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„Malenkij robot“-Gedenkveranstaltungen
in Baje und in Hajosch
Verschleppung aus der Heimat, Zwangsarbeit, kollektive Bestrafung. Das mussten die Ungarndeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg erleben. Diese Begriffe sagten mir vor 4 Jahren, als ich von Hajosch ins UBZ-Gymnasium kam, nicht viel. Trotzdem habe ich an der Gedenkfeier der Bajaer Deutschen Selbstverwaltung wegen meiner Herkunft teilgenommen.
Ich habe damals die Erinnerung einer Verschleppten vorgelesen, die mich sehr erschütterte. Das Thema interessierte mich, und so erkundigte ich mich bei meiner Großmutter. Es stellte sich heraus, dass ihr Vater, wie andere auch aus dem Dorf, damals nach Russland zur Zwangsarbeit verschleppt wurde. Niemand wusste genau, was mit ihm geschah. Weit weg von der Heimat musste er krank und hungrig arbeiten. Viele kamen von Russland nie mehr zurück. Mein Urgroßvater schaffte es nach Hause zurückzukehren, aber er war sehr schwach. Und danach kam noch eine weitere Tragödie, als seine Familie aus ihrem Haus vertrieben wurde. Er hat vieles überlebt, auch wie die anderen Ungarndeutschen. Als Erinnerung an sie habe ich am ersten Novembersonntag 2017 schon das vierte Mal an dem Programm der Gedenkveranstaltung in Baje mitgewirkt.
Seit dem letzten Jahr gibt es auch in meiner schwäbischen Heimatstadt ein Verschleppungsdenkmal, wo die Hajoscher ihre Erinnerungskerzen anzünden. Am 4. November 2017 habe ich bei der Gedenkfeier der örtlichen Deutschen Selbstverwaltung das Russland-Gedicht einer Hajoscher Frau rezitiert, und dabei auch an meinen Urgroßvater gedacht.
So habe ich den Weg durch die Erinnerung an die Verschleppung und Vertreibung zu meinen Ahnen gefunden. Ich finde es wichtig, dass wir das Schicksal unserer Vorfahren kennen. Durch ihre Geschichte bin ich darauf gekommen, dass ich nicht nur unter den historischen Persönlichkeiten Vorbilder für mich finden kann, sondern auch in meiner eigenen Familie: Ich habe von ihnen gelernt, dass man in schweren Situationen nie aufgeben darf.
Aliz Munding
Schülerin der Klasse 12. B des UBZ Baje
Fotos: Magdolna Munding, Alfred Manz