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Eines tiefgreifenden seelischen Erlebnisses wurden die Zuschauer der drei deutschen und der neun ungarischen Passionsspiele vom 19. Mai – 3. Juni auf dem Steinberg in Wudersch teilhaftig. „Auf einem prächtigen Schauplatz, vor einer wunderbaren Kulisse der Natur wird die mit Lichtstrahlen gemalte biblische Geschichte zum Leben erweckt“, schreibt im sehr informativen, reich bebilderten, zweisprachigen Begleitbuch zur Passion Regisseur András Dér, der das ursprüngliche ungarische Drehbuch aus dem Jahre 1933 und die deutschsprachige Urfassung von 1934 für die diesjährigen Passionsspiele bearbeitete.
Die Geschichte der Passionsspiele im „ungarischen Oberammergau“ beschworen sowohl Bürgermeister Tamás Wittinghoff als auch der Parlamentsabgeordnete der Ungarndeutschen, gleichzeitig Vorsitzender des Wuderscher Passionsvereins, Emmerich Ritter, bei der letzten deutschsprachigen Aufführung am 2. Juni herauf. (Ausführlich über die Geschichte wurde in der Ausgabe NZ 17/2018 berichtet). Über die Zusammenarbeit im Europassion-Verband sprach Generalsekretär Josef Lang aus dem Passionsort Auersmacher. Von dort kam 1996 die erste Passionsaufführung nach dem Zweiten Weltkrieg ins Kulturhaus in Wudersch.
Die Passionsspiele begeistern heute noch die Stadtbevölkerung und die Umgebung. Hunderte Laien, Sänger und Tänzer, Erwachsene und Kinder machten heuer wieder mit. Sie haben es verdient, alle im Begleitbuch namentlich aufgeführt zu werden, zusammen mit den hervorragenden Schauspielern, allen voran mit dem Jesus-Darsteller Bálint Merán, der auch seinen Sohn mit ins Spiel brachte. Hoffentlich dürfen die Zuschauer künftig in kürzeren Abständen dieses phantastische Schauspiel auf dem Steinberg in Wudersch erleben.
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Fast die Hälfte der Passionsbesucher am 2. Juni waren Delegierte des Europassion-Kongresses, der vom 31. Mai bis 3. Juni wieder in Ungarn, nämlich in Wudersch, veranstaltet wurde. Fast 80 Passionsorte aus 16 Ländern bilden die seit 1984 bestehende Europassion, deren Motto „Der gleiche Glaube, das gleiche Ideal“ ist. Das erste Europassionstreffen in Osteuropa fand 2001 im ungarndeutschen Polan statt, letztes Jahr war Kecskemét Austragungsort.
Die Teilnehmer des 34. Europassionstreffens wurden im Parlamentsgebäude vom stellvertretenden Ministerpräsidenten und dem Präsidenten des Parlaments empfangen. Bei einer Busreise und Donau-Schifffahrt nach Plintenburg bewunderten sie zwischen den Mauern der Festung die Palastspiele. Nach der Generalversammlung am Samstag lernten die Kongressdelegierten bei einem Stadtrundgang Wudersch kennen und konnten am Abend die auf eine 85-jährige Tradition zurückblickende Passionsvorstellung auf dem Steinberg gemeinsam erleben. Und am anderen Tag konnten die Frühaufsteher den Blumenteppich zu Fronleichnam bewundern, der eine über 200-jährige Tradition in Wudersch hat.
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Foto: I. F.
(Erschienen in: Neue Zeitung, 24/2018)