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Zwischen dem 29. und 31. Oktober 2021 fand in Werischwar/Pilisvörösvár – nach einer zweieinhalbjährigen Pause – die 6. Jugendkonferenz der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen statt. In dieser Zeit konnten wir uns „erneuern“, weil mehr als die Hälfte der insgesamt 33 Teilnehmer jetzt zum ersten Mal an einer solchen Veranstaltung teilnahmen, also die frischen Gedanken und die Begeisterung war garantiert.
Das Hauptthema der Jugendkonferenz war die Volkszählung 2022 und wie sich daran die Jugendlichen beteiligen könnten. LdU-Vorsitzende Ibolya Hock-Englender erzählte als Auftakt einige persönliche Gedanken und darüber, woher ihre starke Identität stammt und warum sie es für wichtig hält, dass auch wir, die nicht mehr Teil der Erlebnisgeneration sind, unsere ungarndeutsche Zugehörigkeit bekennen. Die traditionellen Werte, die wir von unseren Ahnen, unserem Wohnort oder unserer Schule bekommen haben, helfen uns, auch in der heutigen hektischen Welt Anhaltspunkte zu finden. Deswegen sollen wir etwas auch zurückgeben, und nächstes Jahr bei der Volkszählung unsere Identität bekennen, und damit die Situation unserer Volksgruppe für die nächsten 10 Jahren bekräftigen.
Danach erzählte Dr. Balázs Kiss, Abteilungsleiter des Ombudsmannamtes, der früher selbst auch Teilnehmer unserer Konferenzen war, über die Volkszählung. Es war sehr wichtig, wie er uns über Fragen, die die Leute meistens stellen würden, aufklärte, weil wir so auch unsere Argumente gut untermauern können. Auch der Prozess der Datenbearbeitung, der sichert, dass die Antworten mit den Namen nicht zusammengebunden werden können, obwohl der Fragebogen nicht mehr anonym ist, wurde behandelt. Ebenfalls wurde darüber gesprochen, dass wir junge Leute auch die Möglichkeit haben, uns zu Kommissaraufgaben zu melden, um zu sichern, dass in unserem Wohnort die Nationalitätenfragen von Angehörigen der Nationalität gestellt werden, und die Leute diese mit größerem Vertrauen beantworten.
Am Abend kam es zu einem wirklich tollen Rundtischgespräch, diesmal ohne Tisch, auf den bequemen Sofas des Schülerwohnheims des Friedrich-Schiller-Gymnasiums. Das Gespräch trug dazu bei, dass die Hemmungen abgebaut werden bzw. die Teilnehmer einander und ihre Tätigkeiten kennenlernten. Alle erzählten über ihre Motivationen, Erwartungen und wir lernten auch sehr gute Beispiele voneinander wie z. B. wie man Jugendliche örtlich effektiv ansprechen und sie für die Gemeinschaft behalten kann.
Am Samstagmorgen hielt Parlamentsabgeordneter Emmerich Ritter einen Vortrag über die wichtigsten Ergebnisse der Parlamentsvertretung seit 2014, und machte auch auf die Parlamentswahlen 2022 aufmerksam. Der Vortrag half uns einen Ausblick in die Welt der staatlichen Förderungen und die neuen Möglichkeiten der deutschen Nationalität durch die Parlamentsvertretung zu gewinnen.
Dann haben wir die Teilnehmer in fünf Gruppen aufgeteilt, und über die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken der deutschen Minderheit in Ungarn diskutiert.
Am Nachmittag stellten wir – mithilfe der Workshopleiterin Sára Egri – die Nationalitätenfragen der Volkszählung und ihre Beantwortung als ein Produkt vor, die wir mal „unseren Kunden verkaufen möchten“. Die Analogie zur Geschäftswelt war nützlich, weil so alle diese Fragen aus einem anderen Sichtpunkt betrachten und damit die wesentlichen Elemente vielleicht besser entdecken werden konnten. Am Ende des Workshops hatte schon jeder einen Prozess im Kopf, was alles man bedenken muss, bevor er eine Online-Kampagne startet oder bei den Bekannten für die Volkszählung persönlich wirbt.
Nach der Arbeit musste auch eine Abwechslung kommen, Erik Richolm führte uns durch den Sankt Iwaner ungarndeutschen Lehrpfad, in dessen Errichtung er damals einen wichtigen Teil hatte. Dann setzten wir unseren Ausflug Richtung Jeine fort, wo wir im ungarndeutschen Reisner-Keller bewirtet wurden. Tamás Reisner, der Wirt, der früher selbst auch aktives Mitglied der ungarndeutschen Gemeinschaft (als Tänzer und Musiker) war, erzählte uns lustige Geschichten über das Leben der Ungarndeutschen. Wenn es ungarndeutsche Stand-up-Comedy-Abende gäbe, wäre er sicher einer der beliebtesten Unterhalter.
Am Samstagvormittag setzten wir das Programm mit Situationsübungen fort: Die jüngeren Teilnehmer mussten in verschiedenen typischen Situationen ihren Gesprächspartner davon überzeugen, dass sie ihre ungarndeutsche Zugehörigkeit bei der Volkszählung bekennen. Die anderen Teilnehmer waren Zuschauer und versahen die Darsteller mit wertvollen Tipps, wie sie ihre Technik noch entwickeln könnten.
Die Jugendkonferenz wurde mit einer gemeinsamen Evaluation abgeschlossen. An dieser Stellte möchte ich meinen besten Dank an meine KollegInnen an der Organisation, Sára Egri, Ildikó Radóczy-Jencsik, Erik Richolm und Martin Surman-Majeczki, aussprechen. Und natürlich ein riesiges Dankeschön an alle TeilnehmerInnen aus den Komitaten Pesth, Batsch-Kleinkumanien, Tolnau, Branau, Wesprim, Weißenburg und Budapest, die in Vertretung der Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher, des Vereins Deutscher Hochschüler Budapest, des Landesrates der ungarndeutschen Chöre, Kapellen und Tanzgruppen und der örtlichen deutschen Selbstverwaltungen und Vereine kamen, und unsere Arbeit mit wertvollen Gedanken und Meinungen halfen.
Wir möchten uns beim Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat für die Förderung der Veranstaltung bedanken.
Károly Radóczy
LdU-Jugendreferent