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Rumäniendeutsche Literatur im Haus der Ungarndeutschen

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Das Ungarndeutsche Kultur- und Informationszentrum und Bibliothek (Zentrum) lud am 2. April zu einer stimmungsvollen Lesung mit den rumäniendeutschen Schriftstellern Edith Ottschofski und Hellmut Seiler ins Haus der Ungarndeutschen ein.

Rumäniendeutsche Literatur im Haus der Ungarndeutschen

Ottschofski studierte Philologie und wanderte 1990 nach Deutschland aus. Seit 1995 lebt sie in Berlin. Hellmut Seiler studierte Germanistik und Anglistik. Zwischen 1985 und 1988 hatte er Berufs- und Publikationsverbot in seinem Heimatland, seitdem lebt er in Deutschland. Umrahmt wurde der Abend von den Werken der Fotografin Eva Seiler-Iszlai, die eine Reihe eindrucksvoller Bilder aus Siebenbürgen und dem Banat präsentierte.

Besonders eindrücklich schilderte Ottschofski, dass sie sich als Rumäniendeutsche fühle, da sie häufig auf ihren „Akzent“ angesprochen werde. Sie sprach über ihre Kindheit in Rumänien, ihre Erfahrungen in der Diktatur, die Sehnsucht nach Reisen und schließlich ihre Auswanderung nach Deutschland. Besonders bewegend war ihre Erinnerung an den ersten freien Bananenkauf in Budapest. Sie beschrieb, wie Verluste – ob durch Trennung oder Tod – ihre Lyrik bis heute prägen.

Seiler sprach bei der Lesung offen über die Herausforderungen, als unabhängiger Schriftsteller wahrgenommen zu werden. Der Markt werde von großen Verlagen dominiert, einzelne Stimmen fänden kaum Gehör. Zentrale Bedeutung misst Seiler der Kindheit bei: Sie sei die prägendste Zeit des Lebens, „je älter man wird, desto wichtiger wird sie“.

Eva Seiler-Iszlai und Hellmut Seiler

Die Diktatur in Rumänien war für Seiler unumgehbar. Als Lehrer wurde er entlassen, als er einen Ausreiseantrag stellte. Seine Wohnung wurde abgehört, und er war gezwungen, den Texten Überschriften zu geben, durch die die Zensur getäuscht wurde. Nach seiner Auswanderung war seine erste Anschaffung in Deutschland eine nicht angemeldete Schreibmaschine.

Zwischen den Gesprächen hörte das interessierte Publikum passende Gedichte und Prosastücke, Werke, die die Fragen des Moderators Dr. habil. András F. Balogh und die Antworten von Ottschofski und Seiler eindrucksvoll vertieften.

Neel Junghans/Neue Zeitung

Foto: Ludwig Grund/Zentrum.hu

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