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„Wir lernten einander und die älteren Generationen mehr zu respektieren
und unser Leben mehr zu schätzen.“
Das LdU-Wanderbündel ist am 24. Oktober 2016 im Ungarndeutschen Bildungszentrum Baje angekommen. Aus diesem Anlass wurde in der Grundschule, im Gymnasium und im Fachgymnasium der Bildungseinrichtung eine Projektwoche veranstaltet mit dem Motto: „Sich erinnern und auch andere erinnern, Brücken schlagen zwischen Generationen, und mit Zuversicht in die Zukunft schauen.”
Am Montag, dem ersten Tag der Projektwoche erwartete die Schüler und Lehrer nicht der gewohnte Anblick, als sie die Schule betraten. Eine Bauernstube war in der Vorhalle eingerichtet, das rote Bündel lag auf dem Tisch, auf einem Platz, der nicht zu übersehen war. Bei der Auftaktveranstaltung, als in der Aula das Wanderbündel geöffnet wurde, haben dann alle erfahren können, an welche traurigen Ereignisse dieser Gegenstand und die Projektwoche erinnern soll. Im Rahmen vielseitiger Programme wurde es den Schülern ermöglicht, sich mit der Tragödie des Ungarndeutschtums nach dem Zweiten Weltkrieg auseinanderzusetzen. Altersgemäß wurde das Thema bearbeitet: Projekttage, Zeitzeugengespräche, ein Vortrag von Richard Tircsi über sein Buch und abschließend ein Flashmob sollten dazu beitragen, den Schülern und auch den Erwachsenen ein korrektes Bild über die Verschleppung und Vertreibung der Schwaben zu vermitteln.
Ob das „Schwabenbündel“, das auf einen Wanderweg geschickt wurde, sein Ziel erreicht hat? Als Antwort einigen Reflexionen von den Teilnehmer der Projektwoche: Die Grundschulkinder haben ihre Gedanken und ihre Gefühle nach der Bündeleröffnung in „Elfchen“ (besondere Gedichtform) gefasst.
1947
Heimat verlassen
mit Bündeln vertrieben
In Waggonen ins Ungewisse
Schrecklich
Haus
ohne mich
in der Batschka
kann es nicht verstehen.
Warum???
Ungarn
Städte, Dörfer
Und hier leben
auch viele ungarndeutsche Bürger
Vertrieben
Land
Liebe, Menschen
zu Hause sein
glücklich in Ungarn leben
wollen
Um ihre eigenen Geschichten zu erzählen, sind acht Zeitzeugen von Gara, Hajosch, Kumbai und Waschkut ins UBZ gekommen. Vier Monate alt war die eine Frau, als sie mit ihrer Familie nach Deutschland vertrieben wurde. Nach einem Jahr ist die Familie zu Fuß nach Ungarn zurückgeflohen.
Nach dem Gespräch mit den Schülern sagte sie folgendes:
„Viele haben schon über die Vertreibung erzählt. Uns hat man noch nie gefragt. Auf unsere Geschichte war noch niemand neugierig. Und wie diese Schüler zugehört haben…”
Als Abschluss der Projektwoche im UBZ wurde bei einem Flashmob das Lied „Nach meiner Heimat…“ gesungen. Hier einige Gedanken der Gymnasialschüler über das Wanderbündel-Projekt:
„Der Flashmob war sehr schön. Ich hatte das Gefühl, dass wir zusammen als eine Gemeinschaft unsere Gefühle ausdrücken.“
„Meiner Meinung nach ist das Wanderbündelprojekt eine sehr gute Idee, weil damit auch die jüngere Generation diese schrecklichen Ereignisse kennenlernt und versteht.“
„Das Projekt hatte auch emotionale Wirkung auf mich. Wir lernten in dieser Woche einander und die älteren Generationen noch mehr zu respektieren und unser Leben viel mehr zu schätzen. Ich nehme in meinem „Bündel“ Ehre, Mitleid und das Gefühl einer sinnvollen Schulwoche mit.“
(Theresia Szauter)
(Fotos: Ildikó Kiss)