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Studienreise des Deutschen Schulvereins der Komitate Pesth und Naurad
nach Schambek und Maan
Die Studienreise ist die beste Form einer Volkskunde-Fortbildung für Deutschlehrer: was wir an Ort und Stelle sehen, hören, erleben und fotografieren, bleibt noch lange in unserer Erinnerung, wir können das Erlernte an die Schulkinder als Erlebnis weitergeben. Die Deutschpädagogen können später sogar für ihre Schüler eine Klassenfahrt organisieren und mithilfe von den schon bekannten Kollegen die Heimatmuseen und andere Sehenswürdigkeiten zeigen.
Diesmal hatte der Schulverein die Möglichkeit gehabt, noch vor dem Museumsbesuch in Schambek eine kinderreiche Familie (mit zehn Kindern) in einem uralten Bauernhaus aus dem Jahre 1789 in Schambek zu besuchen und einen Einblick zu bekommen, wie eine Familie in unseren Tagen wirtschaftet. Sie hat drei Kühe, ein Pferd, zahlreiche Geflügel und produziert für sich fast alles, was sie braucht. Beim Besuch bei der Familie von Balázs Koncz und Dr. Julianna Gillyén fühlten wir uns so, als ob wir plötzlich im 19. Jahrhundert wären. Alle Kinder nehmen an den Arbeiten teil, alle wissen ihre Aufgaben, sie benutzen die Geräte und Werkzeuge sehr geschickt, lieben die Tiere und pflegen sie gern. Dieses Haus ist das älteste mit Jahreszahl gezeichnete Haus in Schambek, und hat ursprünglich zu der deutschen Familie Techert gehört, die vertrieben worden ist.
Der Hauswirt legte nach dem Kauf des Schwabenhauses einen großen Wert darauf, zu dem alten Bauernhaus originale Teile auf alte, traditionelle Weise dazuzubauen: er verwendete Lehmziegel und das ganze Haus bekam wieder ein Schilfdach, wie es früher gewesen war. An die Spitze des Daches wurden die kleinen Statuen von St. hl. Kosmas und St. hl. Damian, die Schutzheiligen der Ärzte und Apotheker, gestellt. Für die meisten Vereinsmitglieder gefiel im Inneren des Wohnhauses die Speisekammer am besten: ja, die Frauen wissen, wie anstrengend das Einkochen ist. Hier standen Marmeladen, Dunstobst, Sauerkohl, Honig, Schmalztöpfe, Korbflaschen usw. für den Winter in „militärischer” Ordnung. Andere waren von dem Bauernofen und den bemalten schwäbischen Möbelstücken, wieder andere von den Instrumenten der Kinder in der „sauberen Stube” begeistert.
Ob man im 21. Jahrhundert so leben möchte, ob es eindeutig vorteilhaft ist, wenn die Kinder als Privatschüler zu Hause lernen, aber über die Natur, die Landwirtschaft, die Traditionen viel mehr wissen, als die Stadtbewohner, wurde auch in der Gruppe Diskussionen geführt. Auf jeden Fall war es interessant zu sehen, wie eine Familie mit zehn Kindern die alten Traditionen vor Augen haltend in einem Schwabenhaus glücklich und ausgeglichen lebt.
Im Heimatmuseum, in dem Bauernhaus mit dem Relief von Sankt Wendelin, Schutzheiligem der Hirten, berichtete zuerst die engagierte Deutschlehrerin, die im Schulverein Gründungsmitglied ist, Etelka Uhrinyi-Hajdú, über das nach europäischen Vorschriften überarbeitete Lehrbuch für die 1. Klasse der Grundschule mit dem Titel „ Mein erstes Deutschbuch”. Die Autoren, Ingrid Boros, Barbara Dér-Szilágyi und Etelka Uhrinyi-Hajdú, hatten den Inhalt des originalen Buches in Form vom Arbeitsheft und Kursbuch veröffentlicht. Obwohl 90% des Wortschatzes geblieben sind, sind neue volkskundliche Themen dazugekommen. In vielen Schulen wird das neue Buch mit den neuen Grafiken mit Erfolg benutzt. Das Ziel sei gewesen, betonte die Fachberaterin, dass die Schüler Lust bekommen und den Grundwortschatz der verschiedenen Themen leicht und spielerisch zu erlernen.
Zu dem umfangreichen Projekt „Erzählende Vergangenheit”, das der Pandemiezeit zustande gekommen war, machten nicht nur die Schulkinder, sondern auch Erwachsene viele gute, ideenreiche Zeichnungen. Etelka präsentierte uns manche Werke, aber die Deutschpädagogen hielten die Zeichnung für die beste, worauf neben alten Gegenständen die neuen, heutigen, modernen Variationen zu sehen sind.
Das Gesellschaftsspiel „Der Weg”, das in allen ungarndeutschen Ortschaften die deutschen Selbstverwaltungen gratis bekommen haben und die Schulen von dort ausleihen können, enthält vier Arten von Spielen: Memorierstoff, Spiel mit den Jahreszeiten, Spiel mit dem Themen Ansiedlung und Vertreibung. Das Gesellschaftsspiel wurde aufgrund der Idee von Ildikó Jencsik aus Schambek ausgearbeitet, die Figuren wurden dazu mit dreidimensionalen Drucker angefertigt, erfuhren wir von Etelka Uhrinyi-Hajdú. Um das Gesellschaftsspiel fachgemäß benutzen zu können, müssen diejenigen, die das Spiel bekommen, an einer Weiterbildung teilnehmen.
In dem anderen Raum des Heimatmuseums können die Besucher die Tonaufnahmen und Filme des Medienlagers benutzen, daraus bekamen die Mitglieder des Schulvereins auch eine Kostprobe. Die interaktive Ausstellung „Möbelgeschichten” stellt Lebensweise und Szenen aus dem Leben der Schambeker von der Ansiedlung bis zur Vertreibung vor. Diese mit Blümchen bemalten Möbelstücke haben damals die Truhen abgelöst, in denen die Kleidungsstücke der Mädchen für die Ehe gesammelt worden sind. Das bedeutendste Stück der Einrichtung ist ein Schrank aus dem Jahre 1874, dessen Bemalung in vielen Merkmalen die Traditionen der aus dem Schwarzwald nach Schambek eingewanderten Deutschen bewahrt. An den Bauernmöbeln mit spezieller gelber Grundfarbe sind ornamentische Motive zu sehen. Unter den Symbolen erscheint oft der Lebensbaum als Motiv der Fruchtbarkeit.
Heute sind die Botschaft und Funktion dieser, mit spezieller Technik angefertigten Schränke anders: hier bekamen die alten Dokumente, Urkunden, Fotos, Gegenstände, Reliquien, Kleidungsstücke, Kränze, Spielzeuge zu den Themen religiöses Leben Ausbildung, Kindererziehung, Bauernkultur und Vertreibung einen Platz.
Schambek ist eine Ortschaft in der Nähe der Hauptstadt, wo die ungarndeutschen Traditionen – trotz der Vertreibung, als die Mehrheit der deutschen Bevölkerung (95%) vertrieben worden ist – dank einiger aktiver, engagierter Personen noch immer lebendig weiterleben, oder viele wieder ins Leben gerufen wurden. In dieser Hinsicht spielt die Deutsche Nationalitätenschule Miklós Zichy auch eine wichtige Rolle. Über die Schule, die über 320 Schüler, 18 Klassen, 35 Lehrer, 29 Klassenzimmer verfügt, sich in einem verhältnismäßig großen, gut ausgestatteten modernen Gebäude befindet, und über die dort laufenden internationalen Projekte berichtete uns die Direktorin, Maria Kovács.
Der vierte Programmpunkt – nach dem Kirchenbesuch, wo wir von János Bechtold, dem Vorsitzenden der örtlichen deutschen Selbstverwaltung, sowie Pfarrer Márton Holnapy empfangen wurden, und dem Mittagessen – erwartete uns in Maan, wo die Schuldirektorin Julianna Szabó und die Leiterin des Leimen-Hauses, Katalin Nagy, auf uns schon warteten. Da an diesem Tag das Weinlesefest stattfand, war die ganze Bevölkerung der Gemeinde im Zentrum gleichzeitig zu sehen, als wir ankamen: auf mit Blumen geschmückten Pferdekutschen und Traktoren saßen und winkten die lustigen Mitwirkenden, darunter viele Tänzer, Kinder und Jugendliche in Volkstracht, auch die Romas waren in ihrer prächtigen, bunten Volkstracht präsent.
Ein schönes Beispiel dafür, wie die verschiedenen Nationalitäten zusammen tanzen, singen, feiern können. Nach unserer Bewirtung mit Kuchen, Torten, Erfrischungsgetränken und natürlich Wein, spazierten die Vereinsmitglieder zu der reformierten Kirche, wo wir uns an der Straßenkreuzung einen ausgezeichneten Volkstanzproduktion bewundern konnten. Die Blasmusik auf der Pferdekutsche und der Tanz der ungarndeutschen Bevölkerung auf der asphaltierten Straße, wo auch die Schuldirektorin eine führende Rolle spielte, erntete bei der Mitgliedschaft einen großen Beifall.
Das Leimen-Haus, das nagelneue, wunderschöne Gebäude für Konferenzen, Begegnungen, Wettbewerbe, kulturelle Veranstaltungen mit Unterkunftsmöglichkeit gefiel den Deutschpädagogen besonders. Die Gastfreundschaft, die für die Maaner immer charakteristisch ist, sowie die gute Stimmung machten den Nachmittag unvergesslich.
Vielen Dank für alle Organisatoren, die bei der Zusammenstellung und der Durchführung des reichen Programmes behilflich waren.
Maria Herein-Kőrös
Vorsitzende des Deutschen Schulvereins der Komitate Pest und Naurad
Fotos: Mitglieder des Deutschen Schulvereins der Komitate Pest und Naurad