Möchten Sie über ähnliche Themen erfahren?
Drücken auch Sie ein Like auf die –> Zentrum Facebook-Seite
Experten aus München bildeten Deutschlehrkräfte in Ungarn fort
„Meine Erstsprache ist Griechisch – diese beeinflusste meine ganze Sprachentwicklung. An meinem Deutsch hört man einen Hauch von Akzent, weil ich mir diese Sprache erst als Erwachsene angeeignet habe. Deutsch ist für mich aber keine Fremdsprache, sondern eine Zweitsprache, weil ich sie tagtäglich benutze und sie für mein Leben brauche“ – so erläuterte Dr. Vassilia Triarchi-Herrmann Grundbegriffe zum Thema Zweitspracherwerb. Die griechisch-deutsche Expertin des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung (kurz ISB) München gab zusammen mit ihrer Kollegin Evi Wagner Fortbildung für Deutschlehrkräfte in Ungarn. Die Kurse wurden im Fünfkirchner Valeria-Koch-Schulzentrum und im Werischwarer Friedrich-Schiller-Gymnasium ausgetragen. Organisiert hat sie das Ungarndeutsche Pädagogische Institut (UdPI), eine Einrichtung der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen.
Pädagogik und Psychologie funktionieren nicht wie Medizin, dass man nämlich beim Auftauchen eines Problems einfach eine Pille nimmt – betonte die griechisch-deutsche Sprachwissenschaftlerin, an deren Workshop Lehrkräfte der Unterstufe teilgenommen haben. Wie Sprachförderung im Kontext des Zweitspracherwerbs effektiver gestaltet werden kann, dazu gab sie ihren Kolleginnen und Kollegen aus Ungarn Hinweise, Tipps und Materialien.
Parallel zum genannten Kurs führte eine andere ISB-Expertin Deutschlehrkräfte der Oberstufe und des Gymnasiums in Ansichten des Münchener Instituts bezüglich Kompetenzorientierung ein. „Kompetenzen werden nicht unterrichtet, sie werden von den Schülern erworben“ – dieses Zitat nahm sich Referentin Evi Wagner zum Motto, als sie auf verschiedene Aspekte des kompetenzorientierten Unterrichts einging. „Bereits erprobte Aufgaben, die man als Lehrer seit Jahren in seinem Unterricht verwendet, müssen nicht weggeworfen werden“, meint die Expertin. „Man muss sie lediglich verändern: umformulieren, die bezüglich der Aufgaben definierten Ziele erweitern, dabei vielleicht auch die Lebensumwelt der Kinder in Betracht nehmen.“
Im Kurs wies man auch auf die Vorteile der kompetenzorientierten Aufgaben hin: sie hätten nicht nur eine gute Lösung, sondern mehrere verschiedene, und seien von allen Schülern zu lösen. Und dass dabei ein jedes Kind zu einem Ergebnis komme, trüge zur Stärkung des Selbstwertgefühls der Kinder bei.
Auch in Ungarn zeigt sich derzeit ein zunehmendes Interesse für Kompetenz- und Ergebnisorientierung im Deutschunterricht. Die Kursteilnehmer waren sehr offen für neue Anregungen und Ideen. Referentin Wagner stellte ihnen LehrplanPLUS, das online Lehrplaninformationssystem des ISB München vor, dessen Lehrpläne im Unterricht bei allen Altersgruppen frei verwendet werden können.
UdPI-Direktor Josef Weigert war von den beiden Kursen begeistert: „Referentin Triarchi-Herrmann erzählte mir, die eine Deutschlehrerin sei ihr um den Hals gefallen und habe sich bei ihr bedankt, ihr die Augen endlich geöffnet zu haben. Solche Situationen geben den richtigen Sinn unserer Fortbildungen.“
Das Ungarndeutsche Pädagogische Institut steht seit mehr als zehn Jahren im Kontakt mit ISB München. Im Fokus der Kooperation stehen vor allem Fortbildungen für Deutschlehrkräfte an zweisprachigen und Nationalitätenschulen in Ungarn. Das UdPI ist bestrebt, möglichst viele, in Deutschland bereits erprobte, in Ungarn jedoch noch nicht gängige Unterrichtsmethoden zu „importieren“, um damit den Deutschunterricht innovativ und bahnbrechend gestalten zu lassen.