Ansiedlungen waren die so genannten Schultheißen. Es handelte sich dabei um kapitalkräftige Unternehmer, die wirtschaftliche Gewinne von der Tätigkeit erwarteten. In den neu besiedelten Städten wurden sie hoch geachtete Bürger, aber mit der Zeit wurden sie teilweise zu Adeligen.
Der nächste Teil unserer Reihe beschäftigt sich mit der deutschen Bevölkerung der mittelalterlichen Städte, mit besonderer Hinsicht auf Pesth.
István Mayer