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Bairische Straßenschilder und ihre Geschichte in Werischwar und Schaumar

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In der Veranstaltungsreihe des Zentrums  stand am 17. Mai der Vortrag von Dr. Márta Müller über die Bairische Straßenschilder und ihre Geschichte in Werischwar und Schaumar auf dem Programm.

Die Referentin studierte Grundschulpädagogik (Deutsch als Minderheitensprache), Germanistik und Nederlandistik in Esztergom (Gran) und Budapest. Sie promovierte 2008 an der ELTE zum Thema lexikalisch-semantischen Merkmale der Handwerk-Fachwortschätze in Werischwar/Pilisvörösvár. Später folgte ihre Habilitation über das Wörterbuch der ungarndeutschen Mundarten. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Dialektologie, Fachsprachenforschung, Bildungspolitik und Sprachpädagogik (DaM/DaF). Trotz dieser fachlichen Versiertheit verstand es Frau Müller das Thema auch dem Publikum verständlich zu machen und näher zu bringen.

In ihrem Vortrag ging sie zuerst auf die Voraussetzung und Merkmale für zweisprachige Straßenschilder ein. So müssen sich in einem Ort in Ungarn mindestens 10% der Anwohner zu einer Nationalität bekennen, dann können laut Gesetzt Anträge auf zweisprachige Straßenbeschilderung gestellt werden. Die Referentin hat durch intensive Recherchen drei Benennungsmuster in den beiden ungarndeutschen Siedlungen ausmachen können. So beschreibt der Großteil der Schilder einen Gegenstand oder eine Person, die in der Straße gewohnt hat, wie zum Beispiel die Paikakoosn, die Bäckergasse. Im Ungarischen heißt die Strasse Puskin utca. Knapp ein Viertel der Namen leiten sich von besonderen Merkmalen, wie Funktion, Länge/Kürze und Alter, ab. So gab es einige Strassen, die einfach nur die Langestrasse genannt wurden. Das letzte Siebtel beschreibt konkrete geographische Lage. Straßen, die in die Nachbarortschaft führten, trugen meisten den Namen des Nachbarortes.

Frau Müller berichtete auch über die Benennungsmotive und den Einfluss auf die ungarische Straßenbezeichnung. Am Ende ihres Vortrages gab sie einen Ausblick in die Revitalisierung, die Bemühungen der Wiederauflebung, welche konkreten Voraussetzungen und Folgen die Zweisprachigkeit auf die Kulturlandschaft hat. So müssen sich zum Beispiel örtliche Bürgerinitiativen, die sich der Kultur und Sprache verbunden fühlen, organisieren und die alten Straßenbenennung sammeln und transkribieren. In Folge darauf kann sich die Sprachlandschaft vielfältig Veränderung und eine neue Sprachideologie nach sich ziehen.

Dem Vortag folgte eine rege Diskussion über vergleichbare Möglichkeiten im In- und Ausland oder der Zukunftsträchtigkeit des Projektes. So wurde unter anderem die Gesetzesgrundlagen erörtert und die Folgen, die aus unterschiedlichen Formulierungen für die Minderheiten im betroffenen Land entstehen. Einen Zukunftstrend konnte die Referentin jedoch nicht ausmachen, da der Prozess noch nicht abgeschlossen sei. Weitere Frage und Meinungen wurde im anschließenden Empfang im kleineren Kreis diskutiert.

Zusammenfassend kann behauptet werden, das Werischwar und Schaumar mit Recht stolz auf ihre Straßenschilder – die einzigartig im Karpatenbecken sind – sein können, denn die Bezeichnungen nicht nur in Deutsch und Ungarisch, sondern auch in der ortstypischen deutschen Mundart ausgeschrieben sind.  Und es war wieder ein sehr interessanter Vortrag im HdU zu hören.

Susi Bogen – Dorottya Bach

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Organisiert vom:
Ungarndeutsches Kultur- und Informationszentrum und Bibliothek

Förderer der Veranstaltung:
Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen
Förderungsfond des Ministeriums für Humanressourcen (NEMZ-KUL-EPER-17-0421)

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