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Auf den Spuren der Deutschen in Budapest – Zum zweiten Mal, aber ein bisschen anders

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Die Frühjahrsveranstaltung Auf den Spuren der Deutschen in Budapest der Reihe Zentrum-Programme im HdU war sehr gefragt, und so entschied sich das Zentrum, dieses Programm zu wiederholen. So kam es dazu, dass im September die siebte Veranstaltungssaison der Programmreihe durch den Vortrag des Historikers István Soós über deutsche Erinnerungsstätten in der Innenstadt und Leopoldstadt und eine anschließende Stadtführung eröffnet wurde.

Es war wieder sehr spannend über die deutschstämmige Bevölkerung von Pesth und deren Wirkung auf die Stadt zu hören. István Soós erzählte über die Änderungen angesichts der Gesamtbevölkerung, über Abstammung und Assimilierung sowie über die Charakteristik und Sprache der Deutschen. Aber er sprach auch über die unzähligen Errungenschaften wie die Erbauung von öffentlichen und privaten Gebäuden, Leistungen und der enorme Beitrag zu städtischem Wirtschafts- und Kulturleben im 18., 19. und 20. Jahrhundert. Wie auch im Vortrag vom Frühjahr, wurden die von Deutschen bewohnten Straßen, und die von denen verwalteten Wirtshäuser, Kneipen, Druckereien, Kulturgebäuden und dessen Geschichte auch diesmal vorgestellt.

Der Historiker erwähnte auch drei, die Thematik ausführlich behandelnde Bücher: Deutsche in der Innenstadt-Leopoldstadt, Deutsche in Budapest und dessen Übersetzung Németek Budapesten, die auch bei uns in der Ungarndeutschen Bibliothek zur Ausleihe zur Verfügung stehen.

Im Vergleich zum Spaziergang im März brachte Herr Soós diesmal einen geänderten Routenplan und die Entdeckungstour startete auf dem Franziskanerplatz.

In den vom Franziskanerplatz ausgehenden Straßen Ketschkemether Gasse (heute Károlyi utca) oder Hatvaner Gasse (heute Kossuth Lajos utca) befanden sich um die fünfunddreißig, überwiegend deutsche Buchgeschäfte und auch Druckereien wie die berühmte Landerer und Heckenast oder Trattner-Károlyi. In der unweiten Realschulgasse (heute Reáltanoda utca) gab es vier deutsche und zwei ungarische Schulen. Eine der zwei deutschen katholischen Kirchen der Innenstadt war die heutige Universitätskirche in der damaligen Seminargasse (heute Papnövelde utca). Der auf die Hauswand angebrachte Schild aus dem Jahr 1943 mit dem Zitat „… festő vala atyja is ’s az ucza, mellyen háza áll, tőle vevé a Képíró-ucza nevet…” von Kazinczy weist darauf hin, dass die Straße ursprünglich nach August Schoefft, dem hier 1809 geborenen berühmten Maler, als Maler- oder Bildhauergasse benannt wurde. Die Straße heißt heute etwas verwirrend Képíró utca. Wie auch im Frühjahr, Herr Soós erklärte in der Magyar utca (früher Ungargasse) die falsche (und auch witzige) Übersetzung des Straßennamens: Die nach Herrn Ungar benannte Ungargasse wurde als Magyar Straße übersetzt, was nicht auf die Nationalität der Bewohner hinweist. Unser Fremdenführer erwähnte auch, dass die Straße deswegen so schmal ist, weil hier die Stadtmauer verlaufen ist. Die Straße war aber auch für etwas anderes berühmt. Gegenüber dem heutigen Károlyi kert findet man Häuser, die einst als Luxusbordellen existiert haben.

Der Spaziergang ging zum Servitenplatz weiter, wo auf die einstig vielen Kaffeehäuser und Kneipen in der Gegend und in der Stadt verwiesen wurde. Es ist interessant, dass das Wort Trinkgeld angeblich aus den alten „deutschsprachigen Zeiten“ stammt. In dem Kremnitzer Café am Donauufer mussten die Gäste beim Eintritt ins Kaffeehaus dem Diener Trinkgeld geben und durften erst danach eintreten. Die Gewohnheit hat sich mit der Zeit weiter verbreitet und auch wesentlich verändert. Wegen Umbau änderte sich neulich auch der Vörösmarty Platz (früher Theaterplatz), wo einst das Deutsche Theater stand. Hier endete auch die unterhaltsame und interessante Führung, für die sich die Beteiligten bei István Soós herzlich bedankten.

Nándor Frei
Fotos: Zentrum.hu

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Förderer der Veranstaltung:
Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen
Ministerpräsidentenamt • Staatssekretariat für die Beziehungen zu den Kirchen und zu den Nationalitäten
Fondverwalter Gábor Bethlen
NEMZ-KUL-19-1047

Organisiert vom:
Ungarndeutsches Kultur- und Informationszentrum und Bibliothek

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