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Der 20. Januar ist der Tag des Sankt Sebastian, des Schutzheiligen gegen die Pest. Seiner Fürbitte sprach man das schnelle Erlöschen der Pest 680 in Rom zu. Zu Ehren des frühchristlichen Märtyrers, der übrigens auch der Beschützer der Brunnen, Patron der Sterbenden, Eisenhändler, Töpfer, Kriegsinvaliden, Eisen- und Zinngießer, Jäger, Leichenträger und Waldarbeiter ist, wird seit 1739 jedes Jahr – mit kurzer Unterbrechung – in Schambek eine Gelöbnismesse abgehalten.
Seitdem die Pandemie unser Leben verändert und bleibende Spuren hinterlassen hat, bedeutet die Sankt-Sebastian-Gedenkmesse etwas anderes als früher. Obwohl Pfarrer Márton Dénes Holnapy, der die deutschsprachige Messe zelebriert, in seiner Predigt darauf hingewiesen hat, dass wir uns auch in unseren Tagen mit Gefahren und Krankheiten wie z. B. Ebola konfrontieren müssen, hat man früher gedacht, dass diese Gefahren uns in Europa nicht betreffen würden.
Covid, diese früher unbekannte Krankheit, die in Ungarn mehr als vierzigtausend Opfer gehabt hat, hat bewiesen, dass der heutige Mensch nicht verschont bleibt. Wir müssen die Kraft und den Gottesglauben unserer Vorfahren vor Augen halten, um die Schwierigkeiten der modernen Welt überwinden zu können.
Die Sankt-Sebastian-Gedenkmesse, die dieses Jahr am 18. Januar stattfand, ist immer schön und berührend: die katholische Kirche in Schambek ist meistens voll, Eltern, Großeltern kommen mit den Schulkindern, um an der Messe teilzunehmen, drei Chöre, der Schambeker Chor, der Frauenchor aus Wudigeß und der Chor aus dem Nachbarndorf Jeine sorgen mit Akkordeonspieler Norbert Sax für die musikalische Gestaltung. Es ist in erster Linie der Deutschpädagogin der Zichy-Miklós-Grundschule, Etelka Uhrinyi-Hajdú, zu verdanken, dass die junge Generation so aktiv mitwirkt: sie berichtet über das Leben des Heiligen auf Deutsch, liest die Gebete und Fürbitten vor, singt die deutschen Kirchenlieder.
Die aus Kowatsch nach Schambek eingeschleppte Pestseuche hat im Jahre 1739 in Schambek 828 Opfer, ca. die Hälfte der Bevölkerung, gehabt. In der beim Altar ausgestellten Sterbematrikel sind die Pesttoten nicht dem Namen nach aufgeschrieben, es ist bei den Häusern gefragt worden, wie viele Opfer es im Haus gegeben hat, so ist nur der Name des Wirtes und die Zahl der Pesttoten in die Sterbematrikel eingetragen worden. Die Pesttoten sind in einem Massengrab beigesetzt worden.
Der Höhepunkt der Zeremonie ist immer die Andacht mit den Kindern vor dem schönen, neulich renovierten Sankt-Sebastian-Nebenaltar. Sie lesen die uralten Gebete unserer Ahnen in deutscher Sprache vor. Was diesmal neu war, war das Vaterunser, das die Schulkinder mit der Gitarrenbegleitung von Deutschlehrerin Judit Kiss vortrugen. Schön, einfach und berührend, so könnte man das Erlebnis charakterisieren. Ähnliches haben die Gläubigen im Jahre 2021 erlebt, als der Kinderchor der Waschludter Paul Angermann Deutschen Nationalitätenschule das Vaterunser mit Akkordeonbegleitung von Ádám Weisz bei der Gerhardsmesse vorgetragen hat.
Die ergreifende Messe schon, aber die ganze Veranstaltung endete nicht mit der Andacht, weil der Vorsitzende der Deutschen Selbstverwaltung, Johann Bechtold, alle Anwesenden, aber insbesondere die Chormitglieder ins Deutsche Haus einlud, wo das traditionelle Haussegnen – zelebriert von dem Prämonstratenser Márton Dénes Holnapy – stattfand. Das gemeinsame Feiern, das gemeinsame Singen bei Glühwein, Tee und Pogatschen sowie die belebte Unterhaltung beweisen, dass diese drei Dörfer, die im 18. Jahrhundert durch der gleiche Schicksalschlag getroffen worden sind, auch heute noch zusammengehören.
Maria Herein-Kőrös