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Ungarndeutsche Geschichte in Romanen: Vortrag und Buchpräsentation im HdU

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Im Rahmen der Reihe Zentrum-Programme im HdU fand am 13. April erneut eine Doppelveranstaltung statt. Dr. Hans Dama Lyriker, Essayist, früherer Professor der Universität Wien, der ein regelmäßiger Gast des Hauses der Ungarndeutschen ist, hielt einen Vortrag über Adam Müller-Guttenbrunns Roman Götzendämmerung bzw. dessen historische Grundlage, danach stellte er Dr. Nelu Bradean-Ebingers brisanten Roman Love Story in Budapest vor.

Als letztes Mal Professor Dama im HdU gastierte, fasste er das Leben und Werk des aus der Banat stammenden Schriftstellers Adam Müller-Guttenbrunns zusammen. Diesmal konzentrierte er sich auf eins seiner Hauptwerke, die Götzendämmerung. Es handelt sich dabei um einen 1907 erschienenen gesellschaftskritischen Roman, in dem die damaligen Verhältnisse der Donaumonarchie aus Sicht der österreichischer Reichshälfte geschildert werden.

In seiner Anleitung skizzierte Hans Dama die historischen Umstände. Er konzentrierte sich auf die Entwicklung des ungarischen Nationalismus ab der Reformepoche und machte dabei einige kontroverse Aussagen, wie zum Beispiel dass István Széchenyi in den 1830er Jahren eine ausgesprochen antideutsche Haltung aufgenommen hätte bzw. dass die „Kossuthisten” dem Reich schädlich gewesen wären. Auch das im Zeichen des Touranismus initiierte „Öffnen nach Osten” fand Dama eindeutig kontraproduktiv.

Adam Müller-Guttenbrunn begann die Arbeit an dem Roman Götzendämmerung auf Anhieb seines Verlags. Er bereiste Ungarn, auch sein banatisches Heimatdorf besuchte er, wo er sogar vor den Gendarmen fliehen musste. Er hatte Kontakte in der ungarischen Elite, und hatte ein finsteres Bild darüber. Im Land habe seiner Meinung nach Korruption, Antisemitismus und Demagogie geherrscht, eine Vielzahl der Politiker habe sich als ungeeignet erwiesen. Im Werk wird das alles zwar fiktiv dargestellt, aber viele seiner Charaktere wurden nach realen Persönlichkeiten geformt. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Tätigkeit des Wasserbauingenieurs Georg Trautmann, dessen Ansichten denen des Autors gleichen. Besonders hart ist die Schlussfolgerung des Romans: Der Kaiser sollte in Ungarn militärisch eingreifen, denn die dortigen Ereignisse das Herrscherhaus gefährden.

Professor Dama wies auf die Parallele der im Buch geschilderten Verhältnisse mit der aktuellen Lage Ungarns hin. Diese Meinung teilte auch Nelu Bradean-Ebinger in seiner Bemerkung.

Bradean-Ebingers Roman Love Story in Budapest trägt den Untertitel Der Volksgruppenführer und die Jüdin. Der Faktenroman erzählt die Geschichte von Franz Anton Basch und seiner jüdischen Geliebten. Basch war Leiter des Volksbundes und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg wegen Hochverrats hingerichtet. In der allgemeinen Meinung gilt er als Diener der Nationalsozialisten, was laut des Autors falsch sei. Der im Werk dargestellte Basch ist eine sensitive Person, der mit der Zeit zu einer idealen Führungspersönlichkeit gewachsen sei. Bei dem Schreiben des Romans benutzte der Schriftsteller vor allem die öffentlich zugänglichen Akten des Gerichtsprozesses von Basch, die er als Student des Budapester Eötvös-Collegiums schon vor deren Veröffentlichung habe studieren können. Der Basch des Romans ist eine Art Volksheld, der keineswegs sein Schicksal verdiente.

Love Story in Budapest wird demnächst ins Ungarische übersetzt. Der Autor hofft, dass der Roman dann ein größeres Interesse anregen wird, da sein Thema äußerst heikel ist, und er ein völlig neues Bild vom Volksgruppenführer zeigt.

István Mayer

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