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Besuch im Schwabenhof von Bawaz
Seit Jahren verbindet mich eine sehr gute Freundschaft mit der Familie Kresz-Tóth in der Branauer Gemeinde Bawaz. Ich hatte schon mehrmals das Glück, bei der Familie zu Gast sein zu können. Ihr Engagement für die Kultur der Ungarndeutschen und für den Erhalt eines architektonischen Schatzes von Bawaz hat mich immer fasziniert. Aus diesem Grund habe ich während meines letzten Besuchs ein Interview mit der Besitzerin des Schwabenhofes Lívia Tóth-Schiebelhut, mit ihrer Tochter Vivien Kresz-Tóth bzw. ihrem Schwiegersohn Anton Kresz geführt.
Wann hat der Bawazer Schwabenhof seine Tore geöffnet? Wie kam die Idee, dieses Familienunternehmen zu gründen?
Lívia Tóth-Schiebelhut: Es war ein alter Traum von mir, in Bawaz ein solches authentisches Haus zu finden, das man noch retten und einem Heimatmuseum ähnlich einrichten könnte. Wir waren schon in der vierundzwanzigsten Stunde, es war überhaupt keine einfache Aufgabe. Wir haben schließlich das Haus der Familie Kovács-Stang in der Petőfi Straße im ehemaligen sogenannten „Schwäbisch Dorf“ ausgewählt. Leider wollte nicht jeder frühere Besitzer das Haus verkaufen, erst 2014 konnten wir es dann doch erwerben. Nachher hat unsere Familie die Sanierungsarbeiten angefangen, um das Haus in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen.
Weiß man, wann das Haus erbaut wurde? Welche Sanierungsarbeiten mussten zuerst vollzogen werden?
Lívia Tóth-Schiebelhut: Im Bawaz-Buch findet man einen Hinweis auf das Haus. Da steht die Information, dass die Häuser in der damaligen Schwabengasse von den ersten deutschen Kolonisten zwischen 1784 und 1786 errichtet wurden. Also es ist wirklich ein Schatz, man kann im Land kaum mehr solche Kolonistenhäuser finden. Wir waren in einer glücklichen Lage, denn es gab zwar am Außenbild schon viele Veränderungen, aber im Inneren wurde der Originalzustand relativ gut bewahrt. Zuerst haben wir das Dach neu gedeckt, damit sich der Zustand des Hauses nicht verschlimmert, der nächste große Schritt war das Verputzen der Lehmwände. In der ersten Stube ist der Fußboden immer noch aus Lehm, den haben wir auch saniert. Nach mühsamer Arbeit haben wir den Schwabenhof im August 2015, im Rahmen des 1000-jährigen Jubiläums von Bawaz, feierlich der Öffentlichkeit übergeben.
Was alles habt ihr seit der Eröffnung entwickelt?
Lívia Tóth-Schiebelhut: Wir haben zuerst das Haus saniert. Aber im hinteren Teil des Hofes gab es auch einen Stall und einen Heuspeicher. Dieses Wirtschaftsgebäude wollten wir für gesellschaftliche Zwecke umbauen lassen. Am Anfang der Bauarbeiten stellte sich aber heraus, dass wir diesen Teil nicht mehr sanieren können. Er musste also leider abgerissen werden, wir haben aber den Stall den ursprünglichen Plänen entsprechend neugebaut, heute finden da viele Veranstaltungen statt.
Was für Programme werden rund um das Haus organisiert? Welche Dienstleistungen werden auf dem Schwabenhof angeboten?
Anton Kresz: Der Schwabenhof ist heute ein wichtiges Zentrum der Traditionspflege, wir organisieren rund um das Haus oft gemeinsame Ereignisse. Der Hof ist immer ein Schauplatz des Straßenfestes „BabArc“, bei der Kirchweih geht der Umzug mit dem Kirmesbaum von uns los, im Rahmen eines Projekts hat man im Haus eine ungarndeutsche gastronomische Fortbildung organisiert, und wir könnten noch zahlreiche Programme erwähnen, wo wir Gastgeber sind. Wir haben ein vielfältiges Programmangebot für Gruppen zusammengestellt, man kann bei uns mit mir ungarndeutsche Volkslieder singen, mit Vivi Volkstänze erlernen und dank des Koch- und Backtalents von meinem Schwiegervater Laci viel Leckeres kosten.
Woher kommen die Besucher?
Anton Kresz: Wir haben in den letzten Jahren sehr viele Gruppen aus den Komitaten Weißenburg, Wesprim, Pesth und auch aus Budapest empfangen, die die Branau besucht haben. Bawaz verfügt über gute Städtepartnerschaften, so kommen immer wieder Gäste z. B. aus Loshausen (Deutschland).
Was für Pläne habt ihr für die nahe Zukunft?
Lívia Tóth-Schiebelhut: Im erwähnten Stall ist schon ein Zimmer fertig geworden, wir möchten aber künftig im Obergeschoss weitere Zimmer ausbauen. Also unser Ziel ist, im Schwabenhof in den kommenden Jahren mehrere dorftouristische Dienstleistungen anzubieten und mehr Gäste nach Bawaz zu locken.
Vivi, du bist vor Kurzem Vizevorsitzende der Bawazer Deutschen Selbstverwaltung geworden. Was habt ihr alles vor?
Vivien Kresz-Tóth: Es ist uns ein besonderes Anliegen, die Bawazer Jugendlichen ansprechen zu können. Wir möchten in der kommenden Zeit einen größeren Wert auf die Nachwuchssicherung legen. Wir werden bald das 25-jährige Bestehen der Deutschen Selbstverwaltungen auch mit Programmen für Jugendliche feiern. Wir möchten der Gemeinschaft Junger Ungarndeutschen eine Vorstellungsmöglichkeit anbieten, damit eventuell schon dieses Jahr ein neuer Bawazer GJU-Freundeskreis entstehen kann.
Vielen Dank für eure Gastfreundschaft und für die Beantwortung meiner Fragen! Ich wünsche viel Erfolg!
Martin Surman-Majeczki
Wenn jemand Lust bekommen hat, den Schwabenhof in Bawaz aufzusuchen, kann er die Familie kontaktieren:
Bawazer Schwabenhof
Lívia Tóth-Schiebelhut
Tel.: +36-30/217-5655
Facebook: Babarci Svábudvar