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„Mojachl Kiritog” im 3. Jahrtausend 

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Der Gnadenort Maria Eichel bei Wudigeß/Budakeszi war und ist bis heute noch ein beliebter Wallfahrtsort unter den Ungarndeutschen, wohin am letzten Sonntag im September jedes Jahr zahlreiche Gläubige pilgern, um an dem Hauptkirchentag der Kirche, an der Feier der Heiligen Jungfrau  Maria vom Loskauf der Gefangenen teilzunehmen. Diese Tradition geht auf viele Jahre, genauer ins 18. Jahrhundert zurück. 

Dem 17-jährigen schwäbischen Jungen, namens Johann Traub, erschien im Jahre 1731 in der Krone eines Eichenbaumes das Bild des leidenden Christus und heftete ein einfaches, papiernes Heiligenbild, auf dem Maria, die Mutter Gottes am Stamm des Kreuzes abgebildet war, an dem Baum. Später wurde der Junge schwerkrank. In seiner Todesnot tat er ein Gelübde: sollte er mit Hilfe der Mutter Gottes wieder genesen, wird er ein schöneres, haltbareres Ölbild am Baum anbringen. Nach einigen Tagen ist er genesen. Er kaufte bei dem Ofner Maler Falconer ein Ölbild für zwei Forint. Das ist das heutige Gnadenbild, das die stillende Mutter Gottes mit dem Jesuskind darstellt.

Die Genesung wurde als Wunder aufgefasst und damit begann die Wallfahrt nach Maria Eichel, wo im Jahre 1768 die Gnadenkirche gebaut und eingeweiht wurde. Ab da war Maria Eichel ein blühender, bei der Bevölkerung der Umgebung besonders beliebter Wallfahrtsort, wohin die Wallfahrer in Prozessionen kamen und wo zahlreiche Wunder geschahen. Die Trinitariermönche, die den Gnadenort pflegten, führten Jahr für Jahr genaues Buch über die Zahl der Pilger, woher sie kamen, wer sie führte bzw.  um wie viele Votivgaben die Kirche bereichert wurde.

Die erste Kirche im Jahre 1768 trug den Titel „Die Heilige Jungfrau der Engel”. Die Trinitarier betätigtem sich nämlich unter dem Schutz der „Königin der Engel”, deshalb gaben sie der Kirche diesen Namen. In der Praxis wurde aber der Name die Kirche der Heiligen Jungfrau Maria vom Loskauf der Gefangenen eingeführt. Der Grund dafür ist einerseits, dass der Gnadenort Maria Eichel zuerst von den Gefangenenbefreienden Mönchen (Trinitarier) aufgebaut wurde und sie in der Anfangszeit da waren. In Erinnerung an sie hieß und heißt die Kirche so. Andererseits bestimmte in der Nachkriegszeit der Gedanke der Befreiung der Gefangenen das Leben der Kirche.

Es war am 25. September, am Sonntagsvormittag ein berührendes Gefühl, als man die Pilgerschar aus Wudersch, zirka 150 Kinder, auf der Lichtung vor der Gnadenkirche erblickte. Sie kamen wie schon seit 25 Jahren zu Fuß durch den Wald aus Wudersch nach Maria Eichel.

Die Lehrer der Mindszenty-Grundschule und das Wuderscher Kolpingwerk veranstalten jedes Jahr diese Wallfahrt. Die Schüler der katholischen Grundschule und die Mitglieder der Kirchengemeinde versammelten sich um 9 Uhr vor der Kirche in Wudersch – erzählte uns Mátyás Michelberger, Leiter des Kolpingwerkes. Nach dem Segen des Wuderscher Pfarrers János Varga machte sich die große Gruppe, darunter zahlreiche Kinder auf den Weg, wie es einst unsere Vorfahren getan hatten.

Die erste Station ist immer der St. Michael-Felsen (auf der ungarischen Touristenkarte Végvári-szikla), wo nach einer kurzen Meditation über die Wirkung des Bösen unter uns die Schüler und Pilger zusammen beteten. Wichtig ist – betonte Mátyás Michelberger -, dass diese Wallfahrt auch in dem schulischen Programm als obligatorisches Programm für die Klassen 5-8 steht.

Vor 25 Jahren haben die Wuderscher diese alte Tradition wieder ins Leben gerufen, und sie hoffen, dass diese Wallfahrt als eine lebendige Tradition an die jüngere Generation weitergegeben wird. In unserer globalisierten Welt, wo der Computer und das Smartphone unser Leben bestimmen, ist es sehr wichtig, dass die Kinder auch die Stille der Natur und die Stärke des Glaubens erleben. Auf die alten Sitten und Bräuche muss ein großer Wert gelegt werden, weil sie unser Leben bereichern.

Wegen des regnerischen Wetters wurde das Pontifikalamt nicht im Freien, sondern in der Gnadenkirche unter der Zelebrierung vom Bischof Antal Spányi abgehalten, dem folgte ein interessantes Kulturprogramm unter der Mitwirkung des Budakesser christlichen Gitarre-Orchesters und des Budakesser Frauenchors. Es war schön zu sehen, dass die Jugendlichen zusammen mit der älteren Generation auch in dem regnerischen Wetter in  guter Laune feierten.

Maria Herein-Kőrös

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