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Staatliche Gedenkveranstaltung am Gedenktag der Verschleppung und Vertreibung der Ungarndeutschen in Marka

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2012 ernannte das ungarische Parlament den 19. Januar zum offiziellen Gedenktag der Verschleppung und Vertreibung der Ungarndeutschen. Damit hat Ungarn als erster Staat in Europa das Unrecht der Verfolgung der deutschen Minderheit 1944/1945 offiziell anerkannt. Das Datum ist symbolisch, denn der erste Transport von enteigneten, ihrer Rechte, ihrer Staatsbürgerschaft und ihres Vermögens beraubten Ungarndeutschen machte sich gerade am 19. Januar aus Wudersch Richtung Deutschland auf den Weg. Insgesamt wurden damals um die 200.000 Personen einwaggoniert und abgeschoben.

Die staatliche Gedenkveranstaltung mit anschließender Kranzniederlegung fand dieses Jahr in Marka, Komitat Wesprim statt. Im Rahmen der Veranstaltung fand in der römisch-katholischen Kirche der Ortschaft eine Gedenkmesse statt, die von Abt und Domherr, Károly Nagy zelebriert wurde. Danach hielten Antal Hartmann, Bürgermeister des Dorfes, und Miklós Soltész, Staatssekretär für Nationalitäten- und Kirchenangelegenheiten im Amt des Ministerpräsidenten, Ansprachen. An der Veranstaltung nahm auch Emmerich Ritter, ungarndeutscher Parlamentsabgeordneter, teil.

Auch Ibolya Hock-Englender, die Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, hielt auch eine Gedenkrede:

„Verschleppung und Vertreibung. Es gibt kaum Familien, die von dem einen oder dem anderen verschont geblieben sind, oft folgten diese beiden Schicksalsschläge aufeinander. Auch für mich steht der Gedenktag im Zeichen der Erinnerung: ich höre noch, wie meine Großmutter väterlicherseits über die Einwaggonierung ihrer Mutter und Schwester mit Familie erzählt, wie ich 20 Jahre später meine Urgroßmutter kennengelernt und als sechsjähriges Kind nicht verstanden habe, wieso sie in Deutschland lebt, warum wir für sie „unsere Ungaren“ und sie für uns „unsere Deutschen“ waren und dabei die gleiche Sprache gesprochen haben. Ich vernehme die Stimme meiner zur Zwangsarbeit verschleppten Oma mütterlicherseits, die schimpft, wenn wir etwas nicht essen wollten: „du täst tes scho noch ess, wannst in Russland wäscht!“

Gedenken heißt immer, sich an historische Ereignisse zu erinnern, diese aus der Sicht der Nachwelt zu untersuchen und zu werten, aber es heißt auch, sich an kleine Alltagsbilder zu klammern. Die Beiden ergänzen sich, die persönlichen Erinnerungen geben den geschichtlichen Tatsachen einen emotionalen Inhalt, wir lernen sie aus einer anderen Perspektive kennen und lassen sie in einem anderen Zusammenhang sehen.” – betonte Ibolya Hock-Englender.

Die komplette Rede lesen Sie hier >>>

Quelle: LdU

Foto: Ludwig Grund / Zentrum.hu

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