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„Wenn du unseren Tanz siehst, hörst du die Worte unseres Herzens.” Daran konnte niemand zweifeln, der an einem beliebigen Tag der Volkstanzwoche des Landesrates der ungarndeutschen Chöre, Kapellen und Tanzgruppen einen Blick in die Säle der Petschwarer Burg warf, selbst wenn er nur zu einem Tagesseminar gekommen war. Denn begeisterte und wissbegierige Tänzer lauschten aufmerksam den Dozenten oder übten fleißig die neuen Choreografien.
In der ersten Augustwoche brachte die diesjährige Tanzfortbildung fast fünfzig Teilnehmer aus zwanzig Gemeinden zusammen, die die von hervorragenden und engagierten Fachleuten gehaltenen Vorträge und praktischen Übungen besuchten.
Betrachtet man nur die wachsende Teilnehmerzahl, die gute Atmosphäre der Veranstaltungen und die teambildenden Gespräche an den Abenden, so kann festgestellt werden, dass das neue Ausbildungskonzept der Volkstanzwoche, das im vergangenen Jahr konzipiert worden ist, eine Erfolgsgeschichte ist. Hervorzuheben sind sicherlich die Kreativität und das langfristige Denken von Julianna Szabó, der Vorsitzenden der Tanzsektion, und die Kontakte der Tanzsektion in der Tanzbranche, die dazu beitrugen, dass ein so hochwertiger Fortbildungskurs zustande kam.
In Anknüpfung an die Themen des letzten Jahres und auf der Suche nach Antworten auf neue Fragen, die sich seither ergeben haben, wurden die Themen der Vorträge und Übungsstunden festgelegt. Die wichtigsten fachlichen Ziele bestanden darin, den Tanzgruppenleitern sowie den aktiven Tänzern dabei zu helfen, ihren Tanzalltag zu organisieren, und zwar sowohl in Bezug auf das Wissen als auch auf die Methodik.
Die Frage nach dem „Wie?” war eine Herausforderung für die Organisatoren, denn das System der eintägigen Seminare bedeutete, dass sie eine flexible Thematik entwickeln mussten, so dass jeder Programmblock für sich stehen konnte, da nicht unbedingt dieselben Tänzer an den Seminaren an aufeinanderfolgenden Tagen teilnahmen. Außerdem mussten sie das Fachmaterial auf die unterschiedlichen Wissensstände der Teilnehmer abstimmen. Eine wichtige Überlegung war, dass auch Teilnehmer, die nur über Grundkenntnisse verfügen, von dem Camp profitieren und nützliches Wissen mit nach Hause nehmen können.
Der Leitfaden der Woche war, Antworten darauf zu finden, wie unsere geistige und tänzerische Kultur weiterlebt, wie wir sie an unsere Nachkommen weitergeben, und zu erkunden, was wir in diesem Bereich noch zu tun haben. Eines ist klar geworden: Um die ungarndeutsche Tanzkultur zu bewahren, ist der erste und wichtigste Schritt, einen guten Überblick über das zu bekommen, was uns zur Verfügung steht. Wir müssen die vorhandenen Materialien, Sammlungen und Ressourcen erkunden. Dazu müssen wir sehen, was für archive und lokale Materialien neben den in Archiven und Publikationen auffindbaren Dokumentationen darauf warten, aufgearbeitet zu werden. Wir möchten sie dann den Nutzern in einem geeigneten Format zur Verfügung stellen.
Während der Woche wurde versucht, lokale Tänze aus den umliegenden Dörfern zu erlernen, dazu wurden praktizierende Tanzlehrer eingeladen.
Die Woche begann mit den sogenannten Grundtänzen. László Nagy, Tanzlehrer und Choreograf aus Maratz, stellte die Varianten der Figurentänze in den verschiedenen Siedlungen vor. Es ist ein wichtiges Ziel, dass diese Tänze nicht nur als Kindertänze weiterleben, sondern sie wieder zu einem Bestandteil von Tanzveranstaltungen werden, wie sie es früher waren. Im Laufe des Tages führte Anett Wölfling die Teilnehmer dann in die Bawazer Tänze ein und gab ihnen Anregungen, wie diese weiterverknüpft werden könnten. Am Mittwochabend führten die Nadascher Tänzer unter der Leitung von Zsuzsanna Hernesz-Hajdú die Motive der Tänze aus Haschad den Anwesenden vor, die diese anschließend auch erlernen konnten. Am Donnerstag brachte Ilona Köhler-Koch die Kindertänze aus ihrer Choreografie Kinderfasching in Ziko mit.
Am Dienstag brachten Michael Mausz und seine Tochter Judit Mausz den Teilnehmern die komplette Choreographie „Tänze aus Wemend” von Michael Mausz bei, und der Choreograf gab einen historischen Überblick über die Geschichte und das System der deutschen Tänze in Ungarn. Mitte der Woche wurde die Theorie des Choreografierens behandelt, die textliche Beschreibung der Tänze und das Lesen der Choreografiebeschreibungen.
Am Mittwoch konnten die Teilnehmer unter Anleitung von Ilona Huszák und ihren Helfern aus Ujfluch erlernen, wie man anhand einer konkreten Choreografie Tanztexte liest und schreibt. Damit sollte sichergestellt werden, dass die bereits niedergeschriebenen Choreografien nicht in Vergessenheit geraten. Das Ziel der Schulung war, den Schöpfern und Sammlern die notwendige Unterstützung bei der Aufzeichnung der Werke zu geben, um unsere Tanzkultur bewahren zu können.
Alexandra Korom, Tanzforscherin und Doktorandin der Tanzanthropologie aus Segedin, nahm zum zweiten Mal an der Tanzwoche teil. Sie führte die Tänzer mithilfe ihrer kürzlich veröffentlichten Forschungsarbeit in die Methodik der Tanzforschung ein und erinnerte an den kritischen Umgang mit Quellen. In einem separaten Workshop berichtete sie über die Fallen, auf die sie bei ihrer spezifischen Forschungsarbeit in Hajosch gestoßen ist.
Ildikó Winhardt aus Wudersch bearbeitete mehrere Aufnahmen von verschiedenen Siedlungen aus dem Petermann-Archiv. In ihrem Vortrag stellte sie ihre eigenen Erfahrungen vor und brachte die bearbeiteten Tänze im Rahmen eines Tanzhauses mit Live-Musik den Anwesenden bei.
Um authentische ungarndeutsche Tänze tanzen zu können, sind die passende Tracht, die richtige Musikauswahl und die Betonung des Liedrepertoires unerlässlich. Johanna Tengler aus Willand berichtete in diesem Zusammenhang über ihre Forschungen zur Willander Tracht und gab ein gutes Beispiel dafür, wie man die alte Trachtenkultur unserer Siedlung erforschen und untersuchen kann. Mónika Fazekas-Gombár aus Wetschesch hielt einen Vortrag über ihre Arbeit zur Erfassung der Wetschescher Liedersammlung und deren Methodik sowie über das als Ergebnis ihrer Arbeit veröffentlichte Liederbuch und brachte Lieder aus der Sammlung im Ortsdialekt den Teilnehmern bei.
Der Dirigent und Vorsitzende der Blasmusiksektion des Landesrates, Sándor Kaszás aus Sóskút, sprach über die Besonderheiten der ungarndeutschen Volksmusik und veranschaulichte anhand praktischer Beispiele, worauf bei der Musikauswahl zu achten ist, um Fehler zu vermeiden.
Tanzgruppenleiter werden öfter gebeten, ein Tanzhaus zu leiten, auch das hat seine Methode. Mira Gölcz aus Leinwar stellte ihre eigene gut bewährte Praxis vor.
Julianna Szabó, Vorsitzende der Tanzsektion, sprach in ihrem Vortrag über die Möglichkeiten, sich dem Projekt „Landesrat-Verlag” – das sich abzuzeichnen scheint – von Seiten des Tanzes anzuschließen. Wir möchten eine digitale Datenbank schaffen, die den Nutzern den Zugang zum ungarndeutschen Tanzgut ermöglicht. Außerdem würden wir dadurch Urhebern eine Möglichkeit geben, die bereit sind zu ermöglichen, ihre Werke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. All dies setzt natürlich die Anwendung des Urheberrechtsschutzes und eine rechtlich korrekte Haltung der Nutzer voraus. Dies erfordert eine angemessene Schulung der Partner.

Die Entwicklung eines geeigneten Ausbildungssystems, die professionelle Unterstützung von Tanzpädagogen, die mit Kindergruppen arbeiten, die Frage der institutionellen Tanzausbildung und die Fortbildung von Tanzpädagogen wurden ebenfalls als weitere Aufgaben genannt. Wir werden weiter über Ideen und Initiativen nachdenken, um all das zu lösen.
Insgesamt erwies sich die diesjährige Volkstanzwoche, wie auch in den Vorjahren, als eine sehr wertvolle Fortbildungsveranstaltung mit vielen Entwicklungsmöglichkeiten, die den Qualitätsanspruch des Landesrates verkörpert und sein hochwertiges Ausbildungssystem untermauert.
Die Veranstaltung wurde durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat, die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, die Petschwarer Deutsche Nationalitätenselbstverwaltung und die Regierung Ungarns gefördert.
Julianna Szabó und LandesratForum
Foto: Attila Székely
