An der sakralen Stelle, die man heute als Elisabeth(Sisi)-Betschemel bezeichnet – zwischen Normafa und Johannisberg –, hing seit der zweiten Hälfte der 1800er Jahre an einer großen Rotbuche ein Maria-Bildnis. Die Wudigesser Gläubigen kamen an den Maria-Tagen oft hierher, um zu beten, von hier aus gingen sie weiter zu der in der Nähe stehenden kleinen St.-Anna-Kapelle.
Diesen Ort besuchte auch Königin Elisabeth (1837-1898) regelmäßig während ihrer Spaziergänge in den Ofner Bergen. Auf diesen Ausflügen begleitete sie meistens der Vater des Gastwirts auf dem Johannisberg, Johann Erber der Ältere, der von Beruf hauptstädtischer Förster war. Königin Elisabeth war in Ungarn sehr beliebt, es ist kein Wunder, dass das ganze Land nach ihrem Tod eine tiefe Trauer erfüllte. Zur Erinnerung an sie wurden beinahe 3 Millionen Bäume und Sträucher gepflanzt, so z. B. auch auf dem Kalvarienberg in Wudigeß. Auch Frigyes Glück, Vorsitzender des Schwabenberger Vereins, ließ im Wald, neben dem „Maria-Wallfahrtsort“, an der Stelle des heutigen Sisi-Betschemels ein Elisabeth-Denkmal errichten. Die Büste war das Werk von Alajos Stróbl.
Es gibt verschiedene Informationen darüber, wann das Denkmal genau aufgestellt wurde: laut eines Berichtes aus dem Jahr 1902 waren die Elisabeth-Büste und eine prachtvolle Kniebank schon zu dieser Zeit im Wald. Auch das 1905 erschienene kleine Buch „Zugliget és vidéke“ (Auwinkel und die Umgebung) berichtete über das Denkmal. Die Statue wurde aber später gestohlen, sie musste durch eine neue, diesmal ein Werk von Ferenc Csucs, ersetzt werden.
Meine Mutter, Frau Herein, geb. Katalin Mayer, erinnert sich noch daran, dass sie mit ihrer Schwester und mit ihren Freundinnen im Jahre 1943 von Wudigeß aus hierher kamen und das Denkmal gesehen haben. Aber auch dieses Denkmal und der wertvolle Betschemel verschwanden im Laufe der Zeit. Zum 150. Jubiläum der Eheschließung von Elisabeth und Franz Joseph regten der Sisi-Freundeskreis und der im Jahre 1892 gegründete Budapest-Zugliget-Verein an, die Sisi-Gedenkstätte im Maria-Wallfahrtsort wiederherzustellen. Die Aktiengesellschaft „Pilisi Parkerdő“ hat eine neue Buche gepflanzt, die GmbH „Woodshop“ hat die heutige Kniebank und die Säule, der Sisi-Freundeskreis eine kleine Tafel angefertigt, während der Budapest-Zugliget-Verein mit einem Maria-Bild (das später gestohlen wurde) zur Wiederherstellung beitrug.
Die Einweihung der neuen Elisabeth-Gedenkstätte fand im Jahre 2004 im Rahmen einer Prozession statt. Über die Veranstaltung und über Sisis Leben gab Margit Szabó ein kleines Buch (in der Reihe Hegyvidékünk Gyöngyszemei) mit dem Titel „Königin Elisabeth in den Ofner Bergen“ heraus. Obwohl dieser Ort von Normafa leicht zu erreichen ist (gegenüber dem Sport-Hotel auf der Johannisberger Straße), ist die Gedenkstätte vielen unbekannt. Auch Touristen und Sportler, die täglich am Sisi-Betschemel vorbeigehen, joggen oder mit dem Rad vorbeifahren, wissen nicht, was die kleine Säule mit Heiligenbildern, Tafeln, Blumen und die Kniebank, umgeben von Bänken, repräsentieren. Gleichzeitig sieht man immer Ausflügler, die an dieser sakralen Stelle eine kleine Pause machen, sich auf die Bänke setzen und in der Ruhe des Waldes beten, manchmal die Blumen gießen. Nicht nur unsere Vorfahren suchten Möglichkeiten, mit Gott allein zu sein: auch der heutige Mensch mag die sakralen Stellen, besonders in der Natur, wo er sich weit vom städtischen Lärm mit seiner Seele beschäftigen kann.
Schon im Jahre 2011, als die Mitglieder des St. Gerhard Werkes (Verein der katholischen Ungarndeutschen) und des Deutschen Schulvereins der Komitate Pesth und Naurad einen gemeinsamen Ausflug auf den Schwabenberg machten, beschlossen wir, neue Bäume bei der Sisi-Gedenkstätte anzupflanzen, weil die alte Buche durch einen Blitzschlag zugrunde ging, die neu angepflanzte Rotbuche keine Wurzeln fasste und der Nussbaum, der sich zusehends wohl fühlt, in die Umgebung nicht hineinpasst.
Der Vorsitzende des St. Gerhards Werkes Dr. Paul Klincsek – von Beruf Gartenbauingenieur – versprach uns kleine Rotbuchesetzlinge. Nachdem wir mit dem Vorsitzenden des Budapest-Zugliget-Vereins, Dr. András Salamin, einen Termin ausgemacht hatten, gingen die Mitglieder des St. Gerhards Werkes am 16. April mit Spaten und Pickel ausgestattet zu der sakralen Stelle, um die drei Rotbuchen anzupflanzen und sie mit Steinen zu markieren. Bei dieser Arbeit haben die zwei Enkelkinder von András Salamin, der 4-jährige Csanád und die 2-jährige Hanga, fleißig mitgeholfen. Mit gemeinsamem Beten, Vaterunser und Ave Maria beendeten wir das Programm.
Im Ofner Bergland ist das Angebot an sakralen Denkmälern riesengroß, wir treffen auf Schritt und Tritt Zeichen der Volksfrömmigkeit: an Bäume gehängte Heiligenbilder (z. B. Maria-Eichel, Sisi-Betschemel, auf dem Weg zum Touristenhaus auf dem Frank-Berg); Kapellen (z. B. St.-Anna-Kapelle, Kútvölgyi-Kapelle, Úti-Madonna-Kapelle, Nische der ehemaligen Maria-Statue auf Csillebérc); Kreuze (z. B. Gerlitzy-Altar auf dem St.-Urban-Platz, Kreuz in der Nähe des Wasserturmes auf dem Schwabenberg); Statuen (z. B. Staue von St. Antonius von Padua neben der Budakeszi-Straße, die Statue von St. Johannes von Nepomuk im Garten des János-Krankenhauses), um nur einige zu erwähnen. Sie zeugen auch noch am Anfang des 3. Jahrtausends vom Glauben der Menschen und von der Marienverehrung.
Maria Herein Kőrös