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Die ungarndeutsche Kirchenmusik würdig gefeiert

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XXII. Feier des ungarndeutschen Kirchenliedes

Der Landesrat der ungarndeutschen Chöre, Kapellen und Tanzgruppen sowie die Gemeinde und die DNSV Agendorf gaben sich die Ehre, alle Freunde der ungarndeutschen Kirchenmusik zum XXII. Festkonzert herzlichst einzuladen. Dieses feierliche Ereignis fand am 8. September 2018 in der örtlichen evangelischen Kirche statt.

Um das deutsche Kirchenlied zu pflegen und den Gläubigen Mut zu machen, in ihrer eigenen Kirche ebenfalls diese Lieder anzustimmen, wurde dieses Treffen von 13 Chören in Agendorf veranstaltet, sagte der Vorsitzende der Sektion Kirchenmusik im Landesrat László Szax. Das Treffen am 8. September erfüllte diesen Vorsatz restlos.

Gegen Mittag füllte sich die evangelische Pfarrkirche allmählich mit bunten deutschen Trachten Ungarns. Um die 300 Sängerinnen und Sänger strömen aus dem ganzen Land mit Bussen und Kleinwagen herbei.

Wie es beim Landesrat der Brauch ist, wurde eine deutschsprachige heilige Messe abgehalten. Pfarrer Michael Heinrichs war der Zelebrant und Prediger des Gottesdienstes, den die Chöre mit ihren Gesängen bereicherten. In seiner Predigt ging er auf die Thematik des Liedes als Gebet zu Gott ein. In einem breiten Bogen wurde das Thema „wer singt betet zweimal“ behandelt.

Mit den Segenswünschen wurde dann das Kirchenmusikkonzert von Sektionsvorsitzendem László Szax eröffnet. Er begrüßte die zahlreichen Teilnehmer und Gäste und verlas die Grußbotschaft der Schirmherrin Mag. iur. Elisabeth Ellison-Kramer, Botschafterin der Republik Österreich in Ungarn, die leider aus gesundheitlichen Gründen am Kirchenmusikfest nicht teilnehmen konnte.

Ein musikalischer Gruß der Frauenstimmen, geleitet von Hajnalka Pfeifer-Takács, war der nächste Punkt dieses Konzertes, in dem auch des verstorbenen Vorsitzenden der LdU, Otto Heinek, mit warmen Worten gedacht wurde. Ihm zu Ehren wurde die Hymne der Ungarndeutschen von allen Teilnehmern gesunden. Der von Sonnenlicht bestrahlte Kirchenraum füllte sich nicht nur mit harmonischen Klängen, sondern auch mit der dazu nötigen seelischen Stimmung, die Wärme und Zuversicht, lebendigen Glauben und gelebte Tradition ausstrahlt. Der Raum wurde nicht nur von den bunten Trachten, den deutschen Bildstöcken und Dreifaltigkeitssäulen geprägt, sondern auch von den jahrhundertalten Liedern, die auch nach den beiden Weltkriegen, nach Flucht, Vertreibung und kommunistischem Atheismus nicht verklungen sind. Es klingt fast wie ein Wunder, dass ein solches Kulturgut aus eigener Kraft sich auch zum Beginn des 21. Jahrhunderts entfalten kann.

Die 13 Chöre gaben ihr Bestes, man musste mit Erstaunen feststellen, wie gut manche zwei- oder vierstimmig gesungenen Lieder in der Kirche mit herausragender Akustik klangen. Dass ein Treffen dieser Art auch dem kulturellen Leben der Ungarndeutschen neue Impulse geben könne, wurde allgemein anerkannt. Die Chöre in den betroffenen Komitaten im Westen würden ihr Interesse erst seit einigen Jahren auch dem Kirchenlied widmen und so sei jeder neue Impuls herzlich willkommen, auch wenn inzwischen sehr gute Fortschritte erzielt worden seien.

Der erste Teil des Konzertes wurde vom Heideröslein-Chor aus Wieselburg-Ungarisch-Altenburg (Leitung: Ilona Marquetant-Wagner), der Lindenblüten-Chor aus Gahling unter der Leitung von Lajos Holczinger, der Gesangsverein Morgenröte von Agendorf (Leitung: Krisztina Gáborné Csernus) und der Deutscher Nationalitätenchor Rosmarin aus Tamaschi (Leitung: Mária Henkei) gestaltet. Auf dem Programm standen die Lieder „Ihr Engel allzumal“ dirigiert von Krisztina Gábor-Csernus und „Kommt Herab Ihr Himmelsheere“ und „O Jesus Liebster Jesu“ von Lajos Holczinger dirigiert.

Bereits die erste Chordarbietung ließ die Zuhörer aufhorchen: traditionelle donauschwäbische Kirchenlieder wurden zweistimmig vorgetragen. Die Lieder, die erklangen, waren allen Teilnehmern teilweise bekannt, da sie sowohl in Ungarn und im Banat als auch in der Batschka, in Deutschland oder Österreich heute noch erklingen.

Im zweiten Block traten die Chöre „Liederschatz” aus Budapest, (Leitung: Dr. Zsuzsanna Nagy-Szabó), „Blumenstrauß“ aus Harast (Leitung: Zsuzsanna Krausz-Hommer), der Nationalitätensingkreis von Rendek (Leitung: Katalin Csáky) sowie der Deutsche Nationalitätensingkreis, Herend (Leitung: Hajnalka Pfeifer Takács) vereint auf. Begleitet wurden die Sänger von Josef Bauernhuber auf Akkordeon. Zum Vortrag gelangten die Lieder „Komm zu mir”, „Die Schönste Von Allen“ – dirigiert von Zsuzsanna Krausz-Hommer, „Hast du keinen Raum für Jesum” und „Engel Mein“ – dirigiert von Katalin Csáky.

Diese große Chorvereinigungen mit über 150 Sängerinnen und Sängern trugen all diese Lieder zweistimmig vor, doch durch die Verdoppelung der einzelnen Stimmen und die Frauen- und Männerstimmen wurde ein Orgelklang erzeugt.

Dieses Fest war durch die vielen Sonntagstrachten nicht nur ein Fest für die Ohren, sondern auch für die Augen. Auch die traditionell hochgeschätzte ungarische Gesangschule (z.B. die Kodály-Methode) steuerte ihren Beitrag dazu bei. Phrasierungen und dynamische Steigerungen belebten den Chorgesang und machten aus den einfachen und schlichten Liedern einen wahren Kunstgenuss.

Den letzten Teil des Chorkonzertes bestritten folgende vierstimmige Chöre: Takser Gemischter Gesangkreis (Leitung: Maria und Michael Krey), Kirchenchor von Waschludt, (Leitung: Hajnalka Pfeifer-Takács), der Jakobus Chor der Pfarre Guntramsdorf aus Österreich als Gastchor (Leitung: Dr. Heide Keller), Deutscher Nationalitätengemischtchor Sanktiwan bei Ofen (Leitung: Franz Neubrandt) und der Királyi-Chor aus Sepetnek (Leitung: Krisztina Kollonay). Auf der Orgel wurden sie begleitet von Zoltan Kollonay. Auf dem Programm standen „Largo“ – dirigiert von Krisztina Kollonay, „Lobet den Herrn der Welt“ – dirigiert von Hajnalka Pfeifer Takács, und „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ – dirigiert von Michael Kéry.

Zum Abschluss des Konzertes wurde den Chorleitern je eine vom Landesrat angefertigte Ehrenurkunde als Erinnerung an dieses Kirchenmusikfest übergeben. Abschließend meinte der Vorsitzende: „…Gesang und Gebet in der eigenen Muttersprache […] es ist auch sonst nützlich, immer etwas für das deutsche Kirchenlied zu tun. Die ungarische Kirche braucht doch immer wieder mal Impulse, um in diesem Bereich etwas mehr zu tun oder zuzulassen. Welche Aktivitäten, wenn nicht solche Treffen, könnten sonst dazu beitragen. Der Landesrat wird auch zukünftig alles unternehmen, um jenen Ungarndeutschen zu helfen, die Noten, Fortbildungen oder Ermunterungen brauchen. Auch die Treffen sollen weitergeführt werden, allerdings ist nicht nur die immer größere Zahl der Teilnehmer wichtig, sondern auch das Miteinbeziehen des Publikums vor Ort…“

Der Höhepunkt der Veranstaltung und auch zugleich das Ende des Kirchenkonzertes war das von allen Teilnehmern gesungene „Hohe” Lied der Christenheit „Großer Gott wir loben Dich“. 1768 schrieb Ignatz Franz den deutschen Text zum bekannten „TE DEUM”, das 1774 im Theresianischen Gesangbuch in Wien erschienen ist. Mit den deutschen Ansiedlern kam auch dieses Lied in die deutschen Siedlungsgebiete entlang der mittleren und unteren Donau, wo es heute noch – mehr als 200 Jahre nach der Entstehung – in vielen Sprachen gesungen wird. Dieses Lied wurde von Franz Neubrandt dirigiert und nicht nur die Chöre, sondern auch die anwesenden Gäste sangen mit voller Inbrunst mit.

Nach dem Chorkonzert wurden alle Teilnehmer von der Leitung der DNSV und dem Landesrat zu einer Agape eingeladen, die die vielen Sängerinnen und Sänger wohl verdienten. Die Entwicklung der ungarndeutschen Chöre bezüglich des fachlichen Wissens und des Repertoires ist auf der Ebene des Kirchengesangs kontinuierlich. Zu verdanken ist dies nicht zuletzt auch Franz Neubrandt aus Sanktiwan bei Ofen, der in seiner Gemeinde bereits seit 1956 als Kantor tätig ist, seitdem er auch ungarndeutsche Kirchenlieder sammelt, sie herausgibt und auch eigens welche komponiert. Franz Neubrandt war innerhalb des Landesrates Leiter des Ausschusses Kirchenmusik, und er unterstützte auch (wenn auch im Hintergrund) seinen jungen Nachfolger.

Die vielen Proben, der selbstlose Einsatz aller haben sich gelohnt. Das 22. Fest der ungarndeutschen Kirchenmusik in der evangelischen Kirche zu Agendorf war ein außergewöhnlicher Genuss sowie geistiges Erlebnis für sämtliche Teilnehmer und das Publikum. Diese edle Tradition verdient eine Fortsetzung, die in der Zukunft gewiss noch zu zahlreichen neuen Höhepunkten in der Pflege des ungarndeutschen Kirchengesangs führen wird. Das 22. Fest der ungarndeutschen Kirchenmusik wurde aufgezeichnet, aus dem Material soll eine CD entstehen.

Alle Teilnehmer dieser wunderbaren Veranstaltung wurden innerlich ganz besonders bereichert. Der Stil, die Vortragsweise, die Lieder, die sich vom volkstümlichen Gesang bis hin zu Chorliedern namhafter Komponisten erstreckten, waren in den 3 Blocks der auftretenden Gruppen aus den einzelnen Komitaten und Regionen unterschiedlich, aber auf hohem Niveau.

Unser großer Dank geht an die Sponsoren, besonders an die DNSV Agendorf, ohne deren tatkräftigsten Mitarbeit dieses Fest nicht zustande gekommen wäre: an das Ministerium für Humanressourcen, an EMET (NEMZ-KUL-18-0260), an das BMI, die LdU, die Gemeinde Agendorf und die Deutsche Selbstverwaltung Agendorf sowie den Landesrat. Ebenso danken wir dem Team von „Unser Bildschirm”, dass es wieder einmal den Weg zu einer der landesweiten Veranstaltungen des Landesrates gewählt hat.

Manfred Mayrhofer, LandesratForum

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