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Der Lenau Preis wurde 1990 vom Vorstand des Lenau Vereins mit dem Ziel gegründet, solche in- und ausländische Personen, bzw. Gemeinschaften mit der Auszeichnung zu ehren, die mit ihrer hervorragenden Tätigkeit weitgehend zur Bewahrung der Muttersprache, des materiellen und geistigen Kulturerbes, sowie der historischen Traditionen der Ungarndeutschen beigetragen haben.
Der Lenau Preis 2014 wurde am 23. Januar 2015 im Lenau Haus dem emeritierten Diözesanbischof von Pécs/Fünfkirchen, Michael Mayer verliehen.
Michael Mayer ist ungarndeutscher Abstammung, wurde 1941 in Kisdorog als Sohn eines selbstständigen Schlossermeisters geboren. Grundschule besuchte Michael Mayer in Kisdorog, das Gymnasium in Bonyhád. Nach dem Abitur hat er das Theologiestudium gewählt und in Raab studiert. Er wurde am 21. Juni 1964 in Fünfkirchen zum Priester geweiht. Seine erste Messe hielt er in seinem Heimatdorf Kisdorog. Zum ersten Mal wurden nach zwei Jahrzehnten „mit frohem Herzen“ wieder auch deutsche Kirchenlieder gesungen. Er war in Bonyhád, dann in Simontornya, in Pincehely, in Tamási, in Dunaföldvár, endlich in Szekszárd eingesetzt. Am 23. Dezember 1988 wurde er zum Weihbischof der Diözese Pécs ernannt und am 16. Dezember 1989 als Diözesanbischof von Pécs/Fünfkirchen in sein neues Amt eingeführt.
Die Laudatio hielt Lorenz Kerner, Vorsitzender des Kulturvereins Nikolaus Lenau e. V.:
„(…) Ich habe Herrn Mayer 1987 an einem herrlichen Samstagsvormittag in Szekszárd kennengelernt. Mit meinem Rundfunkkollegen, Dr. László Lajos, fuhren wir in die Tolnauer Komitatshauptstadt, wo in der Innenstadtkirche ein Ehepaar das goldene Hochzeitsjubiläum feierte.
Auf die Bitte der schwäbischen Ehefrau Boriska aus Nagyvejke, die beim Zeitungsverlag des Komitates arbeitete, – auch mein Kollege dr. László kannte sie -, wurde die Messe in deutscher Sprache gefeiert. Die Nachricht der „deutschen Messe“ hat sich in der Stadt und Umgebung wie ein Lauffeuer verbreitet, und die Kirche war voll. Wir haben den Gottesdienst aufgezeichnet und Teile davon im deutschsprachigen Radio gesendet. Es war das erste kirchliche Programm im Studio Fünfkirchen.
Zum Thema ‚Deutsch in der Kirche‘ habe ich mit Herrn Pfarrer Mayer auch ein sehr interessantes, offenes Gespräch geführt. Auf meine Frage, ob er keine Angst hat, antwortete er: ‚Ich hatte und habe nie Angst, um mich zu meiner deutschen Herkunft zu bekennen und mich mit meinem Volk zu identifizieren.‘
(…)
In der Innenstadtkirche von Pécs liefen seinerzeit schon die sonntäglichen deutschsprachigen Gottesdienste. Wir freuten uns aufs kommen des neuen Bischofs, und planten im Lenau Verein, ab 1989 jedes Jahr am 26. Dezember, am zweiten Christtag, unserer verschleppten und vertriebenen Landsleute zu gedenken. Ein bisschen angstvoll gingen wir mit Herrn Josef Báling zum neuen Bischof, um diese Gottesdienste zu genehmigen und sie als Diözesanbischof selber zu halten. Er hat noch als Weihbischof – ohne lange zu überlegen – sofort zugesagt. Am 16. Dezember 1989 wurde er als Diözesanbischof in sein Amt eingeführt und 10 Tage später, am 26. Dezember hat er schon die erste deutschsprachige Gedenkmesse zelebriert.
Nicht nur die Gekommenen, alle Deutschen der Region waren voller Neugier und Erwartung, war es doch nach Kriegsende der erste bischöfliche Gottesdienst in unserer Muttersprache, die bis dahin aus den meisten Kirchen fast verbannt war. Wir Ungarndeutsche wissen, was diese Treue zu unserem Glauben und zu unserem Volkstum gekostet hat, wir wissen, was es heißt alles verlieren zu müssen, wir erlebten es, im Stich gelassen zu werden, zum Teil auch von unserer Kirche, der wir so unzählig viele großartige, treue Diener gegeben haben, auf die wir schon immer unsere Hoffnungen gebaut haben.
„Auch mein Vater und drei seiner Geschwister (2 Brüder und eine Schwester) wurden in die sowjetischen Arbeitslager verschleppt. Mein Vater, Peter Mayer, und sein Bruder Josef sind dort gestorben, wie euere Frauen und Männer, Väter, Mütter, Brüder, Schwestern und Kinder. Ich bete heute für alle unsere Opfer.“ – begann er (Mayer) seine Predigt.
(…)
Michael Mayer war der erste Bischof nach Kriegsende, der seinen deutschen Namen behielt und den bis heute mit Stolz trägt.
Überall, wo er auftrat, hat er unser ungarndeutsches Volk liebevoll angespornt an der Muttersprache, an unseren reichen Sitten und Bräuchen, aber auch an unserem Glauben festzuhalten. Es sei Pflicht, Aufgabe und Verantwortung der Eltern und Großeltern, unsere Kinder, die Erwachsenen von morgen, zur deutschen Muttersprache und Identität zurückzuführen. Das sind wir uns selber, unseren deutschen Vorfahren, sowie unserer Heimat Ungarn schuldig, und diese mit unserem Fleiß, unserem Können, unseren Leistungen, unserem Geist und unserer Treue auch weiterhin bereichern, wie es über mehr als zwei Jahrhunderte unsere Ahnen taten.
In diesem Sinne hat Bischof Mayer am 11. Januar 1997 in der Pester Redoute am ersten Festtag der Ungarndeutschen Selbstverwaltungen unsere historischen Wahrzeichen, auch Symbole genannt, geweiht: unsere Fahne, unser Wappen und unsere Hymne, die die gleichen sind als die unserer heimatvertriebenen Landsleute, unter ihnen auch die Tante unseres Preisträgers, die seit der Vertreibung in der Bundesrepublik Deutschland lebt.
Herr Bischof Mayer befürwortete überall die Notwendigkeit der Denkmal-Errichtung für die deutschen Opfer des I. und II. Weltkrieges, aber auch die Gründung der deutschen Soldatenfriedhöfe in Südungarn war eine Herzensangelegenheit von ihm.
Er feierte im vergangenen Jahr gleich zwei Jubiläen. Vor 50 Jahren wurde er zum Priester und vor 25 Jahren zum Diözesanbischof geweiht.
Für alle seine unvergänglichen Verdienste um das Ungarndeutschtum danken wir ihm mit dem Lenau Preis.” – betonte Lorenz Kerner in seiner Lobrede.
Das „Németh-Gallusz-Duo” aus Nagymányok und das Trio „Enigma” aus Pécs sorgten für die musikalische Untermalung der Veranstaltung.
Stefan Szeitz