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Die rundum erneuerte Deutsche Bühne Ungarn wurde feierlich neu eröffnet

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Minister Balog: „Die Ungarndeutschen wollen ihre Kultur nicht aufgeben, und die ungarische und die Bundesregierung begrüßen und unterstützen das“

Keiner, der in der historischen Innenstadt von Seksard spaziert, kommt daran vorbei: die Deutsche Bühne Ungarn (DBU) in ihrem im Sezessionsstil erbauten Haus am Garay Platz ist ein Wahrzeichen der Stadt. Nachdem die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen (LdU), die Trägerin des Theaters das Gebäude 2015 erworben hatte, ließ sie es sofort auch modernisieren. Nach rund einem Jahr sind nun die Bauarbeiten abgeschlossen. Besonders sehenswert ist Fassade mit den großen, einladenden neuen Glastüren geworden, das Gebäude erhielt energiesparende Türen und Fenster. Renoviert und auch mit neuen Stühlen versehen wurde der Theatersaal, die Bühne ist von nun an erweiterbar, und auch die bühnentechnische Ausrüstung ist neu. Die Zuschauer werden ab jetzt in moderneren Foyers erwartet, für den Komfort der Schauspieler sorgen auf den neuesten Stand gebrachte Umkleide- und Ruheräume, und hinzu kam auch die Erneuerung der Büros.

Finanziert wurde die Modernisierung von einer 200 Millionen Forint hohen staatlichen Förderung – die auch dank des Einsatzes des Parlamentssprechers Emmerich Ritter zu verdanken ist – und von Eigenmitteln der LdU im Wert von 14 Millionen Forint. Zur festlichen Neueröffnung der DBU kam es am 28. September 2016, und zwar mit der von Festreden umrahmten Premiere von Gotthold Ephraim Lessings „Nathan der Weise“ – einem Stück, mit dem die Deutsche Bühne vor 22 Jahren, als sie das Haus in Seksard bezog, ihr erstes Publikum begrüßte.

„Wir möchten uns mit der heutigen Vorstellung für die Erneuerung des Hauses bedanken. Wir interpretieren diese Geste als Anerkennung unserer Arbeit“ – mit diesen Worten eröffnete die Feierstunde Intendantin Ildikó Frank.

Die auf eine mehr als drei Jahrzehnte lange Tradition zurückblickende Deutsche Bühne ist das einzige professionelle deutschsprachige Theater Ungarns. Die DBU definiert sich daher als Pflegerin der deutschen Sprache, der deutschen und ungarndeutschen Kultur, als offenes Forum des kulturellen Dialogs zwischen der deutschen Nationalität und der Mehrheitsnation in Ungarn, sowie auch als Trägerin europäischer Werte. Auf Letzteres spielt auch die Lessing-Vorstellung hin – darauf wies in seinen feierlichen Grußworten Otto Heinek, der Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen hin: „In diesem Stück eines großen deutschen Autors der Aufklärung wiederspiegeln sich eigentlich alle Ideale der Aufklärung: Toleranz, Gleichheit, Freiheit, Menschlichkeit. Wie jedes wertvolle, bleibende Werk der Weltliteratur hat auch dieses Stück vieles für unsere heutigen Tage zu sagen.“

Der Minister für Humanressourcen, einer der Festredner der Zeremonie betonte, dass in Ungarn die Kultur der deutschen Nationalität ihre Renaissance erlebe; ein Signal dafür sei die Renovierung der DBU. Zoltán Balog formulierte seine Botschaft mithilfe des bekannten Zitats bezüglich des Schicksals der Deutschen nach ihrer Ansiedlung in Ungarn: „die erste Generation erntete den Tod, die zweite die Not, die dritte erst das Brot“. Der Minister erinnerte daran, dass die Kultur im Leben all der genannten Generationen eine wichtige Rolle gespielt habe: „Auch die, die sterben mussten, lebten und gingen mit der Kultur, wurden mit Gebeten in ihrer Muttersprache verabschiedet; auch die Notleidenden feierten vermutlich Feste und sangen ihre deutschen Lieder, tanzten ihre Tänze; und die dritte Generation, die schon das Brot, die Arbeit und das Wohlergehen hatte, wusste, dass das Brot besser schmeckt, wenn man das im Kreis seiner Landsleute beim Feiern der Feste verzehren kann. Hinter der Erneuerung dieses Hauses stehen Entscheidungen: einerseits die der Gemeinschaft der Ungarndeutschen, dass sie nämlich ihre Kultur nicht aufgeben will; andererseits die der ungarischen Regierung und der Bundesregierung, dass sie dies beiderseits begrüßen und unterstützen. Wir als Regierung glauben fest daran, dass starke Identitäten eine zusätzliche Stärke bedeuten – nicht nur für Ungarn, sondern für ganz Europa.“

Etwa als Fortsetzung dieser Gedanken würdigte in seiner Festrede Hartmut Koschyk, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten die gelebte deutsch-ungarische Zusammenarbeit auf politischer, gesellschaftlicher, kultureller und Bildungsebene. Er brachte Beispiele für „ein wunderbares Zusammenspiel einer selbstbewussten ungarndeutschen Gemeinschaft, eines nationalitätenfreundlichen ungarischen Staates und der Bundesrepublik Deutschland im Sektor moderne europäische Nationalitätenpolitik“. Der Bundesbeauftragte nannte die Nathan-Vorstellung hochaktuell, weil sie deutlich mache, was wichtig und Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben der monotheistischen Religionen in Europa sei. „Wirkliche Dialogfähigkeit, Entwicklung interethnischer und -religiöser Kompetenz wird es nur geben“, so Koschyk, „wenn man sich seiner eigenen Identität sicher ist. Nur so können in die Zukunft gerichtete Dialoge zwischen Nationalitäten und Religionen geführt werden.“

Klicken Sie hier und erleben Sie einen virtuellen Spaziergang in der sanierten Deutschen Bühne Ungarn:

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