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„Wir haben wirklich Brücken gebaut”

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Das Jakob Bleyer Heimatmuseum, das Innenministerium vom Freistaat Sachsen, das Deutsch-Ungarische Institut für Europäische Zusammenarbeit Budapest und die Universität Chemnitz organisierten Mitte April 2024 eine dreitägige Konferenz mit dem Titel Brückenbauer – Grenz- und zeitüberschreitende Minderheitenfragen am Beispiel der deutschen Minderheit.

Am 11. April eröffnete Dr. Bence Bauer, Direktor des Deutsch-Ungarischen Instituts, die Veranstaltung und hob die aktuelle Bedeutung der Brücken hervor, welche auch zur deutsch-ungarischen Verständigung beitragen. Danach stellte Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll, Professor an der Universität Chemnitz und Visiting Fellow am Mathias Corvinus Collegium, die Gäste vor. Es war eine große Ehre, dass Staatsminister Oliver Schenk vom Freistaat Sachsen die Teilnehmer per Videochat begrüßte und die Bedeutung der Minderheiten betonte. Gesondert bedankte sich Staatsminister Schenk in seiner Rede bei Dr. Jens Baumann, dem Beauftragten für Vertriebene und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen, für seinen Einsatz und Dr. Kathi Gajdos-Frank für ihr Engagement. 

Einen Höhepunkt der Eröffnungsveranstaltung stellte der Impulsvortrag von Dr. Jens Baumann dar, in dem er über Vertriebene, Minderheiten und die Bedeutung von Heimat erzählte bzw. die Ausstellung Transferraum Heimat zeigte, wo auch Ungarndeutsche einen Platz bekommen haben. Dem folgte der spannende Vortrag Unsichtbare Schicksale und schweres Gepäck: Frauenstimmen in Erinnerungsliteratur von Katharina Martin-Virolainen und die Lesung aus ihrem Roman Die Stille bei Neu-Landau, die die musikalische Umrahmung von Oleg von Riesen, vor allem das mit Gitarre vorgetragene Gedicht Lieber Onkel Goethe von Valeria Koch, eindeutig bereicherte. 

Am zweiten Tag nahmen die Gäste an einer Fachtagung, dem V. Parlamentarischen Treffen der Institutionen tragenden lokalen Nationalitätenselbstverwaltungen, teil, das im Sitzungssaal des ungarischen Parlaments in Budapest stattfand. In seinen Grußworten betonte Dr. Baumann die Rolle der Minderheiten, denn „die Stärke der europäischen Demokratien ist es gerade, diese Minderheiten nicht als zu dulden zu betrachten, sondern als Geschenk“, und wünschte dem Austausch zu grenz- und zeitüberschreitenden Minderheitenfragen viele Impulse und ein verstärktes Miteinander. Danach konnten die Gäste mit den Vertretern der Ungarndeutschen, auch mit dem Parlamentsabgeordneten Emmerich Ritter, Gespräche führen, und mit Hilfe von Anita Schweighoffer das Parlamentsgebäude besichtigen. Nach diesem Besuch erhielten die Gäste von unserer Kollegin Frau Heilmann spannende Informationen über die Sehenswürdigkeiten von Budapest. 

Am 13. April konnten wir die Tagung im Garten des Jakob Bleyer Heimatmuseums in Wudersch fortsetzen. Im ersten Teil der Konferenz hörten wir zwei wissenschaftliche Vorträge: Dr. Ferenc Eiler von der Ungarischen Akademie der Wissenschaften widmete sich der Frage der Ansiedlung in den identitätspolitischen Bestrebungen der ungarndeutschen Organisationen (1920-1945), die Historikerin Dr. Barbara Bank beschäftigte sich mit dem Schicksal der deutschen Minderheit in Ungarn nach 1944 – Internierung, Verschleppung und Vertreibung. Ihren Vortrag las Herr György Arató vor. Der Kaffeepause folgte ein zukunftsweisendes Podiumsgespräch, moderiert von Dr. Beáta Márkus. Nach den einleitenden Worten von Dr. Jens Baumann stellten sich die Teilnehmer vor: Gabriela Rist vom Kulturtreff Satu Mare, die ifa-Kulturmanager Vincent Raab (Wudersch), Leonie Erbe (Satu Mare) sowie Katharina Kellig (Deutsche Bühne Ungarn), Christoph Bathelt von der Österreichischen Landsmannschaft Wien, Rita Chiovini vom Deutsch-Ungarischen Jugendwerk e. V., Anna Schulteisz von der Gemeinschaft Junger Ungarndeutschen und Gábor Werner vom Verein Ungarndeutscher Kinder. Ziel der Podiumsdiskussion war, Kontakte zu knüpfen und Brücken zu bauen. Wie erfolgreich diese Gespräche waren, darüber können Sie in dem Bericht von Vincent Raab lesen

Ein ganz herzlicher Dank geht an alle Referenten, an das Heimatmuseum-Team, an ifa-Kulturmanager Vincent Raab und besonders an den Freistaat Sachsen bzw. an das Deutsch-Ungarische Institut. Hiermit möchte ich mich für die organisatorische Arbeit bei Kinga Dörstelmann-Fodor, Orsolya Szászi und Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll, für die freundliche Unterstützung bei Dr. Jens Baumann und Dr. Bence Bauer bedanken. Wir haben wirklich Brücken gebaut. 

Dr. Kathi Gajdos-Frank
Direktorin, Jakob Bleyer Heimatmuseum 

Foto: Deutsch-Ungarisches Institut für Europäische Zusammenarbeit, Jakob Bleyer Heimatmuseum, Neue Zeitung

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