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Wanderschlüssel in der Bohler Schule

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Unsere Schule hat sich der Initiative der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen zum Gedenken an die 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn gerne angeschlossen. Alle unsere Klassen sind dem Aufruf gefolgt, denn wir legen großen Wert auf die Pflege der Traditionen. Im Projekt haben wir eng mit unserem Schulträger, der Bohler Deutschen Selbstverwaltung, mit dem Kindergarten, mit dem Bohler Deutschen Kreis und mit anderen örtlichen deutschen Zivilorganisationen zusammengearbeitet. Alle Jahrgänge haben ein eigenes Thema bearbeitet und auch selbst ein Produkt präsentiert. So ist in unserer Schule eine schöne, niveauvolle Ausstellung entstanden, und während der Projektarbeit erlebten die Schüler viele interessante Momente. Die Aktion war ein hervorragendes Mittel, die Jugendlichen mit der Ansiedlungsgeschichte bekannt zu machen sowie für die Zusammenarbeit der Generationen in unserer Kleinstadt. Den symbolischen Gegenstand der Aktion haben wir am TrachtTag empfangen. Für diesen Tag bereiteten wir ein buntes Programm mit mehreren Stationen vor, wo die Kinder schöne deutsche Volkslieder, Kreisspiele und Volkstänze vorgetragen haben. Den Schlüssel haben wir an verschiedenen Orten der Stadt zusammen mit allen teilnehmenden Institutionen festlich präsentiert. Höhepunkt des Tages war das gemeinsame Singen, „Stimmen wir an“, wo alle Schüler den erlernten Liederkranz vorgetragen haben. „Ohne die Vergangenheit zu kennen, kannst du die Zukunft nicht bauen”, so lautet unser Motto.

Dem hat die vielfältige Arbeit unserer Lehrkräfte und Schüler, sowohl in den zweisprachigen, als auch in den sprachunterrichtenden Klassen entsprochen. 

In der Unterstufe waren die Frühlingsbräuche der Ungarndeutschen die wesentlichen Inhalte. Da haben die Erstklässler den Osterfestkreis bearbeitet. Die Kinder haben mit verschiedenen Maltechniken Ostereier mit den Blaufärbermustern bemalt und mit den Produkten einen Ostereierbaum geschmückt.

Die Schülerinnen und Schüler aus dem zweiten Jahrgang haben an einem Mini-Emmaus teilgenommen. Die Kinder haben zuerst das Mountenouvo-Mausoleum besucht, wo sie viele neue Informationen über die Familie Montenuovo erhalten haben. Dem dritten Jahrgang wurden die Essgewohnheiten der Fastenzeit beigebracht. Die Kinder haben Plakate angefertigt und drei Arten von Menüs für verschiedene Zeiträume zubereitet. In Anbetracht der Osterzeit haben sie einen Osterkuchen gebacken, den sie mit in den Keller genommen und im Rahmen einer Emmaus-Feier gegessen haben, währenddessen sie Volkslieder gesungen und Reime vorgetragen haben. Natürlich durften auch die bekannten und beliebten Osterspiele mit Eiern nicht fehlen.

Die Viertklässler haben sich vor Ostern vorgenommen, den Bereich um das Kreuz vor der Kirche und vor der Kapelle zu schmücken. Das Endprodukt ist ein Puzzle-Spiel geworden, das verschiedene traditionelle ungarndeutsche Themen enthält. Da haben die Kinder alles, was sie in den Volkskundestunden gelernt haben, zusammengefasst.

Fast alle Klassen sind zum Kalvarienberg gegangen, wo die Lehrerinnen im Rahmen eines Kinderkreuzweges lehrreiche Geschichten über Kinder gelesen haben. Nach einem kurzen Gebet sind sie, wie ihre Vorfahren in der Vergangenheit nach der Messe, in die Kellerreihe gegangen. Auch die Ausstellung der traditionspflegenden Handarbeitsgruppe ist ein gemeinsamer Ort gewesen, wo verschiedene handgemachte Geschenke gekauft werden konnten. In der Oberstufe haben die einzelnen Projekte traditionelle Themen wie Ansiedlung, alte Berufe, architektonische Merkmale bei den Ungarndeutschen und Essgewohnheiten der Schwaben gehabt. Der fünfte Jahrgang hat sich mit dem Thema „alte Berufe“ beschäftigt. Im Klassenraum haben sie ihre eigene Werkstatt eingerichtet. So sind zum Beispiel Werkstätten wie Patschkermacher, Blaufärber, Kerzengießer und Lebzelter entstanden, die ungarndeutsche Wurzeln in Bohl und Umgebung haben.

Die Kinder haben während der Aufgabenlösung die Geschichte des jeweiligen Berufes, die notwendigen Werkzeuge und das hergestellte Produkt kennengelernt.

Die Sechstklässler haben die Bauweise der Ungarndeutschen kennengelernt. Unter den Gebäuden nehmen Weinkeller eine besondere Rolle ein, deren Pflege und Erhaltung für die Bewohner von Bohl wichtig ist. Basierend auf den Bildern, die während eines Ausflugs gemacht worden waren, fertigten sie Modelle aus alten Kisten und farbigen Papieren an. 300 Jahre… Das hat die Klasse inspiriert und sie haben sich zum Ziel gesetzt, mit Hilfe von anderen Klassen, 300 Ostereier in der Schule auszuhängen. Die Mädels haben die Eier mit Blaufärbermuster bemalt und damit einen kleinen Baum auf dem Schulhof dekoriert, aber auch am Eingang und im Flur konnte man schöne Eier sehen.

Die Jungs wollten auch die 300 Jahre auf ihre Weise zeigen, so haben sie in der Nacht zum 28. April auf dem Schulhof einen Maibaum mit 300 Schleifen für die Schülerinnen der Bohler Grundschule aufgestellt. Die Mädchen sind am Montag früh ganz glücklich gewesen, und haben den großen bunten Baum bewundert.

„Komm wir spielen heut‘ Theater” klingt das jährlich gesungene Lied in Schomberg auf dem deutschsprachigen Theatertreffen der Grundschulen. Die Klasse 6.c hat mit einem Theaterstück teilgenommen, sie haben eine Szene zum Thema Leben im schwäbischen Dorf aufgeführt. Es ist in der ungarndeutschen Tracht vorgetragen worden, die Kinder haben dabei auch getanzt und gesungen. Auf der Bühne ist auch ein ehemaliges ungarndeutsches Dorf und eine Küche als Kulisse aufgebaut worden.

Die Siebtklässler haben die Esskultur der Deutschen in Ungarn kennengelernt. Neben den Zutaten und Rezepten haben sie auch einen Einblick in die Zubereitung der Speisen bekommen. Sie haben ihre eigenen dekorativen Teller mit typisch ungarndeutschen Motiven erstellt. 

Sie haben die Esskultur aus vielen Aspekten aufgearbeitet, so ist ein Mini-Rezeptbuch entstanden, in dem ein paar typische deutsche Rezepte gesammelt und zu einem kleinen Büchlein zusammengestellt worden sind. Darüber hinaus haben sie auch den üblichen wöchentlichen Menüplan wiederbelebt, so wurde für jeden Wochentag ein Rezept vorbereitet, das wir auch heute noch gerne zubereiten. Sie haben auch ein Spiel gemacht. Dafür haben sie typische Rezepte gesammelt und diese auf kleine Karten geschrieben. Die Zutaten befinden sich auf Holzlöffeln. Während des Spiels haben sie eine Karte gezogen und haben anhand des Namens des Essens den Holzlöffel mit den notwendigen Zutaten ausgewählt.

Mit älteren Verwandten, Bekannten haben sie ein Interview über die Essgewohnheiten gemacht. Sie sind dann später vor der Klasse vorgetragen und erzählt worden. Die Interviews sind mit Plakaten, bzw. mit PowerPoint-Präsentationen illustriert, und mit Kochrezepten ergänzt worden.

In der Schule ist anhand eines Textes „der Speiseplan der Woche” zusammengestellt worden. Das haben wir später auf Papptellern dargestellt. Die Mädchen haben den Rand geziert, die Jungs haben die Aufschriften angefertigt. 

Im Rahmen des Wanderschlüssel-Projektes haben sich die Achtklässler mit der Ansiedlung und Vertreibung der Ungarndeutschen beschäftigt. Die geschichtlichen Ereignisse haben die Schüler in Form eines Filmbandes und in Wortwolken dargestellt. Dabei haben sie Begriffe und Formen verwendet, die die Gefühle und Lebensweise der Ungarndeutschen ausdrücken.

Sie haben im alten Mühlgebäude ein Sekko von Róbert König besichtigt. Dieses stellt die Geschichte von Bohl, Bräuche und Traditionen der Gemeinde dar. Die Schüler haben mit großer Freude Gebäude der Stadt erkannt, an denen sie Tag für Tag vorbeigehen, und Bräuche, die sie selbst schon erlebt haben.

Warum war dieses Projekt nützlich gewesen? Die Schüler haben alte Traditionen, Bräuche und Geschichten kennengelernt. Zusätzlich haben sie sich mit ihren Omas und Opas länger unterhalten und ihnen ihre Aufmerksamkeit geschenkt. Diese Kenntnisse können sie an die nächste Generation weitergeben. Die tiefgehende Arbeit unserer Lehrkräfte zeigt, wie wichtig für uns das Kennenlernen unserer Vergangenheit ist. Wir sind stolz darauf, dass wir unserer Vorfahren so vielseitig gedenken konnten.

Adrienn Weber-Heil, Anita Kerner

Fotos: Bohler Grundschule, Levente Monyoródi

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