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Dr. Kathi Gajdos-Frank in den Vorstand des St. Gerhards-Werks gewählt

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Dr. Katalin Gajdos-Frank stammt aus einer ungarndeutschen Familie, mütterlicherseits aus Schorokschar und väterlicherseits aus Wudersch. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Budapest. Nach dem Abitur am Deutschen Nationalitätengymnasium (DNG) in Budapest studierte sie Germanistik an der Eötvös-Loránd-Universität und promovierte an der Gyula Andrássy Deutschsprachigen Universität über ungarndeutsche Geschichte. Zurzeit ist sie Direktorin des Jakob-Beyer-Heimatmuseums in Wudersch und Mitglied der Vollversammlung der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen. Sie wurde kürzlich in den Vorstand des St. Gerhards-Werks gewählt.

– Seit wann arbeiten Sie mit dem St. Gerhards-Werk zusammen?
– Durch meine Forschungsarbeit habe ich das Gerhards-Werk im Jahre 2009 kennengelernt. Das St. Gerhards-Werk e.V. (gegründet 1952 in München als Arbeitskreis Südostdeutscher Katholiken) ist ein Verein, der vor allem die kulturellen und kirchlichen Traditionen und Anliegen der Donauschwaben aus Südosteuropa pflegen und weitergeben beziehungsweise eine Brücke zu den Menschen in den Herkunftsregionen bauen möchte. Zu den Zielsetzungen des Vereins gehören unter anderen Veranstaltungen (Tagungen, wissenschaftliche Konferenzen, Wallfahrten) zu organisieren, die religiöse und kulturelle Tradition der Deutschen in Südosteuropa zu dokumentieren, internationale Begegnungsforen zu schaffen und entsprechende Publikationen zu fördern. Über mein Forschungsthema (das Schicksal der Ungarndeutschen im 20. Jahrhundert) und über die Aktivitäten des Jakob-Bleyer-Heimatmuseums schrieb ich mehrere Beiträge in dem Mitteilungsblatt des Vereins, im „Gerhardsbote”. Für mich war das auch eine große Ehre, dass ich an der Gelöbniswallfahrt der Donauschwaben in Altötting im Jahre 2018 (organisiert vom St. Gerhards-Werk) in der Stiftskirche einen Vortrag halten konnte. In den vergangenen Monaten hatten wir mit Herrn Geschäftsführer Prof. Dr. Rainer Bendel (St. Gerhards-Werk) auch mehrere Besprechungen bezüglich einer Zusammenarbeit zwischen dem Projekt „Glaube stiftet Gemeinschaft” des Jakob-Bleyer-Heimatmuseums und dem deutschen Projekt „Meine Heimat, deine Heimat, unser Europa” der AKVO, Arbeitsgemeinschaft katholischer Vertriebenenorganisationen, und es konnten in diesem Zusammenhang schon wertvolle Texte ungarndeutscher Schülerinnen im „Gerhardsbote” (67. Jhrg., April 2022, S. 12-13-14.) veröffentlicht werden.

– Welche Tätigkeiten übt das St. Gerhards-Werk in Ungarn aus?
– Das St. Gerhards-Werk Ungarn e.V. wurde 1991 in Budapest mit dem Ziel gegründet, die geistliche Identität der Ungarndeutschen zu wecken und ihre Religiosität zu fördern. Durch Frau Vorsitzende Maria Kőrös-Herein konnte ich in den vergangenen Jahren die Aktivitäten, regelmäßige Veranstaltungen des ungarischen Vereins – wie zum Beispiel Buchpräsentationen, Tagungen, religiöse und kulturelle Programme, Kirchweihtag in Maria Eichel usw. – kennenlernen. Sie nehmen auch an den Gelöbniswallfahrten der Donauschwaben teil.

– Wie haben Sie Ihre Aufnahme in das Leitungsgremium des St. Gerhards-Werks erlebt?
– Die Worte von Prof. Dr. Bendel – „sie werden mit Ihrer Expertise und Ihren Vernetzungen die Arbeit des Vorstandes deutlich weiten und bereichern” – machten mir große Freunde. Meine Aufnahme in das Leitungsgremium war – und ist auch heute – für mich eine große Ehre, ich freue mich sehr darüber, dass ich als Vorstandsmitglied zu dieser wertvollen Arbeit beitragen darf und unsere gemeinsame donauschwäbische Geschichte – nach den von mir hochgeschätzten Vorgängern, wie zum Beispiel der erste Vorsitzender Dr. Ludwig Leber (1952-1963) oder Herr Ehrenvorsitzender Erzbischof Dr. Zollitsch – aufarbeiten und an kommende Generationen weitergeben kann.
Denn die zwei Hauptzentren der Betreuung der Donauschwaben in der Bundesrepublik nach 1945 waren Stuttgart und München. In Stuttgart fand die Betreuung ihren Kristallisationspunkt in der Caritas-Flüchtlingshilfe (ungarndeutsche Abteilung), deren Organisation und Leitung schon seit 1946 der Ungarndeutsche Dr. Ludwig Leber, der spätere langjährige CDU-Landtagsabgeordnete, innehatte. (Mit Hilfe von Herrn Dr. Leber konnten später, 1953 die ungarndeutschen Kriegsgefangenen aus der kommunistischen Internierungslager Tiszalök freigelassen werden!) Die leitenden Männer im Arbeitskreis Südostdeutscher Katholiken e.V., der als erste donauschwäbische Vereinigung katholische Donauschwaben aus allen drei Herkunftsländern in einer Arbeitsgemeinschaft vereinigte, waren Dr. L. Leber (Ungarn), Prof. H. Diplich (Rumänien) und I. Kohler (Jugoslawien). Auf Vorschlag von Hans Diplich benannte sich der Arbeitskreis e.V. im Jahre 1955 nach seinem hohen Patron, dem Märtyrerbischof St. Gerhard, in Gerhards-Werk e.V. um. Im Jahre 1957 verlegte das Gerhards-Werk seinen Sitz nach Stuttgart, womit ein neues Kapitel seiner Tätigkeit begann. Ein Jahr vorher hatte unter dem Namen „Gerhardsbote“ das Mitteilungsblatt des Gerhards-Werkes und der Gerhards-Jugend zu erscheinen begonnen. Starke Impulse erhielten das Gerhards-Werk und seine Arbeit durch das Kommen des Jesuitenpaters Wendelin Gruber, SJ (Ende 1955 aus Jugoslawien) und durch das Eintreffen des Temeswarer Pädagogen und Domkapitulars Prälat, Josef Nischbach (im Juni 1959 aus Rumänien) in der Bundesrepublik.

– Was werden Ihre wichtigsten Aufgabenbereiche sein?
– Von Anfang an war es das nie aus dem Auge verlorene Ziel des Gerhards-Werks, das kirchlich-kulturelle Erbe der alten Heimat nicht nur für die eigenen Landsleute, sondern auch für das ganze deutsche Volk fruchtbar zu machen. Im Dienst dieses Zieles standen und stehen die Studientagungen, die wissenschaftlichen Veranstaltungen sowie die verschiedenen Wallfahrten, die von Anfang an das wesentliche Charakteristikum der Vertriebenenseelsorge in Deutschland waren und bis heute geblieben sind. Meine Aufgabe wird, diese Ziele zu erreichen, vor allem durch Kooperation. Am 24. September – auf der Podiumsdiskussion und am Nachmittag in der Vorstandssitzung – formulierte ich meine Erwartungen an das Gerhards-Werk für die Aufgaben und Zielsetzungen der nächsten Jahre durch 5 Beispiele aus meiner Arbeit, die alle beweisen, wie wichtig für uns unsere Kultur, Geschichte, Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft sind. Die Frage, wie ich eine Kooperation mit dem St. Gerhards-Werk wünsche, beantwortete ich in drei Punkten: 1. Kennenlernen – Vieles ist übertragbar, wir könnten unsere Projekte vorstellen, die dann, wie z.B. „Glaube stiftet Gemeinschaft” mit dem Projekt „Meine Heimat, Deine Heimat, Unser Europa” kooperieren könnten. 2. Kontakte – Gemeinsame Veranstaltungen könnten organisiert werden (Konferenzen, mobile Ausstellungen mit Vortrag, Theaterstück, Buchvorstellung, Publikationen), damit können wir Kontakte vertiefen. 3. Brückenbauer sein – Wir müssen die jüngeren Generationen ansprechen, meine Person und unser Museum bzw. unsere Kontakte können eine „Brücke” zwischen den Generationen sein.
Die Vorstandsmitglieder konnten anhand dieser Beispiele sehen, dass das Ungarndeutschtum bewahrt, gepflegt und gefördert wird, und ich bin stolz darauf, zu dieser wichtigen Aufgabe nun im Vorstand des St. Gerhards-Werk Stuttgart beitragen zu dürfen.

Quelle: LdU

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