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LdU-Vorsitzende Ibolya Hock-Englender
auf Begegnungsreise in Deutschland
Zwei Veranstaltungen mit ungarndeutschem Bezug fanden zwischen dem 7. und 8. Juli 2022 in Deutschland statt: Ein Festakt mit Tagung zum Thema „Das ungarische Einwanderungsgesetz von 1722/23“ in Tübingen, sowie die feierliche Wiedereröffnung des erneuerten Donauschwäbischen Zentralmuseums in Ulm. An den Veranstaltungen nahm neben hochrangigen internationalen Vertretern aus den Bereichen der Minderheitenpolitik und Wissenschaften auch LdU-Vorsitzende Ibolya Hock-Englender teil.
Festakt zur Wiedereröffnung des
Donauschwäbischen Zentralmuseums in Ulm
Das Donauschwäbische Zentralmuseum (DZM) in Ulm setzt nach 20-jährigem Bestehen neue Schwerpunkte. Eine interaktive und erlebnisorientierte Ausstellung zur Kulturgeschichte der Donau und des Donauraums bietet ab 1. April 2022 auf 550 Quadratmetern erfahrbare Geschichten für die ganze Familie. Herzstück des Museums bleibt die Darstellung der Geschichte der Donauschwaben vom ausgehenden 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Die historische Dauerausstellung auf 1.000 Quadratmetern wurde im Rahmen des Umbaus grundlegend modernisiert und aktualisiert. Mit neuem Titel, spannenden Exponaten aus dem Depot und neuen Geschichten führt die Ausstellung „Donauschwaben. Aufbruch und Begegnung“ in die Welt der Donauschwaben, die von Migration und ihrem Leben zwischen Entbehrung und neuen Anfängen erzählen. Die Erfahrungen aus unterschiedlichen Kulturen, Kontakte und Sprachkenntnisse machen die Donauschwaben zu Vermittlern und Brückenbauern. Nicht selten sind sie Impulsgeber für neue Begegnungen und länderübergreifende Partnerschaften. Die vollständig neue und interaktiv gestaltete Erlebnisausstellung „Donau. Flussgeschichten“ ergänzt das Angebot des DZM, dass sich in einer denkmalgeschützten Kaserne aus dem 19. Jahrhundert befindet.
Der offizielle Festakt zur Wiedereröffnung des DZM fand am 7. Juli statt. Museumsdirektor Christian Glass empfing zahlreiche auch internationale Gäste und führte sie durch die neuen Ausstellungen „Donau. Flussgeschichten“ und „Donauschwaben. Aufbruch und Begegnung“. Welche Bedeutung hat der Donauraum heute und wie wird sich der Lebensraum Donau in Zukunft verändern? Wie gelingt heute ein zeitgemäßes Gedenken an die Donauschwaben? Welche Parallelen gibt es zwischen den donauschwäbischen Vertriebenen von damals und den heutigen Flüchtlingsschicksalen? Diese Fragen diskutierte Moderator Markus Brock mit Maria Bering, Leiterin der Abteilung „Geschichte und Erinnerung“ bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Julian Würtenberger,ehem. Staatssekretär im Innenministerium des Landes Baden-Württemberg, Gunter Czisch, Oberbürgermeister der Stadt Ulm, Ibolya Hock-Englender, Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, Ovidiu Ganț, Abgeordneter des demokratischen Forums der Deutschen im rumänischen Parlament und Hans Supritz, Bundes- und Landesvorsitzender der Landsmannschaft der Donauschwaben. Den Festvortrag hielt Prof. Dr. Reinhard Johler, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für donauschwäbische Geschichte in Landeskunde (idgl) in Tübingen. Musikalisch begleitet wurde die Festveranstaltung durch das Ensemble des Philharmonischen Orchesters Ulm.
„‘Vergangenheit hat Zukunft‘ ist das Motto des ungarndeutschen Landeslehrpfades in Baje, Südungarn; es drückt die Wichtigkeit der Bindung an die Wurzeln aus, die für das Fortbestehen einer Volksgruppe unerlässlich ist. Genau das Gleiche verkörpert für mich die Dauerausstellung des DZM ‚Donauschwaben. Aufbruch und Begegnung‘. Wir erleben Schicksale auf verschiedene Art und Weise, in denen sich der Besucher selbst finden kann und die einen in seiner Identität stärken”, erklärte Ibolya Hock-Englender bei der Wiedereröffnung des DZM in Ulm. „Es ist wichtig für uns Ungarndeutsche, vor allem für die Pädagogen, dass wir einen engen Kontakt zum Donauschwäbischen Zentralmuseum pflegen und gemeinsame Projekte durchführen, weil man hier modernen, zeitgemäßen Methoden begegnet, die wir in unseren Bildungseinrichtungen für unseren Unterricht adaptieren können”, so die LdU-Chefin.
Quelle: www.dzm-museum.de, https://www.facebook.com/dzm.ulm
Foto: LDU
Das ungarische Einwanderungsgesetz von 1722/23
im Kontext seiner Zeit und seiner Rezeption
Festakt und wissenschaftliche Tagung in Tübingen
Auf Einladung des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde (idgl) fand am 7. und 8. Juli 2022 ein Festakt mit Tagung in Tübingen statt. Der vor 300 Jahren in Preßburg einberufene Landtag gilt als Wendepunkt in der frühneuzeitlichen Geschichte des Königreichs Ungarn. Die Siedlungswanderung aus dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, die bereits nach dem Großen Türkenkrieg (1683-1699) einsetzte, war gesetzlich nicht geregelt. Der Landtag von 1722/23 lieferte die fehlende Rechtsgrundlage für die Einwanderung, die von den habsburgischen Herrschern und den ungarischen Grundbesitzern mehr als hundert Jahre lang erfolgreich betrieben wurde. Die Vorträge der Tagung gaben einen Einblick in einige der zeitgenössischen rechtlichen Regelungen in Europa und die Rezeption des Gesetzes bzw. der Immigration in Ungarn.
An der Veranstaltung nehmen u.a. auch die Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, Ibolya Hock-Englender sowie Joschi Ament, Vorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn in Deutschland (LDU), teil. Im Rahmen der Veranstaltung erklärte LdU-Vorsitzende Ibolya Hock-Englender: „Einer der Leitsätze in der LdU-Strategie lautet: ‚Wir schaffen ein eigenes historisch-politisches Narrativ‘. Die Herausgestaltung einer korrekten ungarndeutschen Erinnerungspolitik ist eine wichtige politische Zielsetzung von uns. Dies ist umso mehr nötig, da weder in den Lehrplänen der allgemeinbildenden Fächer, noch in der öffentlichen Meinung die neuesten – objektiven und dogmenfreien – wissenschaftlichen Ergebnisse über unsere Geschichte, über unsere Leistungen und unseren Beitrag zur Entwicklung Ungarns präsent sind. Auch aus diesem Aspekt betrachtet möchte ich die Wichtigkeit dieser Tagung betonen und mich für die Idee und Organisation bedanken, vor allem bei Prof. Dr. Marta Fata, die die wissenschaftliche Leitung und Organisation innehat. Ich bin der Auffassung, dass historische Korrektheit der Ausgang einer gutfundierten, ehrlichen Zukunft ist. Wir müssen unsere Vergangenheit klar sehen, damit wir uns mit ihr auseinandersetzen können, nur so können wir auf unsere Wurzeln bauen.“
Foto: idgl
Quelle: LdU
(Auf dem Hauptfoto sind Joschi Ament, Ibolya Hock-Englender und Dr. Bernd Fabritius zu sehen. Bildquelle: LDU)