Vor 55 Jahren wurde das wichtigste Spiel der ungarischen und das vielleicht wichtigste der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gespielt. Im Finale der Schweizer Weltmeisterschaft besiegten die Deutschen die seit 1950 unbesiegte “Goldenen Elf” mit 3:2. “Das Wunder von Bern” wird der deutsche Sieg bis heute genannt, viel wird über die möglichen Gründe der ungarischen Niederlage diskutiert. Peter Kasza versucht in seinem Buch die sportliche und politische Vorgeschichte der beiden teilnehmenden Ländern und die Ereignisse nach dem Endspiel zu rekonstruieren.
Fußball war die beliebteste Sportart im kommunistischen Ungarn, die sich auch von der Regierung gut vermarkten ließ. Die junge Bundesrepublik brauchte etwas, was das Zusammengehörigkeitsgefühl ihrer Staatsbürger stärkt. Nach dem Sieg bei den olympischen Spiele in Helsinki (1952) und dem legendären Sieg gegen England (1953) galt Ungarn als eindeutiger Favorit der WM.
Was genau sich in Bern sich abgespielt hat, werden wir wahrscheinlich nie erfahren. Tatsache ist aber, dass die ganze Bevölkerung Ungarns eine schlimme Enttäuschung erlitt und viele – darunter auch Kasza – meinen, dass diese zum Ausbruch der Revolution im Jahre 1956 beigetragen hat. Dahingegen konnte Deutschland – besser gesagt, die Bundesrepublik – zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg wieder stolz auf sich sein, und die Deutschen “waren wieder wer”.
Peter Kaszas Buch ist nicht nur Sportfreunden, sondern allen zu empfehlen, die sich für die deutsche und ungarische Geschichte der 50-er Jahren interessieren.
Peter Kasza: 1954 – Fußball spielt Geschichte. Das Wunder von Bern
Bonn : Bundeszentrale für politische Bildung, 2004
224 S. ; ill.
Sprache: Deutsch