Nachruf
Franz Reichardt, der Anfang Februar mit 98 Jahren verstorben ist, war unter den Ungarndeutschen vor allem als Akkordeonist und Sekretär des im Jahre 1982 mit 28 Mitgliedern gegründeten Singkreises in Weindorf/Pilisborosjenő bekannt. Obwohl er in Budapest wohnte, fuhr er jedes Mal zu den Proben nach Weindorf und begleitete den Chor im In- und Ausland. Er blieb dem Singkreis 33 Jahre treu, solange es seine Kräfte erlaubten. Eine kurze Zeit begleitete Feri bácsi auch den Frauenchor in meinem Heimatdorf Wudigeß/Budakeszi.
Im Jahre 2018 erhielt Franz Reichardt bei der ÉMNÖSZ-Kulturgala die Auszeichnung Für das Ungarndeutschtum der Region Nord. Nicht nur er, sondern auch unser Verein freute sich sehr über die Anerkennung.
Am 10. Jänner 2015 wurde er auf der Mitgliederversammlung im Gemeinderaum der St. Elisabeth Katholischen Gemeinde deutscher Sprache zum Ehrenvorsitzenden des St. Gerhards-Werks Ungarn gewählt. Als er als neugewählter Ehrenvorsitzender die Teilnehmer begrüßte, gab er auch seiner Hoffnung Ausdruck, dass er trotz des schlechten Gesundheitszustandes seiner Frau an den Veranstaltungen des Vereins weiterhin teilnehmen kann. Und so war es zum Glück jahrelang. An den Maiandachten, Wallfahrten, Gerhardsmessen war er immer präsent, unabhängig davon, wo sie stattfanden.

In der Gesprächsrunde mit damaliger Zentrum-Direktorin Monika Ambach im März 2018 im Haus der Ungarndeutschen berichtete Franz Reichardt ausführlich über die Gründung und Anfangsjahre des St. Gerhards-Werks Ungarn. Er hob hervor, dass der Verein im Jahre 1991 in Budapest mit dem Ziel gegründet worden sei, die geistliche Identität zu wecken. Er hat den Verein mit Rat und Tat unterstützt, und besonders vor der Erneuerung, als der Vorstand die Ermunterung und „die guten Worte” gebraucht hat, weil in diesen Jahren die Mitgliederzahl ein bisschen gesunken ist.
Unser Ehrenvorsitzender war stolz darauf, dass das St. Gerhards-Werk Ungarn nach dem Tod von Dr. Wendelin Hambuch (14.07.2012) weiterlebt und jährlich zahlreiche Programme organisiert. Franz Reichardt hat die deutschsprachigen Berichte und unsere Ausgaben, darunter das zweisprachige Buch Makkosmária – Maria Eichel hoch geschätzt und gerne gelesen. Sein Gottesglaube und seine Marienverehrung können für alle vorbildlich sein. Er war auch ein Vorbild für die jüngere Generation, was seine Lebensführung und seine menschlichen Beziehungen anbelangt.
Dank seiner ausgezeichneten Deutsch-, Schwäbisch- und Englischkenntnisse, bzw. seines Könnens als Maschinenbauingenieur bereiste er die ganze Welt. Es war immer ein Erlebnis, mit ihm Telefongespräche zu führen. Franz Reichardt erzählte besonders gern über seine Jugendjahre, seine Tätigkeit als Schiffbauingenieur in Ägypten und über seine Familie.
Feri bácsi, Du wirst uns sehr fehlen.
Gott gebe Dir die ewige Ruhe!
Maria Herein-Kőrös
stellv. Vorsitzende des St. Gerhards-Werks Ungarn