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Vorweihnachtsstimmung herrschte in der Akadémia-Straße: Die Deutsche Selbstverwaltung Budapest lud am 10. Dezember zu ihrer traditionellen Jahresabschlussfeier ein.
Für das angenehme Adventsprogramm sorgten die SchülerInnen der Attila-József-Grundschule im XX. Bezirk und die des Deutschen Nationalitätengymnasiums sowie der Rosmarein-Chor aus dem XVI. Bezirk. Wie es schon gewohnt ist, war die Übergabe der höchsten Anerkennung der DSV auch Teil der Veranstaltung. Die Auszeichnung Für das Deutschtum in Budapest erhielt dieses Jahr Károly Altziebler aus Kreßtur.
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Die Laudatio:
Károly Altziebler wurde am 20. Februar 1945 in Kreßtur/Rákoskeresztúr geboren, nachdem sein Vater zur Zwangsarbeit verschleppt worden war. Er hat seinen Vater nie kennengelernt, seine Mutter wurde nur deshalb von der Verschleppung verschont, weil sie hochschwanger war. Aus Angst hat die Mutter nie Deutsch mit ihm gesprochen, der Krieg und seine grausamen Folgen haben ihm nicht nur seinen Vater, sondern auch seine Muttersprache, seine Identität geraubt. Er hatte aber die Kraft und den Mut als Erwachsene sich zu seinen Wurzeln zu bekennen und sich für sein Volk einzusetzen.
Herr Altziebler arbeitete von 1995 – 2014 als Vorsitzender der Ungarndeutschen Selbstverwaltung im XVII. Bezirk. Er hat den Zusammenhalt und die Interessenvertretung der im Bezirk lebenden Ureinwohner vor Auge gehalten.
Er hat die Geschichte über die Verschleppung der Ungarndeutschen von Kreßtur in die Sowjetunion im Kreise der Bevölkerung bekannt gemacht. Im Gedenken an die 50. und 60. Jahrestage wurden Bücher veröffentlicht. Károly Altziebler hat auch das Erscheinen des Buches Rákoskeresztúri Evangélikus Egyházközség Története, in dem die deutsche Besiedlung vor 250 Jahren detailliert dokumentiert wurde, unterstützt. Er arbeitete mit der Ethnographin Dr. Marietta Boros am Buch Magyarországi németek népismerete, 2005 in Bezug auf Kreßtur zusammen und hat an der Herausgabe des Gedenkbuches von Kreßtur 2006 mitgewirkt.
1998 hat er Gedenktafeln zur Erinnerung an die verstorbenen Soldaten des Zweiten Weltkrieges und an die in die Sowjetunion verschleppten Bürger errichten lassen.
Sowohl mit der Bezirksselbstverwaltung und mit den Selbstverwaltungen der anderen Nationalitäten im XVII. Bezirk als auch mit den deutschen Selbstverwaltungen der XVI. und XVIII. Bezirke, von Schorokschar, von Iklad und Wetschesch hat er gute Kontakte gepflegt.
1998 wurde in drei Schulen im XVII. Bezirk mit der deutschen Nationalitätenausbildung begonnen. Zurzeit sind bereits mehr als 400 Kinder daran beteiligt. In der Nationalitätenschule in der Újlak Straße unterstützte er während seiner Amtszeit die Organisation von Fereinlagern in Österreich, Rezitationswettbewerben, Sprachprüfungen, Volkstanzunterricht und die Anschaffung von Trachten sowie die Durchführung von deutschsprachigen Fereienlagern der evangelischen Kirche.
2011 wurde auch im Kindergarten Csillagszem die deutschsprachige Ausbildung eingeführt. Herr Altziebler hat 2015 die deutsche Selbstverwaltung ermutigt, das Prinzip „eine Person eine Sprache” im Kindergarten einzuführen.
Seit 2014 unterstützte er mit großem Engagement die Deutsche Selbstverwaltung des XVII. Bezirks und spielte als Bindeglied zwischen den deutschen Ureinwohnern und der jungen Generation eine große Rolle. Er wirkte bei der Organisation der Gedenkfeier anlässlich des 70. Jahrestages der Verschleppung der Ungarndeutschen aktiv mit.
Herr Altziebler ist im XVII. Bezirk eine angesehene Person und durch ihn und seine Tätigkeit hat sich die deutsche Nationalität in den letzten mehr als 20 Jahren einen wichtigen Platz im kulturellen und gesellschaftlichen Leben des Bezirkes erarbeitet.
2015 erhielt Herr Altziebler von der Selbstverwaltung von Rákosmente den Preis Für Rákoskeresztúr.
Wir gratulieren Herrn Altziebler herzlichst zur Auszeichnung!
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Fotos: Ludwig Grund