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15 Jahre Alte Kameraden Blaskapelle
Der Verein Alte Kameraden Blaskapelle wurde 2008 in Nadasch mit dem Ziel gegründet, die ungarndeutsche Musiktradition am Leben zu erhalten und an kommende Generationen weiterzuvermitteln. Namensgeber des Vereins ist der bekannte Nadascher Musiker Stefan Czehmann, der Initiator war Antal Schram, der bis heute als Manager und Vereinsvorsitzender tätig ist. Musikalischer Leiter ist János Ritter aus Arpad/Fünfkirchen, der aus einer ungarndeutschen Musikantendynastie aus der Branau stammt, die bereits seit 82 Jahren musiziert. Der Verein zählt heute 23 aktive Mitglieder, darunter auch Musiker des Erzbergmann-Orchesters Fünfkirchen.
Die heuer 15-jährige Blaskapelle besteht hauptsächlich aus Musikern, die früher auf Hochzeiten und Bällen gespielt haben und noch in den natürlichen Prozess der Traditionsvermittlung eingebunden waren, der die stilgerechte Aufführung dieser Musik garantiert. Neben öffentlichen Auftritten leistet die Blaskapelle auch eine wichtige Mission: Sie archivieren und digitalisieren handgeschriebene ungarndeutsche Noten der vorigen Jahrhunderte und zeichnen die Musikstücke auch auf, sodass der Erhalt dieser wundervollen Melodien für die Nachwelt gesichert ist und gleichzeitig die Weitergabe der authentischen Musiktradition auch ohne die Erlebnisgeneration möglich sein wird. Bis dahin haben jedoch junge talentierte Nachwuchsmusiker noch die Chance, von älteren Kollegen des Vereins alles zu lernen, was ungarndeutsche Blasmusik zu bieten hat – und was man alleine durch den schulischen Musikunterricht nicht lernen kann. Regelmäßig veröffentlicht der Verein auch Notenhefte, damit möglichst viele Zugang zur ungarndeutschen Blasmusik haben können. Ihr mehrstündiges Repertoire besteht mittlerweile aus über 100 Musikstücken. Die Arbeit des Vereins wurde mehrfach ausgezeichnet. Bei der Qualifizierung des Landesrates der ungarndeutschen Chöre, Kapellen und Tanzgruppen hat das Orchester bereits viermal „Gold mit Auszeichnung“ erreicht.
Am 13. Mai 2023 feierten die Alten Kameraden im prall gefüllten Konzertsaal des Kodály-Zentrums Fünfkirchen ihr Jubiläumskonzert mit einem anspruchsvollen Programm. Die außergewöhnliche Bühnenproduktion lud zu einer imaginären Zeitreise in den ungarndeutschen Alltag der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts ein. „Als Leitmotiv haben wir uns für das Lebenswerk des Malers Stefan Jäger (1877-1962) entschieden. Eines seiner großen Verdienste ist, dass seine Bilder neben ihrem künstlerischen Wert auch den Alltag, die Feste, die Lebensumstände und nicht zuletzt die Trachten der deutschen Gemeinden seiner Zeit getreu dokumentiert hat, so dass er zu Recht als Maler der Schwaben bezeichnet werden kann“, erklärte Vereinsleiter Antal Schram, der für die Zusammenstellung des Programms zuständig war. Jägers bekanntestes Werk ist wohl das dreiteilige Ölgemälde „Die Einwanderung der Deutschen in Südungarn”, das bestimmt viele Ungarndeutsche schon einmal gesehen haben. Im ersten Teil des Jubiläumskonzerts wurden auf einer LED-Leinwand die thematisch ausgewählten Werke von Jäger gezeigt, begleitet von traditioneller, ungarndeutscher Blasmusik. Im zweiten Teil des Festprogramms ertönten bekannte Polkas und Walzer aus dem zwanzigsten Jahrhundert. Neben den großen Blasmusik-Klassikern erklangen aber auch neue Kompositionen wie der „Winzer Walzer“ oder die „Josefa Polka“ von Georg Ahmann (Noten) und Christina Arnold (Texte), die unter Beibehaltung der klassischen Merkmale ungarndeutscher Blasmusikstücke erst vor Kurzem entstanden sind. Einige Musikstücke wurden mit Gesang vom Bawazer Kresz-Tóth Duo begleitet, das mittlerweile seit fünf Jahren regelmäßig mit der Blaskapelle auftritt. Moderator des Abends war János Szászi.
Schirmherren der Jubiläumsveranstaltung waren Ibolya Hock-Englender, die Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, und Josef Manz, der Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Medien der LdU. In seinen Grußworten hob Josef Manz die unzertrennliche Verbindung zwischen der Blasmusik und der ungarndeutschen Kultur hervor: „Blasmusik ist die musikalische Muttersprache von uns Ungarndeutschen, seit eh und je spielte sie eine wichtige Rolle. Sie begleitet uns von der Geburt bis zum Grabe. Unsere Kultur ist Teil der ungarischen Kultur und Teil der deutschen Kultur. Das ist eine große Verantwortung, beide Kulturen zu bereichern ist unsere Aufgabe“. Er wies außerdem auf die Strategie „Steh dazu!“ der LdU hin, in der geschrieben steht: „In der globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts hat sich der Prozess des Aufeinanderwirkens der Kulturen beschleunigt. Die Verbreitung der Massenkultur gefährdet die traditionellen Gemeinschaftskulturen. Die ungarndeutschen kulturellen Akteure (Tanzgruppen, Kapellen, Chöre usw.) pflegen das authentische einheimische ungarndeutsche Kulturerbe, wobei das Wertvolle vom Kitsch, das Traditionelle von den volkstümlichen Erscheinungen unterschieden werden.“
„Die Alte Kameraden Blaskapelle aus Nadasch hat diese Zielsetzungen vor Augen gehalten. Sie präsentiert seit 15 Jahren klassische, schwäbische Blasmusik auf hohem Niveau, die man getrost unsre Musik nennen kann“, würdigte Josef Manz im Namen der LdU die Jubilare. „Für ihren Einsatz um die Pflege und Bewahrung der ungarndeutschen Musiktraditionen sprechen wir ihnen unsere größte Anerkennung aus und wünschen ihnen weitere schöne Erfolge“ sagte Gastredner László Kreisz, der Vorsitzende des Landesrates. Der Vorsitzende des Verbandes der Branauer Deutschen Selbstverwaltungen, Josef Szugfil, würdigte in seinem ungarndeutschen Ortsdialekt die langjährige Arbeit zum Erhalt echter, authentischer ungarndeutscher Musiktradition und versicherte die weitere Unterstützung des Orchesters in der Zukunft. Er fügte hinzu: „Ich bin stolz darauf, dass die Idee einer traditionellen ungarndeutschen Blaskapelle hier in der Branau ihren Ursprung hat“. „Die Idee der Jubiläumsfeier wurde von der Deutschen Selbstverwaltung der Stadt Fünfkirchen und dem Lenau Haus von Anfang an unterstützt. Ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass unsere wichtige Mission Zugang zu der breiten Öffentlichkeit gefunden hat”, summierte Vereinsvorsitzender Antal Schram.
Gabriella Sós




Foto: Leidl Viktor, Klaudia Weigert
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