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„Ich spürte, dass ich, wenn sich die Gelegenheit ergeben würde, mit ganzem Herzen für das Ungarndeutschtum arbeiten könnte und wollte“

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Erika Rierpl,
Leiterin des LdU-Regionalbüros Nord,
stellt sich vor

Ich stamme sowohl mütterlicher- als auch väterlicherseits aus einer ungarndeutschen Familie: meine Mutter kommt aus Wetsch, mein Vater aus Sankt Martin.

Beide Familien haben die Schicksalsschläge der Ungarndeutschen im letzten Jahrhundert miterlebt: die Deportation zum Malenki Robot und die Vertreibung. Ich bin mit diesen Geschichten aufgewachsen: wie sie den Krieg und die Kriegsgefangenschaft überlebten, wie der Zug zur Vertreibung losfuhr, wie sie sich vor der Verschleppung versteckten, wie der Bruder meines Großvaters und seine Frau auf dem Weg zur Deportation aus dem Waggon flohen… Was sie mir nie erzählten, war, was mein Großvater väterlicherseits in den drei Jahren der Verschleppung erlebte. Für mich war es selbstverständlich, dass ich mehr Verwandte in Deutschland hatte als in meinem eigenen Land. Selbst die Muttersprache meines Vaters, der 1941 geboren wurde, war schwäbisch. Auch meine Großeltern sprachen im Freundeskreis den deutschen Dialekt, aber leider wurde meiner Generation diese wunderbare Sprache in den 1970er Jahren nicht mehr beigebracht. Auch mit dem Bruder meines Vaters, der 1944 geboren wurde, hat man nur Ungarisch gesprochen, so dass er die Muttersprache seiner Eltern nicht lernen konnte.

Die wahre „Lawine“ kam jedoch erst 2019 ins Rollen, als ich die Kandidatur zur Abgeordneten der örtlichen deutschen Selbstverwaltung annahm und gleich auch zur Vorsitzenden der Selbstverwaltung gewählt wurde. In diesem Jahr besuchte ich auch eine Wahlveranstaltung im Haus der Ungarndeutschen (HdU), die mein Interesse an der Arbeit der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen (LdU) weckte. Es war für mich eine große Ehre, dass ich ab Oktober 2019 Mitglied der Vollversammlung des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen in Nordungarn (VDSN/ÉMNÖSZ) und Mitglied der Vollversammlung der Landesselbstverwaltung wurde und auch in den Finanzausschuss gewählt wurde.

Im November 2022, bei der Klausurtagung der LdU, erhielt ich die gute Nachricht, dass Maria Boróczki-Pittler, unsere damalige Regionalbüroleiterin, ein Kind erwartete. Mir kam sofort in den Sinn, dass wir jemanden brauchen würden, der sie während der Zeit, die sie mit ihrem Kind zu Hause verbringt, vertritt. Obwohl ich nicht genau wusste, was die Aufgabe beinhaltete, dachte ich schon lange darüber nach, wie es wohl wäre, wenn ich nur für unser Ungarndeutschtum arbeiten könnte, da mir dessen Schicksal – unser Schicksal – ein Herzensanliegen ist.

Mein „ziviler“ Beruf lag in einem ganz anderen Bereich. Ich arbeitete als Diplomchemikerin, als Laborleiterin und dann als technische Projektleiterin und -mitarbeiterin. Ich liebte meinen Beruf sehr, aber ich spürte, dass ich, wenn sich die Gelegenheit ergeben würde, mit ganzem Herzen für das Ungarndeutschtum arbeiten könnte und wollte. Ich war der Meinung, dass ich meine Ziele besser erreichen könnte, wenn ich beruflich einen weniger breit gefächerten Weg einschlagen und mich auf einen Bereich konzentrieren könnte, der an sich natürlich auch sehr vielfältig ist. Ich habe versucht, meinen inneren Konflikt zu lösen, dass ich in meinem Beruf mein Bestes geben wollte, aber gleichzeitig wollte ich auch mein Bestes für mein Deutschtum geben. Mein Herz sagte mir, dass ich den Weg wählen sollte, der es mir ermöglichen würde, mich voll und ganz für unsere Nationalität einzusetzen. Die Entscheidung, mich für die Stelle zu bewerben, fiel also in einem Bruchteil einer Sekunde. Sobald die Stelle ausgeschrieben war, reichte ich meinen Lebenslauf ein. Ich habe mich sehr gefreut, am 15. Februar 2023 meine Arbeit als Regionalbüroleiterin für die Region Nord aufzunehmen.

Meine Aufgaben sind die Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle der LdU, die Unterstützung des Informationsflusses zu den Gemeinden, die Kommunikation und der Aufbau der Beziehungen zwischen den Kommunen und der Leitung der Region. Ich bin an der Organisation der wichtigsten Veranstaltungen des Komitats Pest und der Region beteiligt (VDSN-Vollversammlungen, VDSN-Gala, Rezitationswettbewerb des Komitats, Gesangs- und Musikwettbewerb, Volkskundewettbewerb, Jugendkonferenz, Jugendlager, usw.). Ich helfe auch bei der Organisation der Landesgala und des Landesrezitationswettbewerbs der LdU mit. Im Rahmen meiner Arbeit ist es mir ein Anliegen und sehr wichtig, Kontakte zu pflegen und zu knüpfen, um möglichst viel über das Schicksal der deutschen Nationalitätenortschaften zu erfahren. Ich besuche ständig die Programme der Dörfer und Städte, um das Vertrauen und die Zusammenarbeit zwischen dem Regionalbüro, der Leitung von ÉMNÖSZ und den Gemeinden, Vereinen und kulturellen Gruppen zu stärken. Ich nehme sehr gerne an Vorträgen und Konferenzen teil, bei denen ich in allen Bereichen viel über die ungarndeutsche Gemeinschaft lernen kann.

Ich bin Mutter eines 22-jährigen jungen Mannes, der zu Beginn seines Studiums das Familiennest verlassen hat, um ein unabhängiges Leben zu beginnen. Ich kann also behaupten, dass ich fast meine ganze Aufmerksamkeit der deutschen Nationalität widmen kann. Ich liebe meinen Beruf, er ist zu einem sehr wichtigen Teil meines Lebens geworden und eine wahre Bereicherung. Es ist eine vielseitige und spannende Tätigkeit. Bei meinen Nationalitätenaktivitäten kann ich auch meine kreative Leidenschaft ausleben, denn ich habe mehrere Choreographien für unsere Tanzgruppen entworfen. Wenn ich etwas Freizeit habe, stelle ich gerne Glasdekorationen, Glasmosaike und Glasschmuck her.

Ich arbeite mit der stellvertretenden Leiterin der LdU, Dr. Agnes Sudár, und den Mitarbeitern der Geschäftsstelle der Landesselbstverwaltung zusammen. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Regionalbüroleiter-Kollegen.

Mit meinen direkten Kollegen, dem Parlamentsabgeordneten Emmerich Ritter als Vorsitzenden des VDSN, der stellvertretenden VDSN-Vorsitzenden, Magdalena Mammel-Megyaszai und dem Nationalitätenexperten Gregor Gallai, arbeiten wir sehr gut zusammen und helfen uns täglich gegenseitig.

Ich freue mich darauf, noch viele Jahre lang beruflich für die ungarndeutsche Gemeinschaft zu arbeiten.

Quelle: LdU-Presse

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