Um Werk und Wirken der Kulturschaffenden und Kulturvermittelnden der donauschwäbischen Kultur herauszustellen und auszuzeichnen, vergibt das Land Baden-Württemberg alle zwei Jahre den Donauschwäbischen Kulturpreis. In diesem Jahr wurde der Preis für den Bereich Kulturvermittlung (Literatur – Musik – Bildende Kunst – Medien) ausgeschrieben. Am 24.Juni sind neben einem mit 5.000 Euro dotierten Hauptpreis auch ein Förderpreis in Höhe von 2.500 Euro vergeben worden, mit denen jüngere Personen ausgezeichnet werden, die sich erfolgreich als Kulturschaffende oder in der Kulturvermittlung engagieren. Der Preis wird an Personen verliehen, deren Werk Bezüge zur donauschwäbischen Kultur hat. Angesprochen sind aber auch Einrichtungen und Initiativen, die kulturelle Angebote zur Geschichte und Kultur der Donauschwaben präsentieren.
Mit Freude gibt die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen bekannt, dass der eine Förderpreis heuer an die in der Branau lebenden ungarndeutschen Journalistin Krisztina Pánovics-Szeiberling ging, die sich bewusst zur Volksgruppe der Donauschwaben bekennt. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen die Ungarndeutschen und die ungarische Minderheitenpolitik. Es gelingt ihr, die Geschichte, die Traditionen und die Eigenheiten der in Ungarn lebenden Deutschen darzustellen, den Bogen zwischen Vergangenheit und Zukunft zu spannen und dabei die nationale Minderheit und die Mehrheitsgesellschaft in Ungarn miteinander zu verbinden. Durch ihre vielfältigen Aktivitäten vermittelt sie ein authentisches Bild über die Kultur der deutschen Volksgruppe in Ungarn, das zukunftsweisend ist. Krisztina Pánovics-Szeiberling ist seit Jahrzehnten mit viel Engagement im ungarndeutschen Medienbereich tätig und leitet die Pressestelle der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen durch ihr Familienunternehmen PTI Communications Kft.
Interview mit Kristina Szeiberling-Pánovics
Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie verständigt wurden, den Förderpreis zu erhalten?
Ich empfand Überraschung, Dankbarkeit und Freude. Es ist eine Ehre, dass Frau Ibolya Hock-Englender, Vorsitzende Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, und ihr Team uns nicht nur ihr Vertrauen schenken und uns mit der Unterstützung der Kommunikation der LdU betrauen, sondern auch sehen und schätzen, wie viel Arbeit in der Erstellung eines Beitrags steckt, und auch, mit wie viel Verantwortung diese Tätigkeit verbunden ist, die ständig „im Schaufenster“ steht. Ich freue mich auch, dass die Jury in Deutschland meine und unsere Arbeit für preiswürdig befunden hat; diese Arbeit mache ich nämlich nicht allein, sondern zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen, denen ich auch an dieser Stelle für alles danke. Ich fühle mich also geehrt, dass ich diese Auszeichnung erhalten habe, sie ermutigt mich, meine Arbeit fortzusetzen.
Was bedeutet für Sie Ungarndeutsche zu sein?
Wenn ich mich in ein paar Sätzen definieren müsste, würde ich mit Sicherheit sagen, dass ich eine Ungarndeutsche bin. Das war für mich als Kind die natürlichste Sache der Welt: Aufwachsen bin ich nämlich in einer großen Familie, mit Eltern, Groß- und Urgroßeltern, mit der Selbstverständlichkeit, den deutschen Dialekt zu sprechen, in einem weitgehend „schwäbischen“ Dorf, mit „gleichgesinnten“ Kindern; ich war an anständige, berechenbare Dorfregeln, an unsere Kultur und die traditionellen Werte der ungarndeutschen Dörfer gewöhnt. Als ich dann in Fünfkirchen das Gymnasium besuchte, wurde mir allmählich bewusst, dass diese „natürlichste Sache der Welt“ gar nicht so selbstverständlich ist. Mehr und mehr hatte ich das Gefühl, dass meine Sprachkenntnisse und die Natürlichkeit meiner Verbundenheit mit Sprache und Kultur der Ungarndeutschen definitiv etwas waren, was ich mehr bzw. besser als andere beherrschte. Und dieses Gefühl ist mir bis heute geblieben: Es gibt mir Selbstvertrauen und bringt nicht zuletzt Chancen und Herausforderungen, denen ich mit Freude und Demut zu begegnen versuche. Ich lebe einen großen Teil meines Lebens im vertrauten Rahmen meiner Kontakte mit Mitgliedern unserer ungarndeutschen Gemeinschaft: im Privatleben wie im Beruf, denn meine Freunde, die Lehrer, die meine Kinder unterrichten, die Eltern in der Schule meiner Söhne, die Menschen, mit denen ich bei meiner ehrenamtlichen Arbeit in Kontakt komme, sind alle „Schwaben“.
Sie sind seit Jahrzehnten im ungarndeutschen Medienbereich tätig. Was motiviert Sie in Ihrer Arbeit?
Ich begann meine Laufbahn in der Redaktion von „Unser Bildschirm“, des ungarndeutschen Wochenmagazins im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Ich werde meinen früheren Kollegen immer dankbar sein, die mich jahrelang geduldig unterrichtet und in meiner Arbeit unterstützt haben und mir immer mehr Möglichkeiten boten. Die Erfahrung beim Fernsehen war die praktische Grundlage für mein Journalismus- und späteres PR-Studium. Mich motiviert die Tatsache, dass Interessierte über große Ereignisse und kleine, aber wertvolle Initiativen erfahren können, indem ich ihnen von denen berichte. Ich bin stolz auf unsere Gemeinschaft, auf die vielen gleichgesinnten, gleich fühlenden und aktiven Menschen, die in ihren eigenen kleinen Gemeinschaften die vielen kleinen Schritte tun, die uns gemeinsam auf den Weg der Pflege unserer Kultur führen. Ich glaube, das Wichtigste ist, dass jeder von uns auf seine eigene bescheidene Weise zu diesem höheren Ziel beiträgt: wer Musik machen kann, soll musizieren, wer unterrichten kann, soll unterrichten, und wer schreiben kann, der soll eben das tun.
Wie kam die Zusammenarbeit mit Ihrem Familienunternehmen und der LdU und seit wann dauert diese?
An einem Samstagnachmittag Anfang 2014 rief mich Otto Heinek, der ehemalige Vorsitzende der LdU, an und fragte, ob wir am ersten Parlamentswahlkampf der Landesselbstverwaltung teilnehmen wollen. Die dazu zur Verfügung stehende Zeit war extrem kurz – kaum ein Monat, aber durch unglaublich intensive Arbeit und eine einmalig wunderbare Zusammenarbeit gelang es uns, eine Kampagne auf die Beine zu stellen, die zwar nicht ausreichte, um einen vollberechtigten ungarndeutschen Abgeordneten für das ungarische Parlament zu bekommen, aber dennoch erfolgreich war. Wir haben die Arbeit detailliert ausgewertet, und es hat sich gezeigt, dass es uns gelungen ist, viele Menschen zu erreichen, zu informieren, zu überzeugen und letztlich zur Kooperation zu bewegen. Dies war unser Einstieg bei der LdU, und dann begannen wir 2015 eine kontinuierliche Zusammenarbeit. Über die kontinuierliche Kommunikation hinaus sind wir sehr erfreut über die Tatsache, dass die Strategie der Landesselbstverwaltung ein eigenes Kapitel zum Thema Kommunikation enthält und dass es uns gelungen ist, mehrere große und kleine Projekte erfolgreich umzusetzen.
Auf welche Ihrer gemeinsamen Projekte sind Sie am meisten stolz?
Zusätzlich zu den fortlaufenden Bemühungen auf das Wanderbündel-Projekt und die Lehrpfade. Ersteres war eine bewusst geplante, gut durchdachte und hervorragend durchgeführte Kommunikationskampagne, an der 43 Bildungseinrichtungen der Ungarndeutschen über einen Zeitraum von einem Jahr beteiligt waren. Ziel war es, möglichst viele Kinder und Jugendliche auf die Schrecken aufmerksam zu machen, die die Deutschen in Ungarn während der Vertreibung erlitten haben. Mit Hilfe von Leuten aus Schomberg, die diese Ereignisse miterlebt hatten, packten wir ein Bündel alter Utensilien zusammen und schickten das Bündel auf den Weg. Nach einer Gesamtstrecke von 3.500 Kilometern reiste es durch das Land und war in Schulen zu Gast, wo Projekttage und -wochen zum Thema stattfanden. Auch bei der Errichtung der ungarndeutschen Lehrpfade durften und dürfen wir eine maßgebliche Rolle spielen, und es ist schön zu sehen, wie populär diese thematischen Wege geworden sind und wie sich immer mehr Kommunen dazu entscheiden, ihre eigenen Wege zu errichten. Es war mir eine große Ehre, eine Schlüsselrolle bei der Erstellung der Kommunikationsstrategie der LdU zu spielen, mit der Gestaltung des Erscheinungsbildes betraut zu werden und an den Parlamentswahlkampagnen mitzuwirken.
Was sind Ihre beruflichen Pläne für die Zukunft?
Gemeinsam mit meinen Kollegen werden wir den eingeschlagenen Weg fortsetzen. Wir haben viel aus den Erfahrungen der letzten Jahre gelernt, aber die Grundwerte, die unsere Arbeit leiten, sind seit Jahren unverändert geblieben: Wir bemühen uns, unseren Kunden, einschließlich der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, in gegenseitiger Partnerschaft, mit Integrität und Einsicht zu dienen. Wir freuen uns auf die Fortsetzung, auf neue gemeinsame Projekte, und sind über die gemeinsamen Erfolge mit der LdU sehr erfreut.
Quelle: LdU
Videoquelle: Mind_Netz