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Die Uraufführung des Kammerspiels „Café Klimt” fand am 15. November 2018 im Fünfkirchner Lenau Haus statt.
Die Handlung spielt in einem Caféhaus in Wien im Jahre 1918, unmittelbar nach Kriegsende. Sowohl der Ort, als auch das Jahr haben eine starke symbolische Bedeutung. Wien, als Hauptstadt der Österreich-Ungarischen Monarchie, Sitz der österreichischen Regierung und der kaiserlichen Familie, war sowohl das politisch-wirtschaftliche, als auch das kulturelle Zentrum des Reiches. Es war eine lebendige, von vielen Nationalitäten bewohnte Metropolis. Die Caféhäuser besetzten eine besondere Stelle in dieser vielfältigen Atmosphäre. Politiker, Banker, Handelsmänner, Baronen, Anwälte, Schriftsteller, Philosophen, Künstler und Professoren, also jeder, der zur kulturellen, politischen oder gesellschaftlichen Elite gehörte oder gehören wollte, verbrachte die meiste seiner Zeit in den angesehenen Caféhäusern der Stadt. Im Zigarettenrauch, neben Billard oder beim Kartenspiel wurden die wichtigsten Entscheidungen getroffen, und bedeutende Verträge und Bündnisse geschlossen, quasi die Monarchie regiert.
Das Ende des Krieges, die Niederlage, der Zerfall des Reiches, die politisch-gesellschaftlichen Bewegungen haben jeden vor eine Herausforderung gestellt, und verschiedene Gedanken und Gefühle erweckt. Viele haben es als Dekadenz oder gleich als Untergang gesehen, manche als eine Möglichkeit, das Alte abzuschaffen und in die Richtung der Moderne einen großen Schritt zu machen. Andere waren nur um ihre Existenz besorgt. Die im Stück vorkommenden Frauengestalten, vom Dienstmädchen bis zur Baronin, waren alle symbolische Vertreter einer gesellschaftlichen Schicht. Alle, verschiedener Herkunft, Motivation und Interesse, so interpretierten sie auch die Gegenwart und die Zukunft anders. Die Szenen und Texte, von Zoltán Ágoston sehr intelligent und verständlich geschrieben, wurden mit zeitgenössischen Filmaufnahmen und mit Klavierbegleitung von Dr. Dániel Bagi in eigenständige Teile gegliedert.
Alle Figuren waren von einer einzigen Schauspielerin gespielt. Ildikó Frank wurde damit vor eine große Herausforderung gestellt, die sie aber sehr professionell und vortrefflich bewältigen konnte. Die Motivationen und Emotionen, die Befürchtungen und Freuden, das Leid und die Tat dieser Frauenfiguren haben das Publikum mitgerissen. Durch die tragikomische Handlung und die verschiedenen Monologe hat man die Wende von einer Vielvölkermonarchie zu Nationalstaaten, von der Tradition zur Moderne, von einer Großmacht zum Kleinstaat mitempfinden und eine gewisse Ratlosigkeit und Spurensuche spüren können.
Vor einem vollen Haus und mit einem großen Beifall endete die Premiere des Theaterstückes im Lenau Haus.
Die Veranstaltung wurde von dem Ministerium für Humanressourcen und dem Österreichischen Kulturforum Budapest unterstützt.
Stefan Szeitz
Foto: József Hubay