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Das Schicksal eines Menschen hängt oft eng mit der einer ganzen Volksgruppe zusammen. Ein solcher typischer Lebensweg aus der Batschka ist auch in der von Antal Mayer geschriebenen und von seinem Sohn zu einem Buch verfassten Lebensgeschichte zu verfolgen, hob Zentrum Direktorin Monika Ambach hervor, als sie die Gäste im Rahmen der Zentrum-Programme im HdU organisierte Buchvorstellung am 17. Oktober im Haus der Ungarndeutschen begrüßte.
Boglárka Sándor erwähnte in ihrer Moderation, dass sie Bestrebt seien, das Buch aus verschiedenen Aspekten vorzustellen. So wurde Gábor Soós, Leiter des Verlags Ad Librum, sowie Ferenc Eiler, Historiker und Mitarbeiter des Instituts für Minderheitenstudien der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, eingeladen.
Aus dem von Zsuzsanna Radics vorgelesenen Teil des Buches, stellte sich heraus, dass der Autor eine sehr detailliert geschriebene, spannende und nicht nur seiner engsten Familie betreffende Geschichte schrieb.
Die Reflexionen der Schriftstellerin und Theaterkritikerin Andrea Tompa wurden dem Publikum in einem Video gezeigt. Die Kritikerin äußerte sich darüber, wie wichtig es sei uns mit der eigenen Vergangenheit und mit die der Gemeinschaft zu beschäftigen. Zur Akzeptanz von ruhmvollen oder auch schandvollen, traumatischen Ereignissen tragen nicht nur Gedenkfeier, Statuen oder Gedenkreden bei, sondern auch die persönlichen Geschichte, die oft von der gesamten Generation an die Nächste überliefert wurden. Folglich ist es sehr wichtig, dass Antal Mayer seine eigene Familiengeschichte niederschreiben konnte, die nicht nur seine eigene Geschichte ist, sondern auch die einer Gemeinschaft, der deutschen Minderheit.
Diesbezüglich schilderte Gábor Soós die Aspekte des Verlages, der sich bemüht persönliche Geschichten zu veröffentlichen, damit diese ein breiteres Publikum erreichen. Die Bearbeitung des Buches von Antal Mayer fiel ihnen leicht. Der Redakteur, János Mayer hat den Text seines Vaters mit wissenschaftlichen Anspruch behandelt und es auch mit Fußnoten versehen, so musste der Verlag nur eine Korrektur durchführen.
Aus dem Blickwinkel des Historikers teilte Ferenc Eiler seine Gedanken über das Buch mit. Die Geschichte, welche der Verfasser bereits als Rentner aufzeichnete, erfährt der Leser aus den Erinnerungen eines Erwachsenen, der bereits als kleiner Junge mit offenen Augen durch die Welt ging. Besdan-Baje-Bátmonostor-Schomberg-Bátmonostor-Dávod-Tschatali, die wichtigsten Stationen seines Lebens tauchen in der Geschichte in chronologischer Reihenfolge auf.
Es entfaltet sich eine einmalige, einzigartige Erzählung, wobei der Autor dem Leser öfters Anknüpfungspunkte bietet. Er kann die eigene Geschichte, oder die der Eltern oder Großeltern erkennen. Wenn jemand Glück hatte, konnte die Geschichten der älteren Generationen über die früheren Zeiten noch hören. Es wird im Buch dargestellt, wie die multiethnischen Dörfer der Batschka aussahen, wie der Alltag der Erwachsenen und Kinder, die Arbeitswelt, das schulische Leben, das familiäre und örtliche engere und breitere Umfeld, die Hierarchie der Familie aussah. Er behandelt auch die Themen des Krieges und dessen Fronten, der Vergeltung und Rache, schreibt über das Lager in Gakowa, die Flucht, wobei er jedoch sehr emphatisch gegenüber der Figuren verschiedener ethnischen Herkunft bleibt. Wir lernen auch kennen, wie man sich fühlt enteignet und ausgeliefert zu sein sein, was für Traumata und Tragödien es in der Familie gab, oder wie die Sehnsucht nach dem in Gefangenschaft geratenen Vater sich anfühlte. Zweidrittel des im zügigen Stil geschriebenen Textes ist eine Biographie aus der Kindheit des Autors und behandelt die Geschehnisse zwischen 1938 und 1948. Der restliche Teil des Buches besteht aus kleineren Essays, die von den Bewohnern der in Ungarn gebliebenen Teilen der Batschka, teilweise über die hier lebenden Ungarndeutschen handeln.
Über die Entstehungsgeschichte des Buches erzählte der Verfasser, János Mayer, der Sohn des Autors. Sein Vater hat diese Kindheitstraumata Jahrzehntelang mitgeschleppt, die auch der heutigen Sicht nicht zu verarbeiten scheinen. Bis er in die Rente ging, überlegte er jahrelang seine Erinnerungen niederzuschreiben, letztendlich wurden einige Teile in der örtlichen Zeitung Bajai Honpolgár veröffentlicht, wonach er sich nicht mehr um das Publizieren kümmerte. Zehn Jahre nach seinem Tode gelang es seinem Sohn die Schriften in Buchform zu bringen und veröffentlichen. Während des Empfangs hatten die Anwesenden die Möglichkeit das Buch und weitere Ausgaben des Verlages zu kaufen.
Nándor Frei
Foto: Ludwig Grund
Zentrum.hu
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Organisiert vom:
Ungarndeutsches Kultur- und Informationszentrum und Bibliothek
Förderer der Veranstaltung:
Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen
Ministerium für Humanressourcen (NEMZ-KUL-18-0398)