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IV. Volkstanzwoche des Landesrates in Moor
Es existieren praktisch weltweit Folkloretänze oder Volkstänze, die über viele Generationen hinweg mit der traditionellen Volksmusik ein gemeinsames Kulturerbe bilden. Gerade in Niederösterreich ist der traditionelle Volkstanz eng mit dem Leben, der Geschichte und den Bräuchen der Menschen verwurzelt. Die typisch ungarndeutsche Ausprägung mit der Vielfalt an Erscheinungsformen ist nicht nur bäuerlichen Ursprungs, sondern hat auch viele historische Elemente aus ehemals höfischen und städtischen Tänzen. Die gemeinschaftlich gestalteten Tänze finden meist zu geselligen Veranstaltungen oder zu bestimmten Anlässen statt. In der Faschingszeit, nach Ostern und im Herbst (Erntezeit), aber auch zu Hochzeiten, Kirtagen und an Bällen wird viel und gerne getanzt. Volkstanz liegt stark im Trend, und um diese Nachfrage abdecken zu können, bietet die Tanzsektion des Landesrates der ungarndeutschen Chöre, Kapellen und Tanzgruppen jährlich Weiterbildungen mit dem Schwerpunkt ungarndeutscher Volkstanz an. Eines der Ziele ist auch die Vernetzung und der Erfahrungsaustausch der Volkstanzgruppen und deren Mitglieder untereinander. Fachreferenten vom Landesrat geben das fachliche „Know-how“ zum Thema. Bei dem einwöchigen Seminar lernen die Teilnehmer auch, wie sie Gruppen Volkstänze beibringen können. Dieses Jahr haben über 30 Tanzpaare an diesem Arbeitskreis teilgenommen und ihre tänzerischen Fertigkeiten verfeinert. Im Rahmen der Beschäftigungen haben die Volkstanzleiterinnen und Volkstanzleiter ungarndeutsche Tänze einstudiert und eigenständig Tänze erarbeitet, um für die Gruppen zu Hause bestens gewappnet zu sein.
Die Teilnehmer kamen aus Ajke/Ajka, Badesek/Bátaszék, Bonnhard/Bonyhád, Großmanok/Nagymányok, Hajosch/Hajós, Kischludt/Kislőd, Moor/Mór, Oreslan/Oroszlány, Pußtawam/Pusztavám, Ratzenmarkt/Ráckeve, Saar/Szár, Simmartin/Szigetszentmárton, Schemling/Vértessolmó, Sóréd, Tschip/Szigetcsép, Ujfluch/Szigetújfalu und Waschludt/Városlőd. Die beiden Choreographen stammen aus Wokan/Vókany und Maratz/Mórágy und die Organisationsleitung aus Budapest.
Die Volkstanzwoche stand unter der bewährten Leitung der Landesrat-Büroleiterin Zsuzsanna Ledényi. Es stand eine Woche zur Verfügung, um sich den „Nach Mitternacht“ von Gábor Agárdi und die Choreographie „Mazur“ von Janos Glöckner, in der Bearbeitung von László Nagy, anzueignen. Die Proben waren hart, die TänzerInnen übten täglich 7-8 Stunden lang. Da in dieser Woche der Höhepunkt der Hitzewelle war, kann man sich vorstellen, dass dies kein „Honiglecken“ für die TeilnehmerInnen war. Aber alle haben an einem Strick gezogen, und so kann man sagen, dass etwas Wunderbares entstanden ist. Der Landesrat hofft, dass dies auch in die heimischen Tanzgruppen übertragen wird.
Ein strikter Tagesablauf war vorgeschrieben, jeden Tag um 8.00 Uhr Frühstück, dann ab 8.30 bis 12.30 Tanzprobe, dann ein bisschen Rast, und ab 13.30 bis 17.30 wieder Bewegung. Die beiden Tänze wurden den Teilnehmern von den Choreographen László Nagy und Gábor Agárdi einstudiert. Nach dem Abendessen stand der Abend zur freien Verfügung, wobei auch die tänzerischen Lustbarkeiten nicht fehlen durften.
Am 8. August wurden die TeilnehmerInnen vom Vorsitzenden der DNSV Moor, Franz Erdei, begrüßt. Er gab einen kurzen Überblick über die Geschichte der Stadt, des Weinwesens und der DNSV. Im Schloss Lamberg wurden wir sehr freundlich von der Direktorin des Hauses empfangen, bei einem Rundgang durch die traditionsreichen Räume sahen wir auch einen kurzen Film über Moor, so dass wir mit diesem Wissen gerüstet dann den Rundgang durch die Stadt, mit ihren vielen Denkmälern und Statuen, wagen konnten.
Nach dieser willkommenen Unterbrechung nahm das Programm wieder seinen gewohnten Lauf. Und dann am Freitag war das Einstudieren der Choreographien geschafft. Danach ging es ab zum Abendessen und zur Entspannung. Zu unserer Überraschung bereiteten die Mitglieder der Tanzgruppe Edelweiß aus Moor typische Mehlspeisen für uns zu. Darunter das Moorer „Kwirzedli“. Eine Speise, die traditionell an Feiertagen wie Weihnachten und Hochzeiten, aber auch im Fasching auf den Tisch kam. Die Erwachsenen tunkten es in Wein oder Weinsuppe ein, den Kindern reichte man es zum Tee oder zur Milch.
Der Samstagvormittag stand dann noch im Zeichen des Erfahrungsaustauschs aller Mitglieder. Dann zogen alle ihre eigenen Volkstrachten an und das Erlernte wurde präsentiert, bevor es zum Mittagessen ging. Darauf hieß es Abschied nehmen – nicht ohne Willensbekundung nächstes Jahr wieder an der Landesrat-Volkstanzwoche teilzunehmen.
An dieser Stelle möchten sich die TänzerInnen bei den Veranstaltern für ihre Arbeit sowie für die Bereitstellung der Werke herzlichst bedanken. Der Dank der Organisatoren geht auch an die Sponsoren: an das Ministerium für Humaneressourcen, die LdU, das BMI, die örtliche und die deutsche Selbstverwaltung von Moor, den Landesrat und an alle Teilnehmer, die mit ihrem Kostenbeitrag auch wesentlich dazu beitrugen, dass der Landesrat dieses Volkstanzlager veranstalten konnte. Auch bedanken wir uns beim Restaurant Ezerjó für die vorzügliche Verpflegung, bei der Direktion der Moorer Sándor-Petöfi-Grundschule, Andrea Groszeibl, dass wir dort unsere Proben abhalten konnten. Und nicht zuletzt bei Pastor Peter Veres vom „Szolgáló Szeretet Háza” für die Unterbringung mit einem großen „vergelt’s Gott“ auf das herzlichste. Wir bedanken uns auch bei der János-Glöckner-Stiftung für die Unterstützung unserer Arbeit.
Natürlich ist damit die Arbeit der TeilnehmerInnen nicht zu Ende, denn Zuhause müssen sie natürlich das angeeignete Können an ihre Tanzgruppen weitergeben. Es war für alle sicherlich ein gutes Gefühl, neue Freunde zu finden, die auch Spaß am ungarndeutschen Volkstanz haben.
Text und Bilder: Manfred Mayrhofer, Zsuzsanna Ledényi, LandesratForum