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Das Fünfkirchener Lenau Haus und das Institut für Auslandsbeziehungen hat ein gemeinsames Projekt gestartet. Sie haben Jugendliche, die nicht ungarndeutsch sind, sich aber mit der Nationalität über Schule, Wohnort oder Freunde gut auskennen, was alles sie von den Ungarndeutschen bekommen haben.
Die Kampagne sollte einerseits der Mehrheitsgesellschaft zeigen, welchen Beitrag die deutsche Minderheit in Ungarn leistet. Andererseits sollte sie durch Vermittlung einer solchen Außenperspektive die Identität der Ungarndeutschen stärken. Die Antworten zeigen, dass sehr viele in ihren ungarndeutschen Freund/innen, Mitschüler/innen eine inklusive Gemeinschaft gefunden haben. Bei einigen Jugendlichen wurde sogar die in der eigenen Familie bereits bestehende Bindung an die ungarndeutsche Gemeinschaft gestärkt.
Für die Fotos der Kampagne können Sie auch das Lenau Haus auf Facebook und Instagram folgen.
Erstveröffentlichung des Beitrags: 15. April 2020
Aktualisiert: 8. Mai 2020
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Anna, Dunaújváros
“Ich habe meine Schule ausgewählt um perfekt Deutsch zu lernen, aber ich habe das Hundertfache bekommen – vor allem eine zweite Familie. Neben Hochdeutsch konnte ich die schwäbische Sprache kennenlernen. Mit meiner Freundin haben wir viele schwäbische Volkslieder gelernt und bei mehreren ungarndeutschen Musikwettbewerben Preise gewonnen. Mit meiner Klasse haben wir dreimal am Abgedreht! Filmfestival teilgenommen, was unsere Klasse sehr gestärkt hat.
Dank meiner Schule habe ich meinen Freund vor 7 Jahren, in einem GJU-Camp kennengelernt. Durch das Erleben der schwäbischen Traditionen in Wemend – wie z.B. das „Winscheuch”, die Begrüßung des Neujahrs, die ich mit der Familie meines Freundes immer mitmache – fühle ich mich schon ein bisschen wie eine Schwäbin. Es ist mir sympathisch, mit den kleinen Kindern Schwäbisch zu sprechen, denn so leben Tradition und Sprache weiter.”
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Csenge, Harkan
“Die Ungarndeutschen pflegen ihre Traditionen und vergessen ihre Identität und ihre Herkunft nicht. Sie sind eine zusammenhaltende Gemeinschaft und das gefällt mir am meisten. Mit 6 Jahren habe ich in der Grundschule in Siklós begonnen Deutsch zu lernen. Hier habe ich von meiner Lehrerin die Liebe zur deutschen Sprache vermittelt bekommen und die ungarndeutsche Volksmusik und den Volkstanz kennengelernt. In meinem Gymnasium in Fünfkirchen wird jährlich ein Schwabenball organisiert, wo Volksmusik, Volkstanzgruppen und Trachten gezeigt werden.
Auch zu Hause sind die ungarndeutschen Bräuche präsent: wir essen oft die traditionelle ungarndeutsche Speise, Hefeknödel.”
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Betti, Fünfkirchen
“Ich habe vor allem gelernt, dass es in unserer manchmal unübersichtlichen Gesellschaft eine ruhige Gemeinschaft gibt, in der man sich immer ein bisschen zu Hause fühlt. Außer der Stimmung, die in allen Traditionen der Ungarndeutschen zu finden ist, sind die Musik und die traditionellen Bälle für mich, als frühere Tänzerin, besonders wichtig.
Über die Ungarndeutschen soll man wissen, dass ihnen das Wort Zugehörigkeit kein bloßer Ausdruck ist.”
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Nati, Tschatali
“Ich bin väterlicherseits Ungarndeutsch und es ist für mich eine Ehre. Meine Oma spricht mit mir noch heute Schwäbisch, die Liebe zur Sprache spielt bei uns eine bedeutende Rolle. Ich habe fast jedes Jahr an dem Landesrezitationswettbewerb in der Kategorie Mundart teilgenommen.
In meinem Herz war immer Stolz, dass ich die schwäbischen Traditionen weiterpflege. Ich war eine von 4 Jugendlichen die den Valeria Koch Preis gewonnen haben – das war für mich eine Bestätigung, dass ich etwas gut mache. Das schwäbische Identitätsbewusstsein begleitet mich durch mein Leben!”
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Matyi, Wudersch
“Der deutschen Nationalitätengrundschule habe ich deutsche Sprachkenntnisse, Freunde und eine Gemeinschaft zu verdanken. Außerdem habe ich die ungarndeutschen Traditionen und die Geschichte von Budaörs kennengelernt.
Besonders mag ich die deutschen Weihnachtslieder und den schwäbischen Kartoffelsalat. Über die Ungarndeutschen soll man wissen, dass sie gut kochen, gastfreundlich sind und die Jungs gut Fußball spielen können.”
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Lilla, Baje/Wien
“Meine absoluten Lieblingsprogramme sind immer die Schwabenbälle, die jedes Jahr stattfinden. Alle sind dabei, jeder hat immer gute Laune und es tanzt die ganze Stadt – Lehrer/innen, Schüler/innen, Klein und Groß – zusammen.
Viel Liebe, großer Zusammenhalt und natürlich die schöne Volkstracht muss ich unbedingt als das erwähnen, was jeder von den Ungarndeutschen wissen soll. Und noch etwas: jeder muss einmal in seinem Leben etwas typisch Ungarndeutsches essen.”
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Eszter, Wesprim
“Bereits in der Grundschule habe ich viel über die Ungarndeutschen gelernt, und zum Glück auch jetzt im Lovassy Gymnasium. Ihre Traditionen interessieren mich sehr, darüber lernen wir viel in der Heimatkundestunde. Ich habe einige Mitschüler, die ungarndeutsche Wurzeln haben, oft besuchen wir zusammen die Schwabenbälle in ihrem Heimatdorf. Ich genieße diese Veranstaltungen sehr, die Stimmung ist immer fantastisch.
Zum Glück gibt es auch in meinem Gymnasium jeden November einen Schwabenball. Dort wird ein schwäbischer Eröffnungstanz von den Schülern getanzt, und der Nationalitätenchor singt schwäbische und deutsche Lieder. Ich bin Chormitglied, und tanze auch den Eröffnungstanz, es macht mir jedes Jahr Spaß. Wir tragen traditionelle Trachten, das ist auch fantastisch.”
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András, Fünfkirchen
“Die Schwabenbälle sind die besten! Dank meiner besten Freundin, die aus Hartau stammt und sich mit dem Thema sehr gut auskennt, habe ich einige Tänze gelernt. Sie hat mir leckere schwäbische Gerichte zubereitet und erzählte mir sehr viel über die Ungarndeutschen, über die Geschichte, Traditionen, Sprache und Verschleppung. Ich weiß schon, dass die Ulmer Schachtel ein Boot ist und keine Papierschachtel!
Sie hat mir beigebracht, wie viel damals ein Kleidungsstück symbolisiert hat und wir haben das gemeinsam in einem ungarndeutschen Dorfmuseum angeschaut. Den Patschker, das Hartauer blaue Muster und den Rosmarin finde ich märchenhaft!”
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Tamara, Mohatsch
“Dieses Jahr mache ich mein Abitur, aber in Deutsch habe ich die Prüfung in der Oberstufe bereits abgelegt. Meine Sprachkenntnisse bedeuten für mich einen großen Vorteil für die Zukunft.
Ich habe viele schwäbische Tänze von den Ungarndeutschen gelernt, ich besuche gern Tanzhäuser, und es macht mir Spaß, wenn ich Polka tanzen kann. Außerdem kann ich schon schwäbische Dampfknödel machen. Was ich besonders gut finde, sind die verschiedenen Zöpfe und die Frisuren der Ungarndeutschen. Ich mache mir selber gern solche Frisuren.”
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Jocó, Hetfehell
“Meine erste Begegnung mit der ungarndeutschen Kultur hatte ich im Kindergarten. Dort haben wir schon einfache Ausdrücke und Lieder gelernt. Die Sprachkenntnisse und die Liebe der Sprache ist das Wichtigste, das ich bekommen habe, denn ich will Deutschlehrer werden. Früher habe ich jährlich an dem Rezitationswettbewerb teilgenommen. Die Ausdauer meiner Lehrerin ist für mich ein Vorbild, ohne ihre Arbeit hätten wir nie solche Erfolge erreicht.
Ich habe darüber hinaus noch viel mehr bekommen. Ich habe Volkstanz getanzt und in einer Blaskapelle gespielt. Einmal haben wir bei meiner Lehrerin eine leckere ungarndeutsche Speise gebacken. Im religiösen Leben habe ich Kirchengesänge und Gebete gelernt, und es war immer schön zu sehen, wie die Kinder mit den Großeltern zusammen in der Kirche waren.”
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Hanna, Totis
“In meiner deutschen Nationalitätenklasse hatte ich die Möglichkeit, jeden Tag Deutsch zu lernen sowie die deutsche Literatur und Kultur besser kennenzulernen. Von dieser Kenntnis profitiere ich bis heute sowohl im akademischen, als auch im beruflichen Leben. Zum Beispiel wurde ich dieses Jahr für das Internationale Parlamentsstipendium (IPS) im Deutschen Bundestag ausgewählt.
Jeder sollte wissen, wie lebendig die Ungarndeutschen ihre Kultur pflegen. Ich mag die Schwabenbälle sehr. Eine schöne Erinnerung aus meiner Schulzeit ist ein Ernteball, den ich mit meiner ganzen Klasse im Rahmen unseres Volkskundeunterrichts erlebt habe.”
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Blanka, Dunaújváros
“…es ist schwer in Worten zu erfassen. Als wir mit meiner besten Freundin zuerst in Baja angekommen sind, haben wir uns gleich bei der Chorleiterin gemeldet. Sie hat uns mit dem Klassenleiter die bunte Kultur der Ungarndeutschen gezeigt. In den nächsten Jahren hatten wir viele Auftritte, wo wir in Tracht ungarndeutsche Volkslieder aus vollem Herzen gesungen haben. Abgedreht! wurde mit 4 Filmen unser festes Projekt, wir haben die Geschichte der Ungarndeutschen gelernt und wurden Teil dieser Gemeinschaft.
Als ich meine Erlebnisse zu Hause erzählt habe, stellte sich heraus, dass meine Urgroßmutter mütterlicherseits Ungarndeutsche war und dass meine Oma väterlicherseits nach dem 2. Weltkrieg als Ungarin aus der Slowakei vertrieben wurde und in einem Haus leben musste, aus dem früher Ungarndeutsche vertrieben wurden. Deswegen hat der 19. Januar eine besondere Bedeutung für mich. Ich habe Wurzeln gefunden, von denen ich nicht wusste und ich bin dankbar dafür!”
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Pali, Wudersch
“Dass ich auf eine deutsche Schule ging, bedeutete für mich vor allem, dass ich seit der ersten Klasse Deutsch gelernt habe. Außerdem haben wir oft mit unserer Klasse das Heimatmuseum in Budaörs besucht, dort haben wir verschiedene schwäbische Traditionen kennengelernt und Zeitzeugen haben uns erzählt, wie die Schwaben früher gelebt haben und was ihre GESCHICHTE ist. Ich kenne nur wenige, die die schwäbischen Traditionen noch bewahren, aber wir haben in der Schule zu jedem schwäbischen Feiertag etwas Symbolisches gebastelt, z.B. haben wir zur Adventszeit immer Strohengel geflochten.
In der Schule gab es eigentlich nicht so viele Ungarndeutsche, aber ich habe sie als sehr liebe und gastrfreundliche Menschen kennengelernt.”
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Zsófi, Hetfehell
“Da ich seit mehr als 10 Jahren in einem schwäbischen Dorf lebe und auf eine deutsche Nationalitätengrundschule ging, konnte ich viel von den Ungarndeutschen lernen, z.B. Volkstänze, die Herstellung von traditionellen schwäbischen Speisen, Volkslieder und die deutsche Sprache. Außerdem konnte ich auf die Geschichte der Ungarndeutschen zurückblicken, zum Beispiel wie der Gulag war.
Mein Lieblingsfest ist der Schwabenball, an dem traditionelle schwäbische Musik von einer Band gespielt wird, jeder bringt etwas zum Essen mit, und wir tanzen sehr viel.”
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Martin, Wesprim
“Dank eines Wettbewerbs der LdU (Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen), konnte ich kostenlos eine Woche in Deutschland verbringen. Wir haben Sachsen kennengelernt und die wunderbaren Städte besichtigt. In den Heimatkundestunden lernen wir viel über die Vertreibung, aber ich dachte immer, dass es ganz fern von mir ist. Im Rahmen dieser Reise haben wir einen vertriebenen Mann getroffen und er hat uns erzählt, wie die Geschehnisse in der Wirklichkeit aussahen.
Ich bin auch ein Mitglied des deutschen Nationalitätenchors des Gymnasiums Lovassy, wo ich die wunderbarsten ungarndeutschen Lieder erlernt habe. Dort kann man wirklich gute Freundschaften knüpfen.”
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Hanna, Schambek
“Schwabenbälle, bunte Volkstracht, Blechmusik, Volkstanzfestivals – das soll jeder von den Schwaben in Ungarn wissen. Sie haben Bräuche aus ihrer deutschen Heimat mitgebracht, die auch heute noch unverändert gepflegt oder in den letzten Jahren neu belebt wurden, wie z.B. der Gang um Ostertau in Schambek. Diese 300-jährige Tradition wird auch heute bewahrt!
Meine Lieblingsprogramme waren die ungarndeutschen Tanzhäuser und die großen Schwabenbälle. Die ganze Bevölkerung der Stadt, Jugendliche und ältere Menschen tanzen da zusammen und es gibt da immer gute Stimmung.”
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Barbi, Wemend
“In meiner Schule in Mohács habe ich über die Ansiedlung gelernt, wann und wie die Schwaben nach Ungarn kamen. Ich finde es sehr schön, dass sie noch heute ihre Traditionen und die Sprache pflegen.
Ich wohne in Véménd, hier leben viele Ungarndeutsche und manchmal höre ich, wenn sie miteinander in der Mundart sprechen. Für mich ist es ein bisschen schwer, sie zu verstehen, aber man kann schon einige Wörter erkennen. Ich habe von meiner Mitschülerin einige schwäbische Gedichte gehört, und auch Geschichten in der Mundart, diese waren sehr interessant für mich. Es war ein sehr großes Erlebnis, als ich die Mundartgeschichten verstehen konnte.”
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Botond, Baje
“Das wichtigste, was ich von den Ungarndeutschen bekommen habe, ist das Identitätsbewusstsein, dass ich weiß, woher ich eigentlich stamme. Denn väterlicherseits bin ich Schwabe. Außerdem mag ich sehr die Schwabenbälle, denn sie bieten uns, ungarndeutschen Jugendlichen eine Chance, das Gefühl der Zusammengehörigkeit zu bewahren. Dadurch entstehen viele Freundschaften und auch wichtige Kontakte, die man im späteren Leben gut nutzen kann. Der Schwabenball ist auch mein Lieblingsbrauch, da er sowohl traditionelle als auch amüsierende Elemente hat.
Alle sollen über die Ungarndeutschen wissen, dass sie nett und hilfsbereit sind, auch wenn das nicht immer so scheint.”
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Nelli, Tarian
“Neben Schrammelmusik und der Welt der Bälle ist der ordentliche und fleißige Charakter der Schwaben allen bekannt. Ich würde dennoch vor allem ihre in jeder Situation hilfsbereite, inklusive Gemeinschaft hervorheben. Ich bin dankbar dafür, dass ich die Möglichkeit habe, Teil solch einer zusammenhaltenden und liebevollen Gruppe zu sein und ihre Gesellschaft tagtäglich zu genießen.
Nicht zuletzt bin ich dankbar für meine schwäbischen Bekannten, die mir gezeigt haben, dass mit Fleiß alles, was wir möchten, erreichbar ist.”
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Kevin, Bawaz
“Ich glaube, dass das größte Erbe der Ungarndeutschen die Liebe zur Sprache ist. Ich habe mit 6 Jahren in der Grundschule in Bohl / Bóly angefangen Deutsch zu lernen. An den Ungarndeutschen mag ich am meisten ihre Volksmusik und ihren Volkstanz. In meinem Heimatdorf Bawaz gibt es jährlich das „BabArc“ Festival, mit ungarndeutschen Volkstanzgruppen und Volksmusik, wo auch alte Bräuche und altes Handwerk gezeigt werden.
Das Wichtigste, was mir bei den Ungarndeutschen auffällt, ist der Zusammenhalt in der Familie, in der Schule und in jedem Bereich des Lebens. Sie bewahren ihre Bräuche und die Schönheit ihrer Sprache und vergessen nicht, was Zusammenhalt bedeutet.”
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Hier kann man die Verteilung der Antworten auf der Landkarte sehen >>>