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Deutsch-ungarische Beziehungen im Fokus

Dr. Andreas Schmidt-Schweizer (Foto) ist Hauptmitarbeiter am Institut für Geschichtswissenschaften des Geisteswissenschaftlichen Forschungsinstituts der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest. Einer der Forschungsschwerpunkte des aus München stammenden Historikers sind die ungarisch-deutschen politischen Beziehungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (ab der Gründung der BRD 1949 bis 1990). Über seine Forschungen und aktuelle Projekte sprach NZ mit dem Wissenschaftler.

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NZ: Welche Aspekte heben Sie in Ihrer Forschung hervor im Blick auf die politischen Beziehungen der BRD und Ungarn?

ASch-Sch: Es geht im Wesentlichen um drei große Themengebiete: die politisch-diplomatischen Beziehungen, die sich ja relativ langsam entwickelt haben, dann spielt der ganze Bereich Wirtschaft, Wirtschaftspolitik eine große Rolle, der dritte Punkt ist Kultur und Wissenschaft. Das sind die drei Schwerpunkte, die man herausarbeiten kann, und es gibt natürlich große Unterschiede. Die wirtschaftlichen Beziehungen sind eigentlich die, die am pragmatischsten verlaufen, da ist am wenigsten Ideologie dabei. Bei den politischen ist es schon ein bisschen schwieriger, die kamen eigentlich so nach der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen 1973 in Gang. Kultur und Wissenschaft ist natürlich das sensibelste auch aufgrund des ideologischen Gehalts von Kultur zum einen. Und zum anderen wegen der Kulturkonkurrenz, die sich zwischen der Bundesrepublik und der DDR damals abgespielt hat. Eigentlich trifft man auf diese Kulturkonkurrenz in allen Ländern. In Ungarn hat Kádár sehr darauf geachtet, dass die DDR da den Vorrang hat gegenüber der Bundesrepublik. Es zeigt sich auch daran, dass das erste westdeutsch-ungarische Kulturabkommen aus dem Jahr 1977 stammt. Also ziemlich spät, 27 Jahre nach dem ostdeutsch-ungarischen Kulturabkommen. Die westdeutsch-ungarischen Kulturbeziehungen waren bis 1985/86 auf einer relativen Schmalspur. Die DDR war absolut vorrangig v. a. was den Sprachunterricht in Ungarn anbelangt hat. Auch bezüglich des Kontakts zur ungarndeutschen Minderheit.

NZ: Spielte der Studentenaustausch eine wichtige Rolle?

ASch-Sch: Im Prinzip ging dieser ostdeutsch-ungarische Kulturaustausch nach 1956/58 richtig los, und zwar ist der Studentenaustausch zum Beispiel ein Mehrfaches dessen, was mit Westdeutschland ausgetauscht wurde. Der Studentenaustausch mit Westdeutschland fing in den 70er Jahren an, und es wurde dann immer auch sehr darauf geachtet, dass es möglichst ideologiefreie Bereiche sind. Für Ungarn waren die technischen Studienzweige interessant. Immer mit dem Hintergedanken, möglichst auch Anschluss an die westliche Technologie zu finden. Bezüglich der DDR war es natürlich viel breiter gestreut. Der Bereich Sprachausbildung hat einen ganz hohen Stellenwert gehabt.

NZ: Hat die Tatsache, dass es in Ungarn eine deutsche Minderheit gibt, vielleicht die politischen Beziehungen in einem gewissen Maße sensibilisiert?

ASch-Sch: Diese Minderheit ist insofern positiver Faktor, weil diese eben den sprachlichen Anknüpfungspunkt hat. In dem Sinne ist eine Minderheit immer sehr gut. Die DDR war etwas schärfer kommunistisches System als Ungarn, und ich denke, gewisse Spannungen gab es in diesen Beziehungen auch ohne dass man das offiziell thematisiert hat. Was Westdeutschland anbelangt, da wurde ungarischerseits immer versucht, den Kontakt möglichst gering zu halten. Die Vertriebenen durften zwar ab den 60er Jahren auch nach Ungarn einreisen, bzw. die ungarische Reisepolitik war ja überhaupt etwas liberaler, und es konnten natürlich auch Ungarndeutsche in die BRD reisen. Die wurden dann auch sehr stark überwacht, dass da ja nichts schief geht. Es gibt dicke Dossiers im Staatssicherheitsarchiv hier. Man hat bis in die 70er, eigentlich fast bis in die 80er Jahre hinein versucht, Kontakte zwischen den Ungarndeutschen hier und den vertriebenen Ungarndeutschen möglichst klein zu halten. Eigentlich gab es keine offiziellen Verbindungen, das kam erst wesentlich später, ab Anfang der 80er Jahre tat sich da was. Es gibt ein Dokument des damaligen Botschafters István Horváth von 1987, in dem letztlich so argumentiert wird, dass die Vertriebenen in der BRD doch eigentlich wesentlich Ungarn gegenüber aufgeschlossener waren als die ungarische Emigration, und dass es auch Sinn machen würde, für die Entwicklung der Kontakte zwischen der BRD und Ungarn auch auf diese Vertriebenenverbände, im Wesentlichen auf die Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn, zurückzugreifen, die sich ja recht gemäßigt geäußert hat im Vergleich zu anderen Vertriebenenverbänden. In diesem Dokument geht es darum, wie könnte man diese Leute einspannen, um die Beziehungen zwischen Westdeutschland und Ungarn zu intensivieren. Die  DDR und die Ungarndeutschen hier, da wurde von DDR-Seite schon sehr stark versucht, Einfluss zu nehmen. Einfach aufgrund dieser Konkurrenzsituation. Dass die BRD da keinen Fuß reinbekommt. Schulbücher, Sprachlehrer und Ähnliches, das kam alles aus der DDR.

NZ: Wie sind Sie auf dieses Forschungsfeld gestoßen?

ASch-Sch: Es lag eigentlich auf der Hand. Ich bin seit 2005 hier am Institut, und ein Kollege, Tibor Dömötör, hat schon angefangen in diese Richtung zu forschen. Wir haben dann Projektanträge gestellt. Es lag insofern auf der Hand, da für mich die deutschen Dokumente natürlich leichter zugänglich sind. So können wir zweisprachig arbeiten. Eben jetzt planen wir eine große Quellensammlung, mit ungefähr 130 Quellen. Sowohl deutsche als auch ungarische mit einer erläuternden Monografie, eine große Chronologie. So was gibt es erstens überhaupt noch nicht, und zweitens können wir dieses Projekt zweisprachig machen. Es soll eine deutsche und eine ungarische Ausgabe geben. An die 1000 Seiten werden es letztlich sein. Wir hoffen, dass das Projekt bis Ende des Jahres fertig wird. Es gibt eine Reihe hier am Institut, es sind zwei Bände erschienen, einer über amerikanisch-ungarische Beziehungen und einer über französisch-ungarische Beziehungen. Ich habe mich vorher mit Systemwechsel und Kádárismus beschäftigt. Aber ich habe eben entdeckt, dass es zu den sowohl ostdeutsch- wie auch westdeutsch-ungarischen Beziehungen keine Literatur gibt. Und es wäre schon ein dringendes Thema, die Sache aufzuarbeiten. Deutsch-ungarische Beziehung ist ein relativ harmloses Thema, ich habe mich lange mit Systemwechsel befasst und das ist natürlich noch viel heißer, da geht es ja bis in die heutige Politik hinein. Da hat man auch seine politischen Vorlieben. Bei deutsch-ungarischen Beziehungen ist es doch ein bisschen neutraler. Das geht nicht so in die tagtägliche Politik hinein. Es ist auch nicht so sehr stark parteipolitisch.

NZ: Das geplante Besatzungsdenkmal auf dem Budapester Szabadság tér ist nun zum Brennpunkt geworden und sorgt für Furore. Wie ist Ihre Stellungnahme zum Thema?

ASch-Sch: Mein Kollege Ungváry hat sich auch schon in die Richtung geäußert und ich teile da völlig seine Auffassung. Das ist einfach eine Geschichtsklitterung, oder einfach eine Geschichtsfälschung. Und es mal ganz kräftig ausgedrückt, Ungarn hat ja im Windschatten Hitlers Revisionspolitik betrieben, hat sich am Russlandfeldzug beteiligt, es hat bei der Deportation der jüdischen Bevölkerung aus Ungarn sehr eifrig kollaboriert und insofern ist mir diese Symbolik nicht verständlich. Und – was bisher eigentlich noch nicht näher thematisiert wurde – der Adler, der sich da auf Ungarn stürzt, symbolisiert ja Deutschland und die Deutschen. Insofern schmuggelt das geplante Besatzungsdenkmal bzw. die Erinnerungspolitik der ungarischen Regierung in gewissem Sinne eine deutsche Kollektivschuld ins Geschichtsbild hinein. Das ist inakzeptabel. Und was mir völlig unverständlich ist, ist das, was die ungarische Regierung damit bezwecken will.

A. K.

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