28. Landesgala am Tag der Ungarndeutschen Selbstverwaltungen




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Dieses Jahr begingen wir bereits zum 28. Mal den Tag der Ungarndeutschen Selbstverwaltungen, den wir jedes Jahr am 2. Januarwochenende feiern. Die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen veranstaltete aus diesem Anlass ihre traditionelle Festgala am 14. Januar 2024 um 15.00 Uhr im Budapest Kongresszentrum. Die Festansprache hielt Julia Gross, Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland in Ungarn. Im Rahmen des Galaprogramms wurden die höchsten Auszeichnungen der Ungarndeutschen verliehen.

Es ist bereits zur Tradition geworden, dass die Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen die Teilnehmenden der Festveranstaltung begrüßt. Den Wortlaut der Grußansprache von Ibolya Hock-Englender lesen Sie hier.

Die Festansprache hielt diesmal Julia Gross, Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland in Ungarn. Ihre Festrede lesen Sie hier.

An der Gala wurde die höchste Auszeichnung der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen überreicht. Die Ehrennadel in Gold für das Ungarndeutschtum wird alljährlich an Persönlichkeiten verliehen, die sich um die Belange unserer Nationalität verdient gemacht und zur Bewahrung der Sprache, des materiellen und geistigen Kulturerbes und der historischen Traditionen der örtlichen deutschen Gemeinschaft beigetragen haben. Die Vollversammlung der LdU entscheidet über die Vergabe von drei Preisen pro Jahr. Die Ehrennadel wurde von der LdU-Vorsitzenden überreicht.

Auf Vorschlag der Deutschen Selbstverwaltung Nadasch wurde STEFAN CZEHMANN für seine herausragenden Verdienste um die Bewahrung des musikalischen Erbes der ungarndeutschen Gemeinschaft mit der Ehrennadel ausgezeichnet.

Stefan Czehmann wurde 1938 in Nadasch geboren. Schon als Kind begann er mit dem Musizieren, indem er auf der Knopfharmonika seines Großvaters übte. Seine erste Musiklehrerin war Anna Gothár, aber er lernte auch viel von Anton Gradwohl, in dessen Kapelle – der Edelweiß Kapelle – er in den 1950er Jahren spielte. Danach, als Schüler an der Erkel-Ferenc-Musikschule in Fünfkirchen, wurde er vom Schorokscharer Johann Galambos unterrichtet.

Stefan Czehmann

Seine erste Kapelle – die Czehmann Kapelle – spielte 15 Jahre lang auf traditionellen ungarndeutschen Hochzeiten und Schwabenbällen in und um Nadasch.

Nach der Auflösung dieser Kapelle schloss er sich dem Fünfkirchner Erzbergmanns-Konzertblasorchester an, wo er u.a. Stefan Kerner kennenlernte, mit dem er gemeinsam die weithin bekannte, traditionelle ungarndeutsche Musik spielende Stefans Kapelle gründete. Diese Formation wurde zur Begleitkapelle des Nadascher Deutschen Traditionspflegenden Volkstanzensembles. Zusammen mit der Tanzgruppe, aber auch unabhängig davon, hat die Kapelle zahlreiche Preise gewonnen, an vielen Auftritten teilgenommen und sich allmählich landesweit einen Namen gemacht. 

Stefan Czehmann war nie hauptberuflicher Musiker, er erwarb seine musikalischen und instrumentalen Kenntnisse autodidaktisch, mit großem Talent und Fleiß, und erreichte ein sehr hohes Niveau auf dem Gebiet der ungarndeutschen Volksmusik.

Er war Mitglied der Blaskapellen von Bonnhard und Petschwar und ist seit der Gründung Mitglied der Nadascher Alte Kameraden Blaskapelle.

Er unterstützt nach wie vor die Musikabteilung der örtlichen Grundschule, und auch ihm ist es zu verdanken, dass so viele Menschen im Dorf – einschließlich seiner Enkelkinder – das Spielen traditioneller Instrumente erlernt haben. Das Quartett der Familie Czehmann nimmt seit Jahren an den vom Landesrat Ungarndeutscher Chöre, Kapellen und Tanzgruppen organisierten Treffen der Familienmusiker teil, und ihre zahlreichen Auftritte und CDs sind ein gutes Beispiel dafür, wie familiäre Bindungen und die Freude am gemeinsamen Musizieren einen wichtigen Beitrag zur Musikkultur in unserer Gemeinschaft leisten können. Stefan Czehmann hat an mehreren Treffen von Musikern mit alten Instrumenten teilgenommen und sein umfangreiches Wissen gerne weitergegeben.

Er ist Ehrenbürger von Nadasch und wurde im 2022 mit der renommierten staatlichen Auszeichnung Pro Cultura Minoritatum Hungariae geehrt.

Auf Empfehlung der Deutschen Selbstverwaltung des Komitats Raab-Wieselburg-Ödenburg und des Verbands der Deutschen Selbstverwaltungen des Komitats Raab-Wieselburg-Ödenburg wurde Frau MARIANNE MOLNÁR die Ehrennadel in Gold für das Ungarndeutschtum verliehen.

Frau Molnár, geborene Marianne Maász, wuchs in Ragendorf auf, absolvierte das Lajos-Kossuth-Gymnasium in Wieselburg-Ungarisch Altenburg und schloss anschließend eine Ausbildung zur Kindergärtnerin in Ödenburg ab. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Kindergärtnerin in Pallersdorf, wo sie später bis zu ihrer Pensionierung die Leitung innehatte.

Marianne Molnár

Nach der Wende nahm sie aktiv am öffentlichen Leben ihres Heimatortes teil und war an der Organisation der örtlichen deutschen Selbstverwaltung beteiligt. Seit den ersten Nationalitätenwahlen im Jahr 1994 ist sie Abgeordnete bzw. Vorsitzende der Deutschen Selbstverwaltung Ragendorf. 1998 wurde sie Vorstandsmitglied des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen des Komitats, dessen Vorsitz sie seit 2006 innehat. Seit der Gründung der deutschen Selbstverwaltung des Komitats ist sie deren stellvertretende Vorsitzende.

Drei Wahlperioden lang war sie Mitglied der Vollversammlung der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen.

In ihrem Komitat hat sie sich in erheblichem Maße dafür eingesetzt, dass die Ungarndeutschen eine eigene vollwertige parlamentarische Vertretung erhielten.

Als Vorsitzende der deutschen Selbstverwaltung von Ragendorf initiierte sie die Übernahme der Ernő-Békefi-Grundschule und Kunstgrundschule in die Trägerschaft der örtlichen deutschen Selbstverwaltung sowie deren vollständige Renovierung und Modernisierung. Unter ihrer Leitung wird derzeit auch das Haus der Deutschen in Ragendorf errichtet, in dem demnächst die Programme und die ortsgeschichtliche Sammlung der deutschen Gemeinschaft untergebracht werden sollen.

Die lokale deutsche Selbstverwaltung unter der Leitung von Frau Molnár unterstützt in erheblichem Maße das Deutsche Nationalitätentanzensemble Ragendorf, und widmet der Nationalitätenerziehung in der örtlichen Kinderkrippe und dem Kindergarten besondere Aufmerksamkeit. Frau Molnár initiiert und organisiert Kultur- und Freizeitprogramme und Ausflüge in der Gemeinde und der Region sowie lokale, regionale und überregionale offizielle und Informationsveranstaltungen mit ungarndeutschem Bezug. Sie steht in ständigem Kontakt mit regionalen und landesweiten deutschen Organisationen und vertritt vielerorts ihre Heimatgemeinde und die deutsche Gemeinschaft im Komitat.

Im Jahr 2022 wurde sie mit dem Nationalitätenpreis des Komitats Raab-Wieselburg-Ödenburg ausgezeichnet.

Auf Vorschlag des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen des Komitats Komorn-Gran erhielt auch Frau SUSANNE PFISZTERER die Ehrennadel in Gold für das Ungarndeutschtum.

Susanne Pfiszterer ist in Schemling, Komitat Komorn-Gran zweisprachig aufgewachsen, und sie beherrscht auch den örtlichen Dialekt.

Susanne Pfiszterer

Das Abitur absolvierte sie am Eötvös-Gymnasium in Totis und studierte anschließend Germanistik und Slawistik an der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest. Eines der prägenden Erlebnisse ihres Lebens war ein von Professor Karl Manherz organisierter Universitätskurs über die deutsche Minderheit und ein von ihm und Marietta Boross organisiertes Volkskundelager, das sie dazu veranlasste, sich mit dem Leben der Deutschen in Ungarn, dem Dialekt und den Volksbräuchen ihres eigenen Dorfes zu beschäftigen. In ihrer Diplomarbeit stellte sie die Volksbräuche der Deutschen von Schemling im Winterfestkreis vor. 

Als Lehrerin begann sie in der Grundschule ihres Heimatortes und wechselte dann nach Totiserkolonie an das Árpád-Gymnasium, wo sie neben ihrer gewissenhaften und engagierten Arbeit als Deutschlehrerin seit fast 25 Jahren ein Schüleraustauschprogramm mit einem Gymnasium in Schleswig-Holstein leitet, das sich inzwischen zu einem Netzwerk von Schulen in Russland, Polen, Frankreich, den Niederlanden und den USA entwickelt hat. Sie freut sich, für ihre Schülerinnen und Schüler ungarndeutschbezogene Aktivitäten organisieren zu können.

Fünfzehn Jahre lang leitete sie die ungarndeutsche Tanzgruppe in Schemling, war Mitglied des örtlichen Singkreises, baute eine beeindruckende Krippe im Dorf auf, sammelt alte Volkstrachten, zeichnet Sprüche und Lieder auf und katalogisiert alte Kirchengewänder. Sie hilft auch bei der Organisation und Durchführung von örtlichen Kirchweihfesten, organisiert Wallfahrten nach Mariazell in der alten Tradition der Schemlinger und war die Initiatorin der Rettung einiger ganz alter Grabsteine.

Anlässlich des 275. Jahrestages der Ansiedlung der Deutschen in Schemling hat sie ein Heimatbuch veröffentlicht und eine Choreographie einer traditionellen „schwäbischen“ Bauernhochzeit zusammengestellt, die 2023 auch gefilmt wurde.

In zwei Episoden der Online-Vortragsreihe der LdU über die Geschichte und Volkskultur der Ungarndeutschen stellte sie zwei von ihren Forschungsprojekten vor: eines über die Winterfestbräuche und das andere über die Hochzeitsbräuche in Schemling.

Eine Wahlperiode lang war sie Mitglied der Vollversammlung der LdU und 16 Jahre lang stellvertretende Bürgermeisterin ihres Dorfes.

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Der zu Ehren des 2018 verstorbenen, hochgeschätzten und geliebten Vorsitzenden der Landesselbstverwaltung gestiftete Otto-Heinek-Preis wird an junge ungarndeutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ihre herausragende Dissertation, Monographie oder wissenschaftliche Veröffentlichung zu einem ungarndeutschen Thema verliehen. Der Preis wird von der Vollversammlung der LdU auf Vorschlag einer zur Auswahl der Bewerbungen eingerichteten Arbeitsgruppe verliehen. Die Auszeichnungen überreichten LdU-Vorsitzende Ibolya Hock-Englender und Maria Heinek-Vereckei, die Witwe von Otto Heinek.

Der Otto-Heinek-Preis ging einerseits an DR. BENCE KOVÁCS.

“Herrschaft, Pfarrei, Dorfgemeinschaft – Historisch-ethnographische Dimensionen in Südtransdanubien im 18. Jahrhundert” – diesen Titel trägt die Dissertation von Bence Kovács, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Historisch-Ethnografischen Abteilung des Instituts für Ethnologie am Geisteswissenschaftlichen Forschungszentrum der Ungarischen Akademie der Wissenschaften.

Dr. Bence Kovács

Bence Kovács studierte Geschichte, anschließend Ethnologie, sein Doktoratsstudium bezüglich ungarischer und komparativer Folklore absolvierte er 2023.

In seiner Dissertation hat er sich zum Ziel gesetzt, die Geschichte und Ethnographie einer multiethnischen und multikonfessionellen lokalen Gemeinschaft im 18. Jahrhundert, des Mercy-Gutes, oder im engeren Sinne der Mutterkirche von Sagetal zu untersuchen und die Lebenswelten der dort lebenden Individuen und Gemeinschaften zu erforschen.

Das große Verdienst der Arbeit liegt nach Ansicht des Doktorvaters darin, dass sie kirchliche und weltliche Aspekte miteinander verbindet und gleichzeitig versucht, die alltäglichen Lebenswelten darzustellen. Besonders bemerkenswert sei, dass dies in einem von Ungarndeutschen bewohnten Gebiet geschieht, wobei die Rolle von Ethnizität und Religion bei der Bestimmung der Identität und der Gestaltung der lokalen Gemeinschaften analysiert wird.

Einer seiner Opponenten betonte, dass die Themenwahl von einem mehrfachen Bekenntnis des Autors bestimmt wurde: dem Bekenntnis zu historischen und ethnografischen Werten sowie zur Geschichte und Kultur der Ungarndeutschen, insbesondere der Deutschen der Tolnau.

Zur öffentlichen Verteidigung der Dissertation kam es im vergangenen Juni, Bence Kovács erhielt einen hervorragenden Summa cum laude-Abschluss.

Er plant, seine Dissertation demnächst in Form einer Monographie zu veröffentlichen.

Auch DR. PETER SCHWEININGER wurde mit dem Otto-Heinek-Preis ausgezeichnet.

Peter Schweininger ist Geschichts- und Geographielehrer, wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Geschichte-Hilfswissenschaft des Historischen Instituts an der Fakultät für Geisteswissenschaften der Eötvös-Loránd-Universität.

Dr. Peter Schweininger

„Schwäbische Welten. Migration und Mentalität in Saar zwischen 1729 und 1848“ – so lautet der Titel der mit summa cum laude ausgezeichneten Dissertation des jungen Forschers. Die Doktorarbeit untersucht die sozialen Verhältnisse in der von katholischen Deutschen bewohnten Siedlung Saar im Komitat Weissenburg. Im Mittelpunkt der Studie steht die Untersuchung von Migrationsprozessen: ihre Ursachen und Auswirkungen auf die lokale Gesellschaft. Dabei werden zwei zentrale Fragen behandelt: Erstens, was hinter den auffallend niedrigen Bevölkerungszahlen in Saar zur Zeit des kirchlichen Zensus von 1763 stecken könnte, und zweitens, warum die Bevölkerung von Saar zwischen 1778 und 1850, also mehr als sieben Jahrzehnte lang, nicht anstieg.

Peter Schweininger wird sich bei seinen künftigen Forschungen weiterhin auf sein Heimatdorf Saar konzentrieren. Er ist nämlich der Meinung, dass die moderne Lokalgeschichte eine vielversprechende Zukunft hat, weil sie sich auf die Alltagsmenschen, die alltäglichen Beziehungen und bestimmte Phänomene in kleinen Gemeinschaften konzentriert, die von den großen Modellen der landesweiten Geschichtsschreibung nicht unbedingt berücksichtigt werden. Auch sein geplantes Forschungsthema soll wichtige Beiträge zur Geschichte der Ungarndeutschen liefern, Peter Schweininger will nämlich die demographische Entwicklung von Saar zwischen 1848 und 1948 untersuchen.

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Auf der Landesgala wurde auch der Valeria-Koch-Preis übergeben. Der Preis wird an Gymnasiasten verliehen, die hervorragende schulische Leistungen erbracht haben und sich in besonderer Weise für das ungarndeutsche Kulturerbe einsetzen. Zum anderen wird der Preis jedes Jahr an eine Studentin bzw. einen Studenten für eine herausragende Abschlussarbeit zu einem ungarndeutschen Thema verliehen. Überreicht wurde der Preis von Alfred Manz, dem Vorsitzenden des Bildungsausschusses der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, und Emil Koch, dem Vorsitzenden des Jugendausschusses.

Der erste Valeria-Koch-Preis wurde an AGNES FREUND verliehen.

Agnes Freund lebt in Waschludt im Herzen des Bakonyer Waldes. Sie wuchs in einer Familie auf, die sich ihrer ungarndeutschen Abstammung bewusst ist und in dieser Hinsicht sehr aktiv ist. Sie besuchte den deutschen Nationalitätenkindergarten und die ungarndeutsche Grundschule in ihrem Heimatdorf und setzte dann ihre Ausbildung am deutschen Nationalitätenklassenzug des László-Lovassy-Gymnasiums in Wesprim fort. Sie wird dieses Jahr ihr Abitur machen.

Agnes Freund

Sowohl in ihrem Heimatdorf als auch in ihrem Gymnasium ist sie aktiv am deutschen Nationalitätenleben beteiligt. Als Grundschüler musizierte sie, tanzte, nahm an deutschen Schul- und Rezitationswettbewerben teil und beteiligte sich an vielen Initiativen in Waschludt, darunter auch an der für die ungarndeutschen Dörfer der Region typischen Weihnachtstradition „Christkindlspiel“. Auch an ihrer jetzigen Schule ist sie regelmäßig bei kulturellen Veranstaltungen anzutreffen – vor allem als Volkstänzerin, Musikantin und als Mitglied des Schulchors.

Neben ihrer Schulbildung und ihrem gesellschaftlichen Engagement am Gymnasium ist sie auch weiterhin in ihrem Heimatdorf aktiv, wo sie Mitglied der örtlichen Tanzgruppe und eines Trios ist. In Vorbereitung auf das bevorstehende Abitur im Fach Volkskunde führt sie derzeit eine Recherche durch.

Unter anderem auf ihre Initiative hin wurde die Wesprimer Gruppe der Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher, der GJU, gegründet.

Im Sommer arbeitet sie im Jugendlager Iglauer Park in Waschludt, wo sie unter anderem an der Organisation von deutschen Nationalitätenprogrammen beteiligt ist. Ihr besonders aktives Engagement wurde auch mit einem staatlichen Nationalitätenstipendium belohnt.

Nach ihrem Schulabschluss möchte sie Psychologie studieren.

Der Valeria-Koch-Preis ging auch an HEIDI GERNER.

Heidi Gerner lebt in Nadasch und ist eine der wenigen Jugendlichen, die noch den deutschen Dialekt ihres Heimatorts sprechen. Seit ihrer Kindheit ist die Pflege der ungarndeutschen Kultur ein fester Bestandteil ihres Lebens.

Heidi Gerner

Seit der Grundschule nimmt sie regelmäßig und erfolgreich an landesweiten deutschen Rezitationswettbewerben teil, und zwar mit Mundartgeschichten, die sie teilweise zusammen mit ihrer Mutter verfasst hat.

Heidi spielt zwei Instrumente und ist Mitglied der Familienband „Nadascher Musikanten“, in der sie mit ihren Drillingsbrüdern, ihrer Mutter und ihrem Großvater spielt. Seit ihrer Kindheit ist sie Mitglied der örtlichen deutschen Volkstanzgruppe und trägt ihre Nadascher Tracht immer mit Stolz.

Sie hat Spaß daran, Fotos mit ungarndeutschen Themen anzufertigen und wirkt gerne bei verschiedenen Nationalitätenkinder- und Jugendcamps mit.

Ihre Liebe zur deutschen Sprache führte sie nach der Grundschule in das Valeria-Koch-Gymnasium in Fünfkirchen, wo das sprachbegabte, besonders zuverlässige und aktive Mädchen mit ausgeprägter ungarndeutscher Identität mit offenen Armen empfangen wurde. Auf ihr Können und ihre Unternehmungslust baut ihre Schule auch seitdem.

Heidi spielt Leistungshandball und ist nach eigenen Angaben bestrebt, ihr Engagement für die Sprache und Kultur der Ungarndeutschen auch in der Sportwelt zu thematisieren.

Sie macht in diesem Jahr ihr Abitur, möchte deutsche Nationalitäten-Unterstufenlehrerin werden und in Zukunft in ihrem Heimatdorf unterrichten.

Den Valeria-Koch-Preis bekam auch MÁRTON KÉKESI aus Iklad.

Márton Kékesis starke Verbundenheit mit unserer Kultur begann schon als Kind: Er besuchte ungarndeutsche Bildungseinrichtungen, lernt seit dreizehn Jahren Deutsch und hat schon als Kind an vielen Veranstaltungen und Initiativen der deutschen Nationalität teilgenommen und dabei vor allem Volksspiele und -tänze präsentiert.

Márton Kékesi

Eines der beeindruckendsten Erlebnisse war seine Teilnahme an einem Projekt mit dem Titel „Auf den Spuren unserer Ahnen“.

Seit 2019 besucht er das Deutsche Nationalitätengymnasium in Budapest. Sowohl als Schüler als auch als Privatperson ist er als Teilnehmer oder Zuschauer bei zahlreichen ungarndeutschen Wettbewerben und sonstigen Veranstaltungen dabei, darunter Martinsfest und der Faschingsschwabenball seiner Schule, Musikwochenenden, Bläsertreffen und Jubiläumsfeiern. Zu seinen Interessen gehören auch Forschungsprojekte und Wettbewerbe, die die ungarndeutsche Identität aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten.

Vor kurzem nahm er auch an der Jugendkonferenz der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen teil, wo er junge Menschen traf, die sich ebenfalls für den Erhalt der ungarndeutschen Kultur einsetzen.

Am Ende des Schuljahres möchte Márton das Abitur im Fach Volkskunde ablegen. Dazu befasst er sich mit den Revitalisierungsmöglichkeiten der „schwäbischen“ Hochzeitsbräuche von Maan.

In Zukunft möchte er eine Ausbildung zum Volkstanzlehrer machen. Sein langfristiges Ziel ist es, seine Arbeit für unsere Nationalität fortzusetzen, um zum Erhalt und zur Weitergabe der ungarndeutschen Kultur beizutragen. 

Das Galaprogramm gestalteten
preisgekrönte Kulturensembles der Ungarndeutschen

Die Schomberger Dorfmusikanten, eine Blaskapelle mit rund 30 Mitgliedern, feierten kürzlich ihr 20-jähriges Bestehen. Die Mitglieder des Ensembles sind Jugendliche und Erwachsene, die als Liebhaber der Blasmusik ihre Freizeit gerne mit gemeinsamem Musizieren verbringen. In den letzten zwei Jahrzehnten ist die Kapelle mit ungarndeutschen Blasmusikstücken – Polkas, Walzern, Mazurkas, Schnellpolkas – aber auch böhmisch-mährischen Polkas, Walzern und Märschen mehrfach im In- und Ausland aufgetreten. Die Mission des Ensembles ist nämlich vor allem die Pflege und Bewahrung der traditionellen ungarndeutschen Blasmusik. Bei den Wertungsspielen des Landesrates Ungarndeutscher Chöre, Kapellen und Tanzgruppen erzielen die Schomberger Dorfmusikanten stets hervorragende Ergebnisse.

Ihr Programm begann mit dem Marsch von Stephan Hornung: Fröhliche Morgenstund‘, gefolgt von der 39. Polka von Josef Aubert.

Die Leitung der Kapelle liegt in den Händen von Szabolcs Szemerédi, und der Vorsitzende des Vereins ist Zoltan Blum.

Der Kinderchor der Deutschen Selbstverwaltung Daurog wurde vor fast 22 Jahren von Schülerinnen und Schülern der örtlichen Ilona-Zrínyi-Grundschule gegründet und gibt seitdem regelmäßig eigene Konzerte und nimmt mit großem Erfolg an verschiedenen Veranstaltungen und Qualifikationswettbewerben teil, darunter auch am alle drei Jahre stattfindenden Landesrat-Wettbewerb.

Der Chor wird von Krisztina Kovács-Fódi geleitet und von Norbert Sax am Akkordeon begleitet.

Vier Volksliedbearbeitungen erklangen: Im grünen Wald, Das Jagen, das ist ja mein Leben, Grün ist der Holder, Ein Jäger aus der Kurpfalz.

Leider sterben unsere Dialekte langsam aus, und es ist fast schon ein kleines Wunder, dass es Kinder und Jugendliche gibt, die unsere Mundarten sprechen. Es ist eine große Freude, dass trotz alledem bei den jährlich stattfindenden landesweiten deutschen Rezitationswettbewerben eine beachtliche Anzahl von Schülern mit Mundartgeschichten antritt. Die Gewinner dieser Kategorie werden jedes Jahr zu unserer Landesgala eingeladen, um dem Publikum ihre Mundartgeschichten in dem Programmteil Erbe der Großeltern zum Besten zu geben.

Borbála Mózes aus Tscholnok trug eine von Márta Gubó-Mártai zusammengestellte Geschichte mit den Titel Hamcuz fe de Schul (Auf dem Heimweg von der Schule) vor, dann folgte Emmaróza Móczó aus Schomberg mit der Geschichte Liszili un ti Krote (Liszili und der Frosch), und schließlich Léna Klein aus Werischwar mit der Geschichte Ta pfoara und ta neeha khaplau (Der Priester und der neue Kaplan).

Anschließend sahen und hörten wir Henrik Radnai aus Sanktiwan bei Ofen mit der Geschichte seines Onkels Erik Richolm über das Weihwosse (Weihwasser) sowie Kitti Kozári aus Tolnau über Ti trei Tolnauer Spitzpu (Die drei Tolnauer Spitzbuben) – ein Mundartstück von Elvira Fink und Csilla Kozári-Szám. Die Rezitatoren werden von Norbert Sax am Akkordeon begleitet.

Auch Máté Kisberki trat auf die Bühne. Der 16-Jährige aus Waschkut, der derzeit in Baja lernt, hat das Publikum mit seinem Posaunenspiel begeistert. Blasmusik war schon immer ein fester Bestandteil seines Lebens, zunächst lernte er Tenorhorn, dann auf Anregung seines Vaters Posaune. Er ist immer noch Mitglied der Band seiner einstigen Grundschule und hat sich inzwischen auch der Anton-Kraul-Blaskapelle in Waschkut angeschlossen. Sein Musiklehrer György Huzsvay begleitet ihn bei der Entfaltung seines Talents. Er trug das Stück Fantasy for Trombone von James Curnow vor. Anna Vinkó begleitete ihn am Klavier.

Zum Abschluss des ersten Teils trat die Kindertanzgruppe Zipfelmütz des Volkstanzvereins Kränzlein aus Bonnhard auf.

Der vor fast vier Jahrzehnten gegründete Volkstanzverein Kränzlein legt großen Wert auf die Erziehung junger Tänzerinnen und Tänzer – und das offenbar mit Erfolg, denn an Nachwuchs mangelt es der Kindertanzgruppe Zipelmütz glücklicherweise nicht.Wie die Älteren, erhalten auch die Jüngeren regelmäßig Auftrittsmöglichkeiten und haben sogar schon einige renommierte Preise und Auszeichnungen erhalten.

In der Choreografie Auf der grünen Wiese von Ilona Köhler-Koch und Piroska Csizmadia-Énekes hat ein ganz besonderer Gegenstand eine Rolle gespielt: das Modell eines Pferdewagens, das der Urgroßvater zweier ehemaliger Mitglieder der Tanzgruppe nach dem Zweiten Weltkrieg angefertigt hat. Es handelt sich um einen wertvollen Familienschatz, ein Spielzeug, mit dem die Kinder früher auf der Wiese gespielt haben.

Das Ensemble wird von Ilona Köhler-Koch und Mónika Rizsányi-Deér geleitet; István Pecze und Gábor Pappert begleiten am Akkordeon.

In der Pause, wie auch vor der Gala, wurde das Publikum von der SpeckBaum-Kapelle unterhalten. Die Formation wurde 2021 gegründet, aber die Mitglieder arbeiten schon seit Jahren zusammen. In ihrer Heimatstadt Wiehall-Kleinturwall sind sie regelmäßige Mitwirkende an verschiedenen Veranstaltungen, sie treten aber auch gerne in anderen Ortschaften der Region auf. Ihr Repertoire besteht hauptsächlich aus deutschen, tschechischen und österreichischen Polkas und Walzern. Die Kapelle ist stolz darauf, dass neben den typischen Blasinstrumenten auch eine Ziehharmonika ihre Musik und Auftritte bereichert.

In der Fortsetzung des Bühnenprogramms hörten wir eine Mazurka aus Jena, gesammelt von Balázs Kozek und bearbeitet von Sándor Kaszás, sowie die Franzl-Polka in der Bearbeitung von Johann Fódi, dargeboten von der Pilis Brass Band. Die Band besteht seit 17 Jahren, seit 2011 arbeitet sie unter der Leitung von Balázs Kozek. Zahlreiche ausgezeichnete Bewertungen zeugen von der hohen Qualität ihrer Arbeit. Die Pilis Brass Band organisiert jedes Jahr ein Jugendblaskapellen-Treffen.

Zwei Tauben für Aschenputtel erzählt vom Aufstieg eines verstoßenen Mädchens zur wunderschönen Prinzessin und pflanzt so das Prinzip Hoffnung in die Herzen des Publikums.

Schauspielerinnen und Schauspieler der Deutschen Bühne UngarnPerrine Martin, Melissa Hermann, Eszter Sipos, Dezső Horgász und Niklas Schüler – schlüpften in alle Rollen des schönen Grimm-Märchens und zeigten einen Auszug davon. Die von der Landesselbstverwaltung getragene DBU ist das einzige professionelle deutschsprachige Schauspielhaus in Ungarn. Das Repertoire bilden klassische und zeitgenössische Bühnenstücke, Klassenzimmerstücke und Märchen, und jede zweite Spielzeit bereitet die DBU einen Theaterabend vor, der ein Thema der Geschichte der Ungarndeutschen behandelt.

Die Werischwarer Streichkapelle wurde vor 5 Jahren mit dem Ziel gegründet, die Traditionen der Streichmusik in Werischwar und vielen anderen ungarndeutschen Ortschaften wiederzubeleben. Diese Art von Musik spielte im Leben der Deutschen von Werischwar ganz eindeutig eine sehr wichtige Rolle, da die Streichmusiker in den örtlichen Wirtshäusern, auf Bällen und sogar in der Kirche spielten. Du, du liegst mir im Herzen (bearbeitet von Rezső Ott) und Annalina Polka (bearbeitet von Balázs Tóth) hießen die zwei Musikstücke, die sie vortrugen.

Der Deutsche Nationalitätenchor von Herend kann auf eine mehr als dreißigjährige Geschichte zurückblicken, in der er in der Ortschaft oder in anderen Teilen Ungarns gesammelte deutsche Volkslieder, sowie Volksliedbearbeitungen und gemischte Chorwerke vorträgt. Der Chor hat sich bei verschiedenen Qualifikationen sowie bei in- und ausländischen Veranstaltungen hervorgetan.

Bei der Gala sang er vier Lieder: Heute scheide ich… und „Madel, heirat mich… – zwei in Herend gesammelte Volkslieder, sowie zwei Bearbeitungen von Ferenc Várnai: Wenn morgen früh‘ die Sonn‘ aufgeht… und Juppeidina, Juppeida.

Geleitet wird der Chor von Hajnalka Pfeifer-Takács, die musikalische Begleitung übernahm die Bauernhuber Familienmusik.

Die Gala endete mit dem Tanzensemble des Vereins Werischwarer Heimatwerk. Die Mitglieder des vor knapp 10 Jahren gegründeten Vereins verbinden die verschiedenen Bereiche der ungarndeutschen Kultur: Ihre Tänze werden oft durch Dialoge und Volkslieder in der örtlichen Mundart bereichert, ihre Volkstrachten sind authentisch und sie bemühen sich, die ungarndeutschen Traditionen nicht nur zu pflegen, sondern auch zu leben.

Woast du schon am Sunndog in Werischwar? lautet der Titel der vorgetragenen Choreografie der Ensembleleiterinnen Júlia Ludvig-Mirk und Szilvia Mirk.

Für die musikalische Begleitung sorgten die Bergländer Buam.

Durch das Programm führte Kristina Szeiberling-Pánovics. Regisseur war Helmut Heil, Hauptorganisatorin: Angelika Erdélyi-Pfiszterer.
Förderer: Bundesministerium des Innern und für Heimat

Quelle: LdU

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Fotos: Miklós Bölcskey

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