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„Er redete so offenherzig mit mir, wie man es nur mit einem Wildfremden kann”, heißt es im Buch von Diana Feuerbach, „Die Reise des Guy Nicholas Green”. Ebenso, wenn auch nicht mit Wildfremden, geschah es im Haus der Ungarndeutschen am 14. September, als die Autorin aus ihren Werken vorlas.
Diana Feuerbach ist in der Kleinstadt Stollberg im Erzgebirge geboren und in Chemnitz aufgewachsen. In der Homogenität der DDR hat sich ihre Familie jedoch anders gefühlt. Grund dafür war, dass ihre Großeltern aus der Tolnau, dem Dorf Bering stammten und 1948 nach Sachsen vertrieben wurden. Sie pflegten aber eine enge Beziehung zu Ungarn und den ungarischen Verwandten, und so kam es auch dazu, dass Diana Feuerbach im Rahmen des Pécs Writers Program 2011 einen Monat in Fünfkirchen verbrachte. Hier hat es für sie, in ihren eigenen Worten „das erste Mal Klick gemacht”, was eigentlich ihre Familiengeschichte für sie selber bedeutete.
In einem Reisebericht mit dem Titel „Üdvözöljük!”, hielt sie ihre Eindrücke und Erfahrungen fest, den sie auch an diesem Abend vorlas. Mit der Anreise beginnend führte sie das Publikum nach Fünfkirchen, unter anderem zur Statue im Garten des Lenau-Hauses, die in ihr tiefe Erinnerungen erweckte, ins kleine Bistro, wo sie mit der ungarischen Mentalität konfrontiert wurde, in die Synagoge, die der Schauplatz einer seltsamen Geschichte mit einem zu alten und zu aufdringlichen Mann war und zum ehemaligen Haus ihrer Großeltern in Bering, wo ein Hund sie so herzlich grüßte, als würden ihre Vorfahren sie durch ihn willkommen heißen. Die Erzählung ist reich an Familiengeschichten, Rückerinnerungen, ungarische Worte und Sätze sind vereinzelt darin zu finden. Sie bietet für jeden eine humorvolle und zugleich rührende Unterhaltung.
Die Vielseitigkeit ihrer Arbeit bewies die Autorin indem sie auch aus ihrem Roman „Die Reise des Guy Nicholas Green” vorlas. In diesem Werk geht es um Heiratstourismus in der Ukraine. Männer aus der ganzen Welt reisen in dieses Land, nachdem sie im Internet ihre perfekte Frau gefunden haben und nicht wissen, dass sie ein Opfer von einem großen, aber vor allem falschen Geschäft geworden sind. Die Geschichte beruht teils auf den eigenen Erlebnissen der Autorin in Odessa, eine ukrainische Stadt am Schwarzen Meer. Obwohl dieses Phänomen das Publikum sehr faszinierte, kehrte die Unterhaltung beim Empfang im Anschluss der Vorlesung immer wieder zu „Üdvözöljük!” zurück.
Zum Ende des Abends entwickelte es sich ein langes und unverbundenes Gespräch über persönliche Erinnerungen und Erlebnissen, in dessen Verlauf die Erinnerungen aus dem Blickwinkel der jeweils anderen Seite, der Verbliebenen oder der Vertriebenen, betrachtet wurden.
Aliz Horváth