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Dóra Bárdfalvys Weg zum Erfolg
Väterlicher- und auch mütterlicherseits hat Dr. Dóra Bárdfalvy ungarndeutsche Vorfahren. Die junge Forscherin hat 2020 in physikalischer Chemie promoviert und unlängst auch einen Besuch in ihrer alten Schule, dem Ungarndeutschen Bildungszentrum Baje (UBZ), abgestattet, mit dem sie viele schöne Erinnerungen verbindet.
Dóra Bárdfalvy hat insgesamt 14 Jahre im Gefüge des Ungarndeutschen Bildungszentrums verbracht. Sie war unter den ersten Schützlingen des gerade damals eröffneten deutschen Kindergartens und beendete ihre Laufbahn als UBZlerin 2009 mit dem Abitur.
„Ich habe ungarndeutsche Wurzeln, jedoch spricht in meiner Familie leider niemand mehr Deutsch. Es hat mich deshalb sehr gefreut, dass ich im UBZ nicht nur die Sprache, sondern auch viel über meine ungarndeutsche Herkunft lernen konnte”, erinnert sich Bárdfalvy an ihre Schulzeit. „Es gibt so viele schöne Momente, ich kann mich gar nicht für eins entscheiden. Ich hatte sehr gute Lehrer, besonders gern erinnere ich mich an meine Lehrerinnen Frau Paplauer, Frau Kemmer und Frau Zug, sie haben mit mir auch außerhalb der Stunden immer Deutsch gesprochen, was ich sehr geschätzt habe, denn zu Hause hatte ich ja keine Möglichkeit dazu, Deutsch zu üben. Oder auch, Frau Regaisz, meine Englischlehrerin: sie hat sogar dann an mich geglaubt, als ich selbst an mir gezweifelt habe jemals richtig Englisch lernen zu können – wohlgemerkt arbeite ich heute überwiegend in dieser Sprache. Hinzu kommt auch, dass ich ohne die hervorragenden Chemiestunden von Herrn Sári wahrscheinlich niemals selbst Chemikerin geworden wäre. Er hatte die Gabe, auch komplizierte Sachverhalte sehr logisch erklären zu können, und man hat bei ihm wirklich leicht lernen können.”
Vom UBZ hat sich Dóra Bárdfalvy eigentlich nie richtig getrennt, da sie stets gute Kontakte zu ihren ehemaligen Lehrern pflegt und dort bis heute immer gerne empfangen wird. Auf Einladung ihrer alten Schule nimmt die Forscherin an Orientierungsveranstaltungen für Schüler teil und berichtet über Ihre Erfahrungen im Berufsleben.
„Leider interessieren sich nur wenige für Naturwissenschaften, was ich sehr bedauere. Mit den Schülern, die ich in Baje getroffen habe, hatte ich aber gute Erfahrungen, sie zeigten wirklich Interesse für mein Fachgebiet, und ich hoffe sehr, dass ich mit dem Erzählten dem einen oder anderen bei seiner Entscheidung helfen konnte”, sagt Bárdfalvy. Die Laufbahn der jungen Forscherin ist auch von einigen Umwegen gekennzeichnet, daher hebt sie aus eigener Erfahrung bei solchen Anlässen immer hervor, dass es völlig in Ordnung sei, wenn man sich umentscheidet und einen neuen Weg einschlägt.
„Es wird sich alles ergeben, dass sage ich den Schülern immer. Keiner weiß mit 17-18 Jahren, was er in 10 oder 20 Jahren einmal sein wird. Ich rate ihnen immer, sich darauf zu konzentrieren, was ihnen am meisten Spaß macht – es muss ja nicht das Fach sein, in dem sie die besten Noten haben – und sie sollten danach überlegen, was sie damit anfangen können. Abiturienten sollten sich meiner Meinung nach auch in ihrer Familie oder im Bekanntenkreis umhören und wenn sie ein bestimmter Job interessiert, findet sich bestimmt jemand, der ihnen auch über konkrete Möglichkeiten berichten kann“, sagt die UBZ-Alumna.
Im Oktober dieses Jahres hat Dóra Bárdfalvy einen Besuch in ihrem geliebten Alma Mater abgestattet, wo sie sich auch mit ihren ehemaligen Lehrern getroffen hat: „Es war ein komisches Gefühl, als Gast wieder im UBZ zu sein. Komisch deshalb, weil sich doch sehr viel verändert hat und auch deshalb, weil sich vieles eben gar nicht verändert hat. Es hat mich sehr gefreut, dass ich Frau Theresia Szauter, meine ehemalige Lehrerin, treffen konnte und wir uns ein bisschen nostalgisch an die alten Zeiten erinnert haben. Ihr habe ich auch ein Exemplar meiner Doktorarbeit geschenkt.”
Es war ein ungewöhnlicher Weg bis zur Promotion. Nach ihrem Abitur hat Bárdfalvy sich an der Universität Szeged eingeschrieben und ein Semester lang Biologie studiert, danach hat sie jedoch zur Chemie gewechselt und in diesem Fach ihr BA-Studium absolviert. Seit ihrem Masterstudium, 2014 lebt sie schon in Schweden: „Ich habe mich gleich nach meinem Bachelor-Abschluss für ein Masterstudium in Uppsala beworben und bin dann nach Schweden gezogen. Als ich meinen Abschluss hatte, bekam ich ein Stellenangebot aus Lund und bin dann aus Arbeitsgründen dorthin gezogen. Dort habe ich auch meine Promotion im Bereich physikalischer Chemie absolviert.”
Dr. Dóra Bárdfalvy arbeitet heute als Chemikerin bei einem Unternehmen in Schweden, wo sie sich in erster Linie mit chemischen Prozessen und umweltfreundlichen Methoden in der Produktentwicklung beschäftigt bzw. Unternehmen und Hersteller fachmännisch berät. Besonders schätzt sie an ihrer Arbeit die Abwechslung: „Es ist ein tolles Gefühl, anderen Menschen helfen zu können, an der Entwicklung von Produkten beteiligt zu sein, erklären zu können, was weshalb funktioniert oder eben nicht funktioniert. Es gibt bei uns eigentlich kein Projekt, dass dem vorherigen gleicht. Jeder Tag ist anders, auch wenn das klischeehaft klingt, und es freut mich sehr, dass ich jeden Tag etwas Neues dazulernen kann.”
Gabriella Sós