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Sich anstrengen. Damit das, was in der Vergangenheit geschehen ist, in Erinnerung bleibt, auch im Gedächtnis der zukünftigen Generationen. Dazu reicht es nicht aus, das Thema zu bearbeiten, auch greifbare Gegenstände oder Dokumentationen, sogar ein Spielfilm genügen nicht. Dazu muss man auch darüber reden. Jetzt. So gut darüber reden, dass die Aufmerksamkeit und die Neugierde der Jugendlichen geweckt werden.
In Zusammenarbeit mit dem Janus-Pannonius-Museum (JPM) und dem Verein für Ungarndeutsche Kinder (VUK) wurde ein solches Programm im Herbst 2024 in fünf Gruppen von Schülern der 8. bis 9. Klasse des Valeria-Koch-Bildungszentrums im museumspädagogischen Raum des Fünfkirchner Csontváry-Museums des JPM organisiert und durch die Unterstützung der Donauschwäbischen Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg ermöglicht.
Die Beschäftigungen dauerten jeweils 3 Stunden. Wir begannen mit einem Block von Dramaspielen, um eine sichere emotionale Atmosphäre für die Teilnehmer zu schaffen. Diese Spiele halfen uns, uns mit uns selbst, miteinander und mit dem Thema zu verbinden – durch Blicke, Berührung und Worte. Wir begannen mit einem Spaziergang durch den Raum, und über ein stilles Skulpturenspiel gelangen wir bis zu einer Gruppenszene. Danach stellten wir uns mithilfe eines zeitgenössischen Koffers vor, was wir mitnehmen würden, wenn wir für zwei Wochen verreisen würden. Kleidung, technische Geräte, Spielzeug und Familienfotos wurden in den Koffer gepackt.


Nach der Pause ergriff Judit Müller-Walter das Wort. Ihre Großmutter wurde 1944 nach Russland deportiert, die Jahre später zurückkehrte und Geschichten und Erfahrungen aus den Jahren des Grauens mitbrachte. Ihr mitgeschlepptes Paket wird unsichtbar über die zukünftige Großfamilie schweben. Die Enkelin wurde Historikerin und Museologin, durch ihre Mitwirkung können wir jetzt die verbliebenen Objekte der Verschleppung, die Fotos, den Dokumentarfilm und einen Ausschnitt aus dem Spielfilm „Ewiger Winter” sehen.
Während dieses Teils des Programms standen die SchülerInnen um den Tisch herum und schauten zu. Sie berührten die Gegenstände, stellten Fragen und wurden still – es entstand eine echte Verbindung zu den schmerzhaften Geschichten von Menschen, die vor langer Zeit gelebt haben. Den Schwerpunkt legten wir jedoch nicht auf den Schrecken, sondern auf die Überlebensstrategien.
In der dritten Phase des Programms ging es darum, etwas zu schaffen. Wie könnte man diese Geschichte heute erzählen, weitergeben? – lautete die Aufgabe. Man hatte die Möglichkeit, ein Bild zu gestalten, einen Kurzfilm zu drehen, eine Montage zu erstellen oder eine Kurzgeschichte, einen Artikel zu schreiben, je nachdem, wozu man hier und jetzt inspiriert wurde.
Mit den zur Verfügung gestellten Räumen (Keller, Hof), Werkzeugen (Text- und Fotodrucker, Filmschnitt) und Gegenständen (Kostümkopien, Zeitungen, Dokumentenkopien) arbeiteten die SchülerInnen intensiv in den letzten 50 Minuten in Kleingruppen.




In jeder der fünf Sitzungen haben wir erlebt, wie organisch unser Ziel, nämlich Botschaften aus der Vergangenheit in die Zukunft mithilfe der Teilnehmer zu formulieren, erreicht wurde, was sowohl den Teilnehmern als auch den Programmleitern Erfolg und Freude brachten.
Ziel unseres Programms war, die heutige junge Generation für die Auswirkungen einer einzigen politischen Entscheidung (Stalins Entscheidung Nr. 7146) auf das Leben des Einzelnen (Familiengeschichten, Generationsgeschichten, Schicksale) zu sensibilisieren und ihnen dies bewusst zu machen.
Das Programm wurde konzipiert und geleitet von Museologin und Historikerin Judit Müller-Walter, Theaterpädagogin und Museumspädagogin Ildikó Toldi-Hoffmann sowie Museumspädagogin, Zeichenlehrerin Katalin Vadvári.
Verein für Ungarndeutsche Kinder