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Entlang der Donau – von Schorokschar bis Sankt Andrä
VUdAK-Gründungsmitglied Josef Bartl wäre am 25. September 90 Jahre alt geworden. „Bartl 90“ ist eine Ausstellungsreihe aus diesem Anlass: eine Schau ist bis Ende September in der Galerie Faur Zsófi in Budapest zu sehen, wo neben Werken von Bartl auch Gemälde von Adam Misch präsentiert werden (NZ 36/2022). Am 15. September öffnete die Ausstellung „Bartl 90“ mit Grafiken in der Galerie Neuofen und eine weitere große Ausstellung wird am 26. Oktober um 18.00 Uhr in der Galerie B32 in Budapest XI., Bartók-Béla-Straße eröffnet.
Kurator János Wolfart hat für die Ausstellung, die am 6. September im Haus der Ungarndeutschen in Budapest eröffnet wurde, Exponate aus dem Besitz von Freunden, Kollegen, Weggefährten von Bartl ausgewählt. Fünf Bilder stammen aus dem Nachlass des Künstlers. Viele Leihgeber steuerten Gedanken und Erinnerungen über das ausgestellte Bild oder ihre persönliche Beziehung zum Künstler und Menschen Josef Bartl bei, diese kann man in Textform sehen und lesen (die deutschsprachigen Texte werden im Deutschen Kalender 2023, die ungarischen Geschichten in der Dezemberausgabe der Zeitschrift „Barátság“ veröffentlicht). Somit ist die Schau im HdU im wahrsten Sinne des Wortes eine Gedenkausstellung. Gezeigt werden aber auch einige bedeutende Gemälde aus dem Lebenswerk: das namensgebende Bild „Entlang der Donau“ aus der Sammlung des im Juli verstorbenen Künstlers István Harasztÿ und seiner Witwe Éva und die beiden Gemälde „Rote Zeichen“ und „Porträt eines Programmierers“ aus der Sammlung des Trompetenkünstlers Georg Geiger. Alle drei Werke wurden bereits bei einer der wichtigsten, wenn nicht sogar der wichtigsten Einzelausstellung von Josef Bartl in der Budapester Kunsthalle 1980 präsentiert.
Wie Kurator Wolfart bei der Einführung in die Ausstellung darlegte, schöpfte Bartl bereits seit den sechziger Jahren Inspiration aus den Gegenständen und Motiven der Volkskunst. Bartls Malerei ist aber deswegen so authentisch, weil diese Verwendung von Motiven aus der Volkskunst in seinem Falle keine aufgesetzte, zur Schau getragene Modeerscheinung der Zeit war. Er stammte aus diesem Milieu und auch später, als er nicht mehr in Schorokschar wohnte und arbeitete, umgab er sich mit Möbeln und Gegenständen, die mit Motiven der Volkskunst verziert waren. Er hörte in seinem Atelier gerne Schorokscharer Blasmusik, die Trompete war ein beliebter Gegenstand seiner Stillleben oder später der Collagen, von denen zwei in der Ausstellung mit einigen anderen, größtenteils frühen Werken im kleinen Raum bestaunt werden dürfen.
Die Wendung zur Abstraktion in den siebziger Jahren ging einher mit der Wahl zum Mitglied der Alten Künstlerkolonie in Sankt Andrä an der Donau, verbunden mit der konsequenten Verwendung eines bestimmten Motivschatzes bis zum Ende seiner künstlerischen Laufbahn. Diese Werke aus der klassischen Periode findet der Besucher im mittleren und im großen Raum. Wer kennt nicht diese stilisierten Motive: die Tulpe, das Herz, den Kreis, die Puppe, den Kopf, das Kreuz, das Quadrat, den Keil, das Grabholz, das siebenblättrige Kleeblatt – die Liste ließe sich noch mit einigen wenigen Motiven ergänzen. Dadurch wurde und bleibt die Malerei von Bartl unverwechselbar. Damit gehört er zu den wenigen zeitgenössischen Malern, die ein in sich geschlossenes und einzigartiges Lebenswerk hinterließen. Der Maler wurde von seinen Künstlerkollegen mit dem Lebenswerkpreis 2009 ausgezeichnet.
Zur Vernissage steuerte Stefan Valentin ein Gedicht bei, das er kurz davor geschrieben hat. Und stilvoll untermalte der 16-jährige Trompeter aus Großturwall Tamás Toma mit Charpentier „Te deum“, „Ich bin ein Bub vom Donautal“ und „Inselbaum-Polka“ musikalisch das Eröffnungsprogramm (Bartl hätte seine helle Freude daran gehabt). Toma hat zum ersten Mal in der 4. Klasse in der Blaskapelle Großturwaller Musikanten gespielt, die Johann Troll (der Bruder seiner Großmutter) geleitet hat. Im selben Jahr fing er an, im Blasorchester der Musikschule Weiner Leo zu spielen. Er war Mitglied im Sóskuter Jugendorchester, seit vorigem Jahr spielt er 1. Trompete bei den Kleinturwaller Musikanten. Er hat schon mehrere Preise gewonnen: Qualifizierung Gold beim Regionalen Deutschen Musikwettbewerb Taks und beim Sztán-István-Gedenkwettbewerb (beide 2019); 1. Preis beim XV. Lubik Imre Nationalen Trompetenwettbewerb und 2. Preis beim XIV. Nationalen Trompetenwettbewerb der Musikgymnasien (beide 2021) sowie 1. Preis beim Internationalen Bläsertreffen in Brünn (2022).
Bis 28. Oktober ist die Bartl-Gedenkausstellung im Otto-Heinek-Saal des Hauses der Ungarndeutschen, Budapest VI., Lendvay u. 22 geöffnet. Besichtigung nach telefonischer Vereinbarung: 00 36 1 373 0933
Erschienen in: Neue Zeitung, 37/2022
Video: Monika Ambach/Zentrum.hu
Foto: Ludwig Grund/Zentrum.hu
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Am 7. Oktober (auf Ungarisch) und am 14. Oktober (auf Deutsch) jeweils um 16 Uhr führt Kurator János Wolfart durch die Ausstellung.
Im Rahmen der Veranstaltungen können die Interessenten die Kunst und das Schaffen Josef Bartls kennenlernen.
Der Eintritt ist frei, aber an Registration gebunden! Anmeldung unter: info@zentrum.hu
Anmelden können Sie sich
- für die ungarischsprachige Führung am 7. Oktober bis zum 6. Oktober,
- für die deutschsprachige Führung am 14. Oktober bis zum 13. Oktober!
Wir bitten Sie in ihrem Brief anzugeben, an welcher Veranstaltung Sie teilnehmen möchten!
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Organisator:
Ungarndeutsches Kultur- und Informationszentrum und Bibliothek
Partner:
Verband Ungarndeutscher Autoren und Künstler
Förderer:
Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen
Ministerpräsidentenamt • Staatssekretariat für Nationalpolitik
Ministerpräsidium über den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter (NKUL-KP-1-2022/2-000542)