Am 26. August 2011 hielt István Mayer, Bibliothekar der Ungarndeutschen Bibliothek und stellvertretender Direktor des Ungarndeutschen Kultur- und Informationszentrums, zusammen mit seinem Bruder Dr. János Mayer einen Vortrag auf dem VII. Internationalen Hungarologischen Kongress in Klausenburg. Der Titel des Vortrags war „Szeklertor in einem schwäbischen Dorf – Verschmelzung ethnischer und Volksgruppen im Spiegel von Denkmälern und Gedenkveranstaltungen“.
Das schwäbische Dorf, von dem der Vortrag handelte, heißt Csátalja (Tschatali) und ist eine 20 Km südlich von Baja liegende Gemeinde. Csátalja war vor dem Zweiten Weltkrieg ein überwiegend deutsches Dorf, danach wurde jedoch drei Viertel der deutschen Bevölkerung vertrieben und Szekler aus der Bukowina, sowie Ungarn aus der heutigen Slowakei und aus der Gegend jenseits der Theiss angesiedelt. Zwischen 1945 und 1990 wurden fast keine Denkmäler im Dorf errichtet. Nach dem Systemwechsel folgten jedoch mehrere Gedenkveranstaltungen, die mit neuen Denkmälern verbunden waren.
In der ersten Zeit waren die Deutschen aktiver. Sie wurden auch vom Csátaljaer Heimatverein in Deutschland unterstützt. 1993 wurde ein „Versöhnungstreffen“ organisiert, in dessen Rahmen ein Denkmal für die Opfer des zweiten Weltkriegs eingeweiht wurde. Obwohl das Treffen von den Dorfbewohnern als deutsche Veranstaltung wahrgenommen wurde, nahmen auch nicht-Deutsche daran teil, unter ihnen der Szekler Chor. Am Denkmal selbst sind nicht nur die deutschen, sondern alle Csátaljaer Opfer aufgelistet. Ebenfalls 1993 wurden drei Gedenktafeln in der Kirche enthüllt, die an die Gründung des Dorfes, die Vertreibung, und die feierliche Versöhnung erinnern.
1995 wurde im Dorfpark ein Speerholz erbaut, das an das Schicksal der Bukowina-Szekler erinnert. Im darauf folgenden Jahr wurde noch eine zweisprachige Gedenktafel errichtet, zum Gedenken an die Vertreibung selbst. In dieser Zeitperiode wurde auch das neue Dorfwappen eingeführt, welches die Symbole aller ethnischen Gruppen aus Csátalja präsentiert.
Mit der Wahl des heutigen Bürgermeisters Antal Kovács wird der Dorfpark mehr und mehr zu einer kultischen Stätte. Ein Denkmal des Friedensvertrags von Trianon wurde 2007 hier eingeweiht und weitere Speerhölzer wurden errichtet, die unter anderem an das Schicksal der aus Oberungarn stammenden Csátaljaer erinnern. Die Anbindung an die Erdgasversorgung wurde ebenfalls mit einem Speerholz gewürdigt. Nur die Vertriebenengedenktafel wurde kurioserweise nicht hierher umgestellt. 2008 wurde das Szeklertor vor dem Park eingeweiht.
Zu den jüngeren Ereignissen des Csátaljaer Deutschtums zählen die Erneuerung alter, verlassener Grabsteine und die Wiederherstellung der „Heldenheide“ auf dem Friedhof. Letztere erinnert an die Opfer des ersten Weltkriegs.
In den Jahren nach der Jahrtausendwende sind die Szekler die aktivsten Mitglieder der Csátaljaer Gesellschaft geworden. Sie haben mehrere Vereine, pflegen ihre Traditionen, während die Deutschen sich eher passiv verhalten. Die beiden Vortragenden machten ein Vergleich mit dem nahe liegenden Dorf Vaskút (Waschkut), dessen Schicksal ähnlich war. In Vaskút sind die Deutschen die aktivsten Bewohner und sie haben ein intensives Gesellschaftsleben. Ob es daran liegt, das aus Vaskút weniger Deutsche vertrieben wurden und weniger Szekler dazukamen, ist schwer zu beurteilen.
Csátalja ist ein gutes Beispiel dafür, dass verschiedene ethnische Gruppen ihre Traditionen nebeneinander ausüben können, und deren kulturelles Erbe zusammenschmelzen kann. Es ist sogar möglich, das in der Zukunft ein ganz eigenes Csátaljaer Traditionsgut aus den verschiedenen Elementen entsteht.