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Im September nahmen wir in Vertretung der Bohler Grundschule an der deutschen Messe in Marjud/Mariagyűd mit 30 Kinder und Eltern teil. Jeder war in seiner Tracht, und so wallten wir vor den Pfarrern in die Kirche. Die Kinder wurden von den Gläubigen mit einem Lächeln betrachtet. Manche hatten auch Tränen in den Augen. „So stolz war ich noch nie auf meine Tracht!”, sagte ein Mädchen nach der Messe, als sie nach altem Brauch einen Rosenkranz als Erinnerung bekommen haben.
Dann kam die Kirchweihmesse in November in Bohl, selbstverständlich auch in unserer Tracht, wo unser Pfarrer genau erzählte, warum es so schön ist, dass sie so an der Messe teilnehmen und unsere Bräuche so weitergeben.
Im 7. Jahrgang haben wir gerade übervolkstümliche Heilverfahren und Genesung durch Glauben und Beten auf einem Pilgerweg gelernt. Wir haben die Votivtafel in Marjud angeschaut und die zwei wichtigsten Gebete auf Deutsch gelernt.
Dann ist endlich der Dezember gekommen und wir machten uns auf den Weg nach Mariazell. Es war ein fachübergreifendes Projekt. Denn wir haben auch kurze Geschichts- und Geografiestunden im Bus gehalten. Ohne Handys, Kopfhörer, und andere moderne technische Sachen, haben die Kinder die wunderschöne Landschaft bewundert.
Nach der Ankunft haben die Kinder zuerst im bekannten Pirker Restaurant Mittagessen bekommen, dann sind wir in die Pirker Lebzelterei gegangen, wo wir an einem interaktiven Programm – selbstverständlich mit einer Kostprobe – teilgenommen haben.
Wichtigster Ort dieses Tages war die Kirche, wo wir gemeinsam auf Deutsch gebetet haben. Ein netter Mann aus Mariazell hat uns angesprochen und uns sehr viel über die Beziehung von Ungarn und Mariazell erzählt und zuletzt die Ungarische Kapelle gezeigt. Die Kinder unserer Gruppe sind von verschiedenen Glauben, doch der Glaube an Gott hat uns jetzt zusammengebracht. Wir haben über die Wichtigkeit und Kraft unseres Glaubens gesprochen, die für die Ungarndeutschen auch in den schwersten Zeiten immer Hoffnung gegeben hat.
Dann gingen wir auf die zweite Etage, wo wir die Schatzkammer und die Votivtafel besichtigt haben. In der Kapelle haben wir Kerzen für unseren Verstorbenen angezündet.
Leider haben wir nicht auf den Bürgeralp gehen können, aber zum Glück gab es in der Stadt auch sehr viel Schnee. Die Kinder haben den Schnee genossen und eine Schneeballschlacht gemacht.
Am Ende des Tages haben wir den Weihnachtsmarkt besucht und den Ausblick von der Panoramaterrasse genossen. Die Kinder haben gar nicht nach Hause gehen wollen. Eine kleine ruhige Stadt in den Bergen, ein kleines Schmuckkästchen mit Musik, die man nur öffnen kann, wenn man in den Bergen hineinfährt. Hier beruhigt sich unser Herz und wir können uns auf die Weihnachtszeit vorbereiten. Ein ganz kurzer, aber unvergesslicher Aufenthalt, die uns zusammenbrachte. Man fragt sich, ob es sich lohnt, oder ob solche Programme zur Stärkung der Identität unserer Kinder etwas beitragen. Ich würde sagen, definitiv ja! Es nahmen auch solche Kinder, die früher noch nie eine Tracht angezogen hatten, und die Kirche auch nicht so oft besuchen, oder sogar auch ein anderer Glaube haben, an dem Projekt nur deswegen teil, weil sie zur Tanzgruppe gehören möchten. Es gibt auch einige, die sich für Weihnachten vom Christkind etwas Besonderes gewünscht haben, kein Handy, kein PlayStation, sondern eine eigene Tracht!
Anita Müller