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VII. Landesfest der Jugendkapellen des Landesrates in Petschwar
Zum Landesfest der Jugendblaskapellen in Petschwar/Pécsvárad reisten am letzten Aprilwochenende die fünf besten Blaskapellen aus Ungarn an, um einer Fachjury ihr Können zu zeigen. Eingeladen hatte der Landesrat der ungarndeutschen Chöre, Kapellen und Tanzgruppen. Die Reise der mehr als 200 Musiker hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn die Jurymitglieder haben viele Lobesworte gesprochen. „Es ist immer wieder schön zu sehen, dass so viele Jugendliche die traditionelle ungarndeutsche Blasmusik auf diesem hohen Niveau spielen”, meinte die Jury. Seit 15 Jahren treffen sich die Musikanten regelmäßig in Petschwar, die Branauer Kleinstadt avancierte in den letzten Jahrzehnten immer mehr zu einem musikalischen Zentrum, auch im Bereich der traditionellen Blasmusik.
Am Samstag, dem 29. April 2017 trafen sich die besten fünf Jugendblaskapellen im Kulturhaus zu einem friedlichen Bläserwettbewerb, um so den Besten aus der ungarndeutschen Blasmusikszene zu ermitteln.
Nach einem kurzen Platzkonzert, das die anwesenden Kapellen wegen des unbeständigen Wetters, im Kulturhaus zum Besten gaben, wurde das Fest mit dem Abspielen der ungarischen Hymne – Dirigent Árpád Apáthy – eröffnet. Besonders eindrucksvoll war es, als die Blaskapellen die ungarndeutsche Volkshymne gemeinsam spielten, „das verursachte schon ein besonderes Kribbeln”, gab Josef Szugfil, Vorsitzender des Verbandes der Branauer Deutschen Selbstverwaltungen, zu. Dirigiert wurde die Hymne von Tamás Farkas.
Es folgte die Begrüßung der Ehrengäste, darunter der Vorsitzende der DNSV von Petschwar, Michael Baumann, sein Stellvertreter Josef Apaceller, Miklós László, Mitglied des Kulturausschusses der Stadt, Josef Szugfil, Vorsitzender des Verbandes der Branauer Deutschen Selbstverwaltungen, der Vizevorsitzende der Bläsersektion im Landesrat (Region Süd), Johann Hahn, Landesrat-Vorsitzender László Kreisz und der Vorsitzende des Kulturausschusses der LdU in Vertretung von Otto Heinek, Josef Manz. Dann wurde Josef Manz gebeten seine Begrüßungsworte zu halten. In seinen Worten begrüßte er alle jungen Musiker zum 7. Jugendblasmusikfestival, sprach seinen Dank an die Gastgeber, die Stadt Petschwar, aus, dankte den Musikern und Kapellmeistern, dass sie sich wieder einer Prüfung unterzogen haben. Des Weiteren meinte er: „…Es ist gut, wenn man sich alle 3 bis 4 Jahre einer Prüfung unterzieht und mit anderen vergleichen kann und für uns und für die LdU insbesonders sind diese Festivals wichtig, denn die Musiker, die heute auf der Bühne ihr Können zeigen werden, spielen nicht nur Musik, sondern sie pflegen auch unsere musikalische Muttersprache. Überall wo man Blasmusik hört, weiß man, dass es dort Schwaben gibt, das ist ein Markenzeichen von den Ungarndeutschen, von den Donauschwaben, wirklich unsere musikalische Muttersprache, und ich bin allen sehr, sehr dankbar für diese Muttersprache, die sie genau so pflegen wie ihre sprachliche Muttersprache. Ich wünsche ihnen, euch allen einen schönen Nachmittag, einen guten Wettbewerb und viel Spaß für heute Abend beim Galaprogramm.” Der Vorsitzende des Landesrates, László Kreisz, sprach mit dem Dank an die Veranstalter auch seine Hoffnung aus, dass Petschwar weiterhin der Austragungsort dieser – schon – traditionellen Veranstaltung bleibt. Nun spielten die 5 Jugendkapellen gemeinsam die „Lentschi“ Polka dirigiert von Josef Fricz.
Es folgte die Begrüßung und Vorstellung der Jury. Den Vorsitz hatte Árpád Apáthy, pensionierter Dir. der Franz Liszt Musikhochschule in Fünfkirchen und Kapellmeister, als Beisitzer waren Tamás Farkas, Komponist, Kapellmeister und Sohn des bekannten ungarndeutschen Komponisten Anton Farkas, sowie József Fricz, Kapellmeister und Führungsmitglied der Sektion Blasmusik im Landesrat anwesend. Anschließend wurde die Bühne den Jugendmusikern überlassen.
Und so hörten wir in der Reihenfolge des Auftritts:
Die erste Kapelle war die Jugendblaskapelle von Boschok-Mohatsch-Schomberg mit ihrem Dirigenten Josef Dobos. Sie wurde im Jahre 1978 gegründet. Die Tradition der ungarndeutschen Blasmusik zu pflegen und zu bewahren. Das haben sich die Gründer der Blaskapelle auf ihre Fahne geschrieben. Mehr als 50 junge Menschen aus Schomberg treffen sich wöchentlich zweimal zur Probe und finden damit nicht nur eine gute Gemeinschaft, sondern sehen auch die Vielfalt der Blasmusik. Zuerst spielten sie nur in der Umgebung, später wurden sie schon überall bekannt. Langsam entwickelte sich die Blaskapelle nach dem Konzept ihres Leiters zu einem bekannten Orchester. All dieses hätte ohne die Beihilfe der Eltern, der Schule und ohne die Hilfe des Gemeinderats Schomberg nicht realisiert werden können. Viele nationale und internationale Preise zeugen von der Qualität dieses Jugendblasorchesters. Auf dem Programm standen eine neue Polka von Josef Aubert, die 42. Polka, von Johann Fódi der „Schön-Walzer“, Anton Farkas war mit dem Ländler „Frauenliebe“ und der Schnellpolka „Etwas Frisches“ vertreten.
Darauf spielte die Willander Jugendblaskapelle, die 1996 unter Georg Ahmann gegründet wurde. Bei der ersten Probe waren es 13 Musiker, nun sind es 45 Mitglieder. Die Kapelle ist im In- und Ausland gut bekannt. Im Inland sind die besten Kontakte mit Behrend/Beremend und Wudigeß/Buadakeszi und natürlich zu den Nachbargemeinden geknüpft. 2013 übergab Georg Ahmann die Leitung der Kapelle an seinen Sohn, Balázs Ahmann. Seit 2007 nimmt sie regelmäßig an den Wertungsspielen des Landesrates teil. Sie erhielt zweimal „Gold mit Auszeichnung” und damit die Möglichkeit am Landesbläserfestival ihr Können unter Beweis zu stellen. Unter dem Dirigenten Balázs Ahmann hörten wir folgendes Programm: „Helden voran“, einen Marsch, ein von Georg Ahmann gesammeltes und bearbeitetes Musikstück. Dem folgte die Polka „Blauen Augen“, bearb. von Ferenc Szabó sowie von Johann Fódi den „Schön Walzer“. Als letztes Stück erklang die Schnellpolka „Durch die Luft“ von S. Herzog, bearb. von László Bán.
Als dritte Kapelle trat nun die Bläserjugend des Musikvereins Wetschesch auf die Bühne. Der Musikverein Wetschesch ist die älteste und traditionsreichste Zivilorganisation in der Stadt Wetschesch. Die Bläserjugend des Vereins wurde aus gewesenen und jetzigen Schülern der örtlichen Musikschule gebildet. Die Jugendlichen halten eine Probe pro Woche unter ihrem Dirigenten Imre Szabó. Sie bekommen auch Hilfe von den Lehrern der Musikschule und von den Musikern des Musikvereins. Ihr erster erfolgreicher Auftritt war bei der Eröffnung des Galaprogramms des Bläsertreffens im April 2015. An diesem Tag wurde der Entschluss gefasst am nächsten Bläsertreffen der Jugendblaskapellen teilzunehmen. Und jetzt hörten wir aus ihrem Programm den „Körstal“ Marsch von Anton Hackl, in Wetschesch gesammelt und bearbeitet von József Fazekas Sohn, den „Schön Walzer“ von Johann Fódi, „Unter dem Fliederbaum“ sowie die „Lentschi Polka“ in der Bearbeitung von Anton Farkas.
Als Nächstes kam die Jugendblaskapelle Bawaz unter dem Dirigenten Georg Ahmann. Die im Jahre 1969 von Georg Ahmann als Pionier gegründete Blaskapelle war in den siebziger Jahren die einzige Blaskapelle regionalweit, die die schwäbische Tracht stolz und mutig auf der Bühne getragen hat. Schon in den achtziger Jahren fuhr die Blaskapelle mehrmals nach Deutschland und Österreich. Im Jahre 1989 wurde der Name auf Jugendblaskapelle umbenannt. Die Blaskapelle legt großen Wert auf die Pflege und Bewahrung der schwäbischen Kultur. Kapellmeister Georg Ahmann hat mehrere Bawazer Melodien gesammelt und bearbeitet. Mit dem Nachwuchs der Kapelle beschäftigt er sich in allen Instrumentengruppen allein. Heute besteht die Kapelle aus ca. 30 Jugendlichen aus Bawaz, die meisten haben schwäbische Wurzeln. In ihrem Programm spielten sie den „Glück auf Marsch“, gesammelt in Bawaz und bearb. von Georg Ahmann, den von Johann Fódi komponierten „Schön Walzer“, die „Hanna Polka“ sowie die Schnellpolka „Die lustige Brüder“.
Als letzte trat die Jugendblaskapelle Petschwar auf. Diese Kapelle wurde 1979 gegründet. Durch die Unterstützung durch die heimischen Musikschule und die DNSV konnte ein hohes Niveau erreicht werden. Viele Preise und Belobigung, sowie der Preis „Für die Stadt Petschwar“ geben Zeugnis davon. Die Kapelle nahm schon an mehreren Wettbewerben teil, gab viele Konzerte sowohl in der Heimat, als auch im Ausland. Sie spielt überwiegend deutsche Blasmusik. Es ist charakteristisch bei den Jugendblaskapellen, dass die Mitglieder mit der Zeit älter werden und durch neue Musiker ersetzt werden müssen. Zurzeit gibt es die Jugendblaskapelle mit etwa 35 Mitgliedern. Unter ihrem Dirigenten József Wagner (seit 1983) spielten sie folgendes Programm, von Anton Farkas die Polka „Der Wirt“, das Pflichtstück von Johann Fódi „Schön Walzer“, die „Brautschau Polka“ und von Franz Bummerl „Egerländer Musikanten spielen…“.
Moderiert wurde das ganze Programm von Maria Stix, auf Ungarisch und Deutsch. Nach dem Wertungsspiel und einer kleinen Pause, in der die Jury Zeit hatte ihre Ergebnisse und Wertungen zu Papier zu bringen, die Urkunden vom Landesrat zu verfertigen, ging das Programm mit dem Galaspiel weiter. Jede Kapelle konnte mit zwei Stücken (eines davon traditionell, ein zweites nach freier Stilwahl) noch einmal ihr Können zeigen und sich so in die Herzen des erwartungsfrohen Publikums spielen.
Die Spannung stieg und mit dem Eintreffen der Jury im Saal wußte man, dass nun der Zeitpunkt der Entscheidung gekommen war. Der Vorsitzende der Jury, Árpád Apáthy, richtete einige Worte an das Publikum und die anwesenden Musiker. Worte des Dankes und der Anerkennung für die gezeigte Arbeit, Worte der Ermunterung auf diesem Wege fortzufahren, Dank an die Dirigenten und Dank dafür dass wieder eine Qualitätssteigerung zu erkennen war. Die Jury hatte bei ihrer Urteilsfindung wahrlich keine leichte Arbeit, sind doch die Qualitätsunterschiede so minimal gewesen.
Bevor es zu der Preisverleihung kam wurden die Jurymitglieder mit einem kleinen Geschenk bedacht, ebenso Maria Stix für die hervorragende Moderation und der Leiterin des Kulturhauses, Gyöngyvér Bognár, für ihre große Hilfe.
Jede der angetretenen Kapellen wurde mit einer Ehrenurkunde bedacht. Außerdem erhielten sie vom Landesrat den aktuellen Wandkalender und die Jubiläums-CD.
Die Jugendblaskapellen von Petschwar und Bawaz erhielten aus der Hand von Josef Szugfil den mit einer Geldsumme dotierten Ehrenpreis der Branauer Nationalitätenselbstverwaltungen, ebenso wie die Jugendblaskapelle aus Wetschesch, die außerdem die Einladung zur Teilnahme an der LdU-Gala 2020 erhielt. Der Jugendblaskapelle von Willand wurde von Michael Baumann den ebenfalls mit einem Geldbetrag dotierten Ehrenpreis der Stadt Petschwar überreicht und erhielt die Einladung zur Teilnahme an der LdU-Gala 2019. Den von der LdU gestifteten Festivalpreis und die Teilnahme an der LdU-Gala 2018 hatte sich die Jugendblaskapelle Boschok-Mohatsch-Schomberg durch ihr hervorragendes Spiel redlich verdient. Wir gratulieren allen Jugendblaskapellen.
László Kreisz, der Vorsitzende des Landesrates, bedankte sich mit seinen Schlussworten bei allen, die zum Gelingen dieses Festivals beigetragen hatten, bei den Aktiven auf und hinter der Bühne, bei den DNSVs die mitgeholfen und hoffentlich weiter mithelfen – um diese Musiker bei ihrer Arbeit zu fördern und zu unterstützen -, bei allen Musikpädagogen für die geleistete Arbeit. Aber auch an die Eltern und Großeltern hat László Kreisz gedacht, denn ohne deren Erziehung und Einfluß, ohne deren finanzielles Opfer es nicht möglich wäre so gut ausgebildete Jungmusiker unter uns zu haben.
Wir sind stolz auf euch und eure Arbeit. DANKE.
Neben den musikalischen Ereignissen wurde in Petschwar auch eine Fachtagung mit interessierten Mitgliedern und Gästen mit den Themen Kommunikation und Marketingstätigkeiten der Vereine, Bewerbungsmöglichkeiten, die Rolle der Medien bei der Tätigkeitsvermarktung der Zivilorganisationen (Neue Medien: Internet, Facebook, Twitter, YouTube, Pinterest) und „Unsere Zukunft und Hoffnungsträger: die Jugend.“ (Jugendarbeit und ihre Verbesserung). In einer freundlichen und aufgabenorientierten Diskussion – an der reger Anteil genommen wurde – wurden diese Themen angesprochen und versucht Lösungen zu finden bzw. die Auswirkungen zu erkennen. Wir danken allen Teilnehmern für ihr engagiertes Mittun.
Dank geht an die Sponsoren, die Stadt Petschwar, die DNSV Petschwar, das Kulturzentrum Fülep Lajos, die LdU, das BMI und den Landesrat.
PS.: Wir wissen, dass einige Leistungsträger der vergangenen Wertungsspiele aus dem Jugendalter herausgewachsen sind – aber es wäre schön gewesen, wenn sich mehr Jugendkapellen der Bewertung unserer hochrangigen Jury gestellt hätten. Liebe Jugendmusiker, liebe Kapellmeister, wie könnt Ihr wissen, wo Ihr im Vergleich zu anderen Musikkapellen qualitätsmäßig steht, wenn Ihr euch nicht an den Qualifikationen beteiligt. Der Landesrat hat aus diesem Grunde diese Wertungsspiele eingeführt, um einen Überblick über die Qualität der Kapellen zu erhalten und eventuell Hilfestellung zu gewähren. Also bitte: das nächste Mal mehr Beteiligung.
Bilder und Text: M. Mayrhofer, LandesratForum