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Schon mit dem ersten Blick ist sie zu erfassen: die herausragende Rolle der Deutschen in der Fünfkirchener Stadtgeschichte. Doch das Säulendiagramm, welches eben diese historische Bedeutung des deutschen Erbes in Pécs veranschaulicht, verrät auch einen anderen Imperativ, nämlich den des starken Rückgangs der deutschsprachigen Bevölkerung im Stadtgebiet seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Vor diesem Hintergrund stehen Veranstaltungen wie die des 30. März 2022 auf dem Gelände des Valeria-Koch-Bildungszentrums in Pécs in besonderem Licht.
Das Bewusstsein für das ungarndeutsche Erbe zu bewahren war ein Ziel, das mit der Schaffung des neuen ungarndeutschen Lehrpfades verfolgt wurde. Auf den vier Informationstafeln des Pfades, deren Inhalte durch die gemeinsame Arbeit von Geschichtslehrerinnen und Geschichtslehrern mit ihren Lernenden entstanden sind, lassen sich vier Themenkreise ungarndeutschen Lebens und Wirkens in Fünfkirchen erkunden: Geschichte und Bildung, die Siedlungsstruktur und die geografischen Namen der Stadt, Kunst und Kultur sowie die Wirtschaft. In Texten, Bildern und dem Säulendiagramm, welches die zeitliche Entwicklung des Anteils deutscher Muttersprachler in Fünfkirchen darstellt, erschließen sich dem deutsch- oder ungarischsprachigen Betrachter die vier inhaltlichen Schwerpunkte.
Betrachter gab es viele, als die offizielle Einweihung des Lehrpfads unter gerade noch gnädigem Frühlingshimmel stattfand: Vor allem Schülerinnen und Schüler, Lehrende und Schulleitung des Valeria-Koch-Bildungszentrums kamen zu dem feierlichen Akt, aber auch weitere Vertreterinnen und Vertreter der ungarndeutschen Minderheit in Pécs waren unter den Gästen, darunter Frau Ibolya Hock-Englender, Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, und Frau Dr. Zsuzsanna Gerner, Honorarkonsulin der Bundesrepublik Deutschland.
Der etwa einstündige Festakt führte durch eine wohl dosierte Mischung aus von Schülerinnen und Schülern instrumental und gesanglich dargebotenen ungarndeutschen Melodien und Vorträgen zu den einzelnen Lehrtafeln. Den Auftakt der Veranstaltung bildete die Eröffnungsrede von Frau Ágnes Amrein-Pesti, Direktorin des Valeria-Koch-Bildungszentrums, in der sie allen an dem Projekt beteiligten Personen dankte und auch die finanzielle Unterstützung durch die Deutsche Botschaft hervorhob. Frau Amrein-Pesti unterstrich das mit dem Projekt verfolgte Anliegen, „die Gegenwart und Vergangenheit zu verknüpfen und die emotionale Bindung an die deutsche Sprache“ zu stärken. So war es auch kein Zufall, dass die Veranstaltung zeitlich in den Rahmen der ungarnweit stattfindenden Wunderbar-Festivalwoche der deutschen Sprache fiel.
Die Besucherinnen und Besucher äußerten sich lobend sowohl zum Lehrpfad als auch zur Einweihungsveranstaltung. „Sehr zufrieden“ zeigte sich Frau Hock-Englender und erklärte dabei, dass der Lehrpfad inhaltlich gut in die Reihe der anderen schon existierenden ungarndeutschen Lehrpfade passe, auch wenn dieser neue in seiner Art etwas Besonderes sei, da er aus einem schulischen Projekt und nicht durch die Initiative einer Gemeinde entstanden sei.
Dem schulischen Charakter des Projekts wird auch in Zukunft Rechnung getragen werden können, da die einzelnen Tafeln des Lehrpfads über QR-Codes verfügen, die in weiterer Projektarbeit durch die Schülerinnen und Schüler mit Leben gefüllt werden. So verknüpft dieser Lehrpfad letztendlich nicht nur Vergangenheit und Gegenwart, sondern auch die Zukunft.
Das Projekt kam durch die großzügige Förderung der Deutschen Botschaft Budapest zustande.
Text: Antje Goltz, Fachschaftsberaterin der Zentralstelle für Auslandsschulwesen
Quelle: LdU