Wir möchten mit dem Gedicht Elterngrab des ungarndeutschen Dichters, Georg Fath, unserer Verstorbenen zu Allerheiligen und Allerseelen gedenken.
Georg Fath: Elterngrab
Hier ruhen sie, nun tief begraben,
die Sorgen und den Kummer aus,
die einmal mir das Leben gaben
in diesem öden, dunklen Haus.
Vorbei, dahin die rechte Freude,
die einst, so schön und köstlich war,
da mich noch einst geschützt vor Leide
mein treu und gutes Elternpaar.
So schwer nur fällt es mir zu glauben,
daß mir das Los so grausam ist.
Von mir das Liebste konnte rauben
und hier in diesen Grab verschließt.
Ich fühl’, was ich verloren habe,
mit unbeschreiblich großem Weh’.
So oft ich hier vor diesem Grabe
so heimatlos, verlassen steh’.
Georg Fath wurde im Jahre 1910 in Bischofsmarok in der Branau geboren. Als Kind sprach er den örtlichen Dialekt, Hochdeutsch lernte er später aus eigener Kraft. Er war, wie alle Mitglieder seiner Familie, auch als Landwirt tätig. Schon mit siebzehn Jahren fing er an Gedichte zu schreiben. Nach der Vertreibung zog die Familie nach Fünfkirchen, wo er zunächst als Bergmann arbeitete, danach fand er im Elektrizitätswerk und im Städtischen Wasserwerk eine Anstellung.
Zwar war für ihn die literarische Tätigkeit kein Hauptberuf, sein Talent zeigte sich aber schon früh. Bereits 1929 erschienen in dem von Jakob Bleyer herausgegebenen deutschsprachigen Sonntagsblatt zwei Gedichte von ihm: Vergissmeinnicht und Die Heimatglocken.
Wirkliche Bekanntheit konnte er aber erst in den 1970er Jahren erlangen. Fath publizierte ab 1973 regelmäßig in der Neuen Zeitung. Seine Texte wurden in einer Reihe ungarndeutscher Anthologien veröffentlicht.
Sein Buch Stockbrünnlein – veröffentlicht im Jahre 1977 – war der erste in deutscher Sprache verfasste selbständige Band von einem ungarndeutschen Autor. Er dichtete bis zum Ende seines Lebens im Jahre 1999.
Foto: Zoltán Gál: Besuch – Tag der Toten in Nadwar (Blickpunkt 2009)