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In der Nationalitätengrundschule Werischwar und im Friedrich-Schiller-Gymnasium in Pilisvörösvár fand kürzlich ein außergewöhnliches Ereignis statt: Im Rahmen des Wanderschlüssel-Projekts kam die prächtig bemalte Truhe nach Vörösvár, auf deren Reise sich die deutschen Minderheitengemeinden in Ungarn mit verschiedenen Programmen und Projekten an die Ankunft unserer Vorfahren in ihrer neuen Heimat vor etwa 300 Jahren erinnern. Der Pilisvörösvárer Halt dieser besonderen Reise fiel auf die letzte Unterrichtswoche, daher beschäftigten sich die Kinder bereits im Vorfeld mit dem von ihnen gewählten Thema, mit den ersten Jahren der Einsiedler.
Die Nationalitätengrundschule Werischwar in Pilisvörösvár hat mit mehreren Schülergruppen am Wanderschlüssel-Projekt teilgenommen. Jede Deutschgruppe besuchte die Schwäbische Ecke, wo sie in einem Vortrag von Szabolcs Zsámboki die Bedingungen kennenlernte, die den Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts hier eingewanderten Deutschen begegneten. Der Fokus lag also auf den ersten 40-50 Jahren. Darüber sprechen wir relativ wenig. Die Kinder kennen kaum die unglaublichen Schwierigkeiten, mit denen die Neuankömmlinge zu kämpfen hatten.
Neues Leben in die verwüsteten Gebiete zu bringen, war eine riesige Aufgabe. Den jungen Leuten und Familien wurde das Gelobte Land versprochen, aber tatsächlich wartete fast der Untergang auf sie. Sie mussten ein neues Leben aus dem Nichts schaffen.
Es ist ein wahres Wunder, dass die Gemeinde bereits nach 5 Jahren eine Kirche hatte. Zwei Generationen später stand ein blühendes Dorf, eine prosperierende Gemeinschaft, im Pilis-Becken.
Die Klasse „3.a” arbeitete die Ergebnisse der ersten Volkszählung aus. Aus dem Buch von Mihály Fogarasy-Fetter können die Namen der ersten Siedler gut herausgefunden werden. Die Kinder erstellten wunderschöne Monogrammkarten von diesen. Sie erstellten Fotocollagen von den Mitgliedern der Statuegruppe auf dem Einsiedlungsplatz und banden all dies mit einem bunten Band zu einem Schlüssel und legten es in die Truhe.
Zwei Schülergruppen der Klasse „6.a” stellten die Schwierigkeiten der ersten Jahre in einem kleinen Heft dar und dachten darüber nach, was sie heute in einer solchen Situation tun würden. Sie illustrierten ihre Gedanken im Heft mit bunten Fotos.
Die Klasse „6.b” verarbeitete die Informationen über die Siedlung in Gedichten und Liedern. Die Kinder schnitzten die Reime in Gruppen. So entstand ein Gedichtbuch und auch ein moderner Rap-Text, die in die Truhe gelegt wurden.
Eine Gruppe des 7. Jahrgangs reflektierte über die Veränderungen in unserem Leben im Zusammenhang mit den Vorträgen. Die Gruppe versucht in ihrem Album zu zeigen, welche enorme Entwicklung diese Gemeinschaft vom Eintreffen der ersten Einwanderer bis heute durchgemacht hat. Mit ihren bunten Fotos versuchen sie, eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart herzustellen.
Das zentrale Element der Veranstaltung war die Abschlussfeier des Projekts, die wir im Theater des Schiller-Gymnasiums abhielten. Dort legten die Schüler ihre während des Projekts erstellten Arbeiten in die Truhe, die später von den Kindern anderer Gemeinden besichtigt werden können. An der Feier nahmen neben den Schülern des Gymnasiums auch die Schüler der Grundschule sowie der Vorsitzende der Deutschen Minderheitenselbstverwaltung von Pilisvörösvár, László Sax, teil.
Ein Höhepunkt war die Vorführung des von den Gymnasiasten erstellten Kurzfilms und die Ausstellung der Schule am Marktplatz, die zu Ehren der Ankunft der Truhe organisiert wurde. Zur Abschlussfeier des Schuljahres hatte die Truhe bereits ihren Ehrenplatz im Erdgeschossflur der Grundschule eingenommen und erinnerte so jeden Besucher an das große Abenteuer der deutschen Siedler und das „Wunder“, dass sie nach nur wenigen Jahrzehnten in lebensfähigen, blühenden Dörfern lebten.
Das positive Echo der Veranstaltung in der lokalen Gemeinschaft war bedeutend. Sowohl die Leitung des Gymnasiums als auch die der Grundschule äußerten sich erfreut über den Erfolg des Projekts. Die Schulleiter betonten, dass das Wanderschlüssel-Projekt sie einander nähergebracht hat und sie freuen sich auf zukünftige Zusammenarbeit.
Die Werischwarer Station des Wanderschlüssel-Projekts diente somit nicht nur der Pflege der deutschen Minderheitskultur und -geschichte, sondern auch der Stärkung der Zusammenarbeit und des Gemeinschaftsgeistes.
Gute Reise, Wanderschlüssel!
Nandor Szontag
Deutsche Nationalitätengrundschule Werischwar