Möchten Sie über ähnliche Themen erfahren?
Drücken auch Sie ein Like auf die –> Zentrum Facebook-Seite
Zurzeit ändern sich die Umstände wegen der Corona-Krise fast ständig, vor allem seit dem 11. März 2020, als landesweit in Ungarn der Notstand ausgerufen wurde. Die Regierung verkündet fast täglich etwas Neues, was unser Leben und den bisherigen Alltag umändert, wie zum Beispiel die Ankündigung, dass die Schulen ab dem 16. März geschlossen bleiben müssen, oder dass es ab dem 28. März Ausgangsbeschränkung in Kraft trat.

In den meisten Familien hat sich der Alltag auf Homeoffice und Homeschooling umgestellt, was eigentlich nicht nur das Arbeiten der Erwachsenen und das Lernen der Schüler und Studenten von Zuhause bedeutet, denn dieses Zuhause-Sein betrifft auch die Kindergartenkinder und die noch Kleineren. Bestimmte Sicherheitsmaßnahmen wurden ebenfalls eingeführt, beim Ausgehen wurde das (oft umstrittene) Tragen einer Maske und das regelmäßige (und richtige) Händewaschen empfohlen. Durch das häufige und gründliche Händewaschen kann die Verbreitung des Virus gestoppt oder zumindest wesentlich gelindert werden.
Es fiel vielleicht Vielen auf, dass Google mit dem sogenannten Doodle (grafische Veränderung des Firmenlogos) am 20. März Ignaz Semmelweis und das Händewaschen ehrte. Der Anlass war, dass Semmelweis genau an dem Tag vor 173 Jahren in Wien Professor der Geburtshilflichen Klinik des Allgemeinen Krankenhauses wurde. Darauf hat sich auch die Presse im Ausland reagiert. In Ungarn waren bestimmt sehr viele, die es gesehen haben, mit Stolz erfüllt und sehr erfreut. Für die ungarndeutsche Gemeinschaft spielt die Abstammung von Semmelweis aber auch noch eine bedeutende Rolle.

Ignaz Philipp Semmelweis stammt von einem Hienzer Vater, József Semmelweis, der aus dem Burgenland 1810 nach Ofen kam und dort einen Gewürz- und Kolonialwarenladen gründete. Die Mutter, Theresia Müller, war eine Schwäbin, zugleich eine gebürtige, wohlhabende Ofener Bürgerin. Ignaz ist als fünftes Kind seiner Eltern am 1. Juli 1818 in Ofen geboren. Er studierte in Wien und Pesth Medizin und erhielt 1844 in Wien sein Diplom. Als er schon in der Geburtshilflichen Klinik des Allgemeinen Krankenhauses als Professor arbeitete, kam er 1847 zu seiner wichtigsten Entdeckung. Als einer seiner Freunde, Prof. Jakob Kolletschka, an Blutvergiftung starb, fiel Semmelweis auf, dass die Symptome der Blutvergiftung ähnlich verlaufen, wie die des Kindbettfiebers, das damals eine häufige Todesursache unter den Müttern in der Klinik war. Nachdem er verordnet hatte, dass Ärzte und Hebammen ihre Hände in Chlorkalklösung waschen sollen, und auch die Instrumente desinfiziert werden sollen, sank die Sterberate auf null Prozent. Seine Kollegen nannten ihn den Retter der Mütter. Doch in breiteren Kreisen erntete er weder in Wien noch in Pesth, wo er nach 1850 arbeitete, keine Anerkennung, obwohl er auch an Kollegen ausländischer Kliniken in verfasste Briefe schrieb. Er erkrankte an manischer Depression und starb 1865 in Döbling. Seine kolossale Entdeckung wurde erst nach Jahrzehnten anerkannt.

Die medizinische Universität in Budapest (Semmelweis Universität) trägt seinen Namen, und feiert im Studienjahr 2019/2020 ihr 250-jähriges Jubiläum. Auch aus diesem Anlass wurde eine kurze Animation mit der Figur des Namensgebers auf die Wichtigkeit des Händewaschens hinweisend erstellt.
Die Anweisungen vom weltberühmt gewordenen ungarndeutschen Retter der Mütter sollen auch unter den heutigen Umständen mehr ernst genommen werden. Hoffentlich werden diese vielen Menschen das Leben retten.
Nándor Frei